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Der Moloch: Roman (German Edition)

Der Moloch: Roman (German Edition)

Titel: Der Moloch: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stella Gemmell
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diese Zeremonie genoss, die Lieder und die Tänze und den warmen gewürzten Wein, der dazu gereicht wurde. Seitdem hatte er jedes Jahr an der Feierlichkeit teilgenommen, wenn er dazu in der Lage war.
    Seit er im Roten Palast war, hatte er dafür gesorgt, dass er daran teilnahm. Denn der Tag der Zusammenkunft war vor allem für die Familien von Bedeutung, und niemand, dem ihr Wohlwollen wichtig war, vor allem das der Vinceri, konnte sich leisten, diesen Tag zu ignorieren.
    Also humpelte Dol gerade zu Rharatas Turm im Westflügel, als er in der Ferne den tiefen Gong hörte, der einen Alarm im Palast anzeigte. Kurz darauf stürmte eine Zenturie der Eintausend an ihm vorbei. Ihre Rüstungen klapperten, und ihre gepanzerten Stiefel schlugen Funken auf dem Steinboden. Er wich an die Wand zurück, um sie vorbeizulassen. » Was ist passiert?«, lief er ihnen nach.
    » Eindringlinge!«, erwiderte jemand.
    » Wo?«
    Aber sie waren bereits weg, und Dol folgte ihnen. Es freute ihn herauszufinden, dass die Informationen, die er weitergegeben hatte, zutrafen. Er wollte sehen, was passierte.
    Die Soldaten entfernten sich vom Westflügel und liefen in die Mitte des Palastes, und Dol verlor sie rasch aus den Augen. Dann hörte er marschierende Soldaten und folgte dem Geräusch zwei Ebenen nach unten, bis er eine andere Zenturie sah. Er erkannte sie, es waren die Kriegshunde, die in Richtung Fried unterwegs waren. Sie wurden von Leona Kerr Farra befehligt, einer pferdegesichtigen Frau mit rotblondem Haar.
    » Wo sind die Eindringlinge?«, fragte er erneut, aber sie ignorierte ihn.
    Dol konnte zwar mit den Soldaten nicht Schritt halten, aber als sie die Tore des Frieds erreichten, war er dicht hinter ihnen. Er war nie innerhalb dieser grünen Mauern gewesen, zögerte jedoch keine Sekunde, durch das Tor zu treten, und sah sich dann staunend um. Er hatte Geschichten gehört, dass die Mauern des Frieds aus Gold und Edelsteinen bestünden und die Böden aus Kristall gefertigt wären, hatte solche Märchen jedoch nie geglaubt. Im Gegenteil, der Ruf des Frieds als ein Ort des Todes und des Entsetzens hatte in seiner Vorstellung einen finsteren Ort heraufbeschworen, aus hartem Stein und kaltem Metall. Aber jetzt ging er durch hohe Hallen und prachtvoll eingerichtete Räume mit wundervollen Möbeln, geschnitztem Holz und Blattgold, mit Vorhängen in den Farben von Edelsteinen und muskulösen Statuen.
    Hinter ihm rannten noch mehr Soldaten über die weichen Teppiche, und er folgte ihnen zwei weitere Treppen nach unten. Jetzt hörte er auch das Klirren der Waffen und der Rüstungen. Er fragte sich, wie tief der Fried wohl reichte und warum er nicht überflutet war.
    Verletzte Soldaten wurden an ihm vorbeigetragen, weg von dem Kampf, und zum ersten Mal wurde ihm klar, dass es vielleicht klug wäre, eine andere Waffe in der Hand zu halten als seinen alten Spazierstock mit dem silbernen Griff. Schließlich kam er an eine hohe Tür. Dahinter befand sich eine Kammer mit himmelblauen Wänden, auf die weiße Wolken gemalt waren. Soldaten der Blauhäute kämpften gegen eine überwältigende Anzahl Soldaten der Eintausend. Während Dol zusah, wunderte er sich, wie eine so kleine feindliche Streitmacht, die höchstens fünfzig Männer zählte, immer noch kämpfen konnte. Sie hatten sich in eine Ecke zurückgezogen, hinter eine Mauer aus ihren Toten und sterbenden Kameraden. Die Krieger der Eintausend wurden von all den Leichen, auch ihren eigenen Gefallenen, aufgehalten. Dol sah mit dem erfahrenen Blick eines Veteranen, dass es eine lange und blutige Aufgabe sein konnte, auch noch den letzten Soldaten der Feinde zu töten.
    Plötzlich spürte er eine Präsenz hinter sich und drehte sich um. Die Vinceri. Er drückte sich gegen eine Wand, und die beiden Männer gingen an ihm vorbei, ohne ihn eines Blickes zu würdigen. Der Kampf hörte auf, und plötzlich kehrte Stille ein. Sie wurde nur vom schweren Atmen der Krieger und dem Stöhnen der Sterbenden unterbrochen. Dol sah, wie einige der Eintausend grinsten und sich entspannten, als wäre die Schlacht bereits geschlagen. Einige wenige steckten sogar die Schwerter in die Scheiden.
    Marcellus sprach mit Leona und betrachtete dann abschätzend die in die Enge getriebenen Blauen.
    » Gil Rayado!«, sagte er gewohnt liebenswürdig. » Ich habe wahrlich nicht erwartet, dich hier zu sehen.«
    Ein großer, schlanker Kämpfer, der von einer tiefen Schwertwunde im Oberschenkel behindert wurde, stand auf und sah ihn

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