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Der Moloch: Roman (German Edition)

Der Moloch: Roman (German Edition)

Titel: Der Moloch: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stella Gemmell
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Prostituierten.
    Die heruntergekommene Schenke wirkte in dem unvorteilhaften Licht des Morgens trübselig und war fast leer. Der einzige Gast lag vollkommen betrunken auf dem Boden, und ein Hund leckte ihm das Gesicht ab. Der Wirt lehnte steif an dem schmutzigen Tresen. Sein Gesicht war grau, und er rührte sich nicht. Seltsamerweise roch diese Kaschemme noch schlimmer, wenn keine Gäste darin waren. Riis atmete flach durch den Mund und sah sich in dem dämmrigen Licht nach Evan um. Er hockte in einer Ecke an einem Tisch. Sein blondes Haar hatte er unter einer großen Mütze verborgen.
    » Einen Schluck?«, fragte sein Freund, als Riis sich auf den Stuhl ihm gegenüber setzte.
    Riis warf einen Blick auf die undefinierbare Flüssigkeit in Evans Glas. » Eher würde ich mir Nägel in die Augen bohren«, erwiderte er.
    Evan grinste. » Für einen Soldaten bist du ziemlich empfindlich, Riis.«
    Riis legte die Ledertasche auf den Tisch. Er war nicht zu Scherzen aufgelegt. » Das Mädchen ist tot«, sagte er knapp. » Sie hat diese Karten und Pläne gefunden. Ich werde nicht daraus schlau, aber wie es aussieht, wusste sie, was es damit auf sich hat.«
    Evan nickte. » Wir haben gehört, dass sie bei Mallets Revolte gestorben ist. Wer hat sie getötet?«
    Riis schüttelte den Kopf. » Ich weiß nicht …« Dann sprach er es aus, gab es das erste Mal auch für sich selbst zu. » Marcellus, glaube ich.«
    Evan starrte ihn an. » Marcellus? Warum denn das?«
    » Ich weiß es nicht. Ich meine, ich weiß nicht, ob er es getan hat. Ich bin zu spät gekommen. Sie waren schon alle tot. Alle bis auf die Vinceri.« Und die waren wie in Blut gebadet, dachte er. Sie waren förmlich damit durchtränkt.
    » Warum hätte er sie töten sollen? Hat er herausgefunden, wer sie war?«
    » Das weiß ich nicht. Nein, ich glaube nicht. Sie war einfach nur zufällig in diesem Opernhaus und hat sich um diese Hure gekümmert. Ich weiß nicht einmal, ob Marcellus sie überhaupt kannte.« Er schüttelte den Kopf. » Sie hat einfach nur Pech gehabt.«
    Erleichtert schlug Evan ihm auf die Schulter. » Bist wohl kein großer Spion, hab ich Recht?«
    » Sie war doch nur ein Mädchen«, erwiderte Riis.
    » Sie war alt genug«, erwiderte Evan ungerührt. Riis erinnerte sich aus zahllosen Schlachten, dass Evan Broglanh nur wenig Sympathien für die Opfer des Krieges aufbrachte. » Sie wusste, auf was sie sich eingelassen hat.«
    Riis schüttelte den Kopf. » Nein«, widersprach er im Brustton der Überzeugung, » das wusste sie nicht.« Etwas leiser setzte er hinzu: » Keiner von uns weiß, auf was er sich da eingelassen hat.«
    Jetzt, hier draußen auf den schneebedeckten Ebenen, zügelte Riis Sunder, und das Schlachtross verfiel in einen ruhigen Trab. Sie erreichten allmählich das Vorgebirge, das man den Arraby-Bruch nannte, und Riis erwartete, dass sie bald ihr Ziel zu Gesicht bekamen, wenn Marcellus’ Informationen korrekt waren. Das Arraby-Tor war das östlichste aller Tore der Cité und lag nördlich des Paradies-Tores, gerade noch in Sichtweite. Wenn Saroyan und ihre Eskorte zum Paradies-Tor ritten, konnten sie sie hier nicht verpassen. Er wartete, dass die anderen Soldaten ihn einholten, dann hielt er sein Pferd an und drehte sich zu ihnen um.
    » Auf der anderen Seite des Bruchs kommen uns eine Frau und ihre sechs Leibwächter entgegen. Sie wollen zur Cité«, sagte er, während sein Atem in der kalten Luft Wolken bildete. » Es ist unsere Aufgabe, sie aufzuhalten und sie zu töten. Ihr könnt die Eskorte auslöschen, aber die Frau überlasst mir.«
    Einige seiner Männer tauschten flüsternd Kommentare aus, und ein oder zwei kicherten, aber Riis zog es vor, sie zu überhören. Etliche der Reiter zogen ihre Wollmützen und Fellschals aus, die sie gegen die Kälte trugen, und ersetzten sie durch ihre neuen silbernen Helme. Riis sah den Stolz auf ihren Gesichtern, und er warf einen Blick auf seinen eigenen Helm, der immer noch an seinem Sattel baumelte. Er hatte ihn nicht einmal anprobiert und nahm die Mütze ab. Dann jedoch beschloss er, den Helm dort zu lassen, wo er war. Es war sehr unwahrscheinlich, dass er ihn benötigte.
    Sie ritten weiter, diesmal in enger Formation, und als sie den Kamm des Arraby-Bruchs erreichten, sah Riis, wie erwartet, die winzigen Punkte. Es waren Reiter, die über die flache Ebene zwischen den Hügeln und dem Fluss auf sie zukamen.
    » Denkt daran, wir machen keine Gefangenen!«, brüllte er, und die Abteilung

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