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Der Moloch: Roman (German Edition)

Der Moloch: Roman (German Edition)

Titel: Der Moloch: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stella Gemmell
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an.
    » Hast du nicht, Marcellus?«, erwiderte er ebenso freundlich. » Bei unserem letzten Treffen habe ich, wenn ich mich recht entsinne, gesagt, dass wir uns in deiner Cité wiedersehen würden.«
    » Wenn ich mich recht erinnere«, sagte Marcellus ebenso freundlich, » dann sagtest du wörtlich: ›In den Ruinen deiner Cité‹.« Er sah sich um. » Von all den tausend Hallen im Roten Palast ist das gewiss nicht eine der schönsten. Ihre Einrichtung war schon vor dem heutigen Tag nicht besonders schön, und die Wandgemälde stammen von Gesellen. Dennoch würde ich nicht behaupten, sie sei ruiniert«, erwiderte er sarkastisch.
    Rayado seufzte. » Komm zur Sache, Mann. Ich bin hergekommen, um zu kämpfen, nicht um dich reden zu hören.«
    » Du bist hergekommen, um zu sterben«, verbesserte ihn Marcellus.
    Rayado zuckte mit den Schultern.
    » Und du hast uns auch«, fuhr Marcellus fort, » durch dieses Ablenkungsmanöver nicht täuschen können. Dein Meuchelmörder ist bereits tot oder wünscht es sich zumindest. Deine Männer haben nichts dadurch erreicht, dass sie heute hier sterben, und wir wollen nicht noch mehr von unseren Kriegern verlieren. Leg die Waffen nieder, Gil, und ich verspreche dir, dass meine Soldaten deine Männer nicht anrühren werden.«
    » Ich glaube dir nicht.«
    Marcellus lächelte. » Ich sage die reine Wahrheit. Und ich versichere dir gleichzeitig, dass du selbst auf jeden Fall in diesem Palast sterben wirst.«
    Dol empfand so etwas wie Mitgefühl mit dem Anführer der Blauhäute. Angesichts der Wahl, sich selbst der wahrscheinlichen Folter und dem sicheren Tod zu ergeben und dazu der schwachen Hoffnung, damit das Leben seiner Männer zu retten oder der Aussicht, mit ihnen zu sterben, wusste selbst Dol nicht genau, was er tun würde. Wenn er sich entschied, mit seinen Truppen zu sterben, könnte es aussehen, als wäre seine Angst vor der Folter, die alle Männer teilten, weit größer als seine Sorge um das Leben seiner Leute.
    » Möchtet ihr das vielleicht unter euch besprechen?«, erkundigte sich Marcellus mit gespielter Sorge. » Vielleicht wollt ihr ja darüber abstimmen? Ich glaube, in deinem Land werden viele Entscheidungen durch des Volkes Willen getroffen.« Es war für Dol unübersehbar, dass der Mann ausgesprochen gut gelaunt war.
    Rayado besprach sich kurz mit einem Krieger neben ihm, dann trat er vor. Er stieg unbeholfen über die Haufen von Leichen. » Wer hat uns verraten?«, fragte er.
    » So etwas nennt man Geheimdienstarbeit«, erwiderte Marcellus. » Etwas, wovon du ganz eindeutig nichts verstehst.«
    » Dann habe ich dir nichts mehr zu sagen.«
    Marcellus schlug ihm auf den Rücken. » Nun, nun, wir beide wissen, dass das nicht stimmt«, sagte er aufgeräumt. » Am Ende dieses Tages wirst du alles ausplaudern, und zwar jedem gegenüber, der Lust hat, dir zuzuhören.«
    » Ich möchte dich um eines bitten, Marcellus.«
    » Sag es.«
    » Dass man mir erlaubt, den Kaiser zu treffen.«
    » Das können wir gewiss arrangieren«, antwortete Marcellus. » Der Kaiser wird dich sehen wollen. Er war heute zwar sehr beschäftigt, aber er freut sich immer über Gesellschaft.« Dann befahl er Leona und einer kleinen Abteilung von Soldaten, den Gefangenen abzuführen.
    Dol Salida fragte sich, ob Marcellus sein Wort halten würde, aber er sollte es niemals herausfinden. Denn in diesem Moment bemerkte Rafael Vincerus, dass Dol in der Tür stand. Er nickte ihm anerkennend zu und deutete zur Tür. Dol drehte sich gehorsam um und humpelte davon, zurück zum Westflügel und Rharatas Feierlichkeiten. Er wurde relativ bald von Kriegern überholt, die von der Halle weggingen. Er vermutete, dass die restlichen Blauen, nachdem ihr Anführer verschwunden war, schnell und effizient erledigt worden waren.
    Das Wasser stieg schneller, als Indaro es für möglich gehalten hätte. Zusammen mit ihren drei Gefährten eilte sie durch finstere Tunnel, immer in Richtung Osten. Allmählich erkannte sie Orte, die sich aus der Dunkelheit schälten. Die Ecke einer Mauer hier, die Spitze einer Treppe dort. Aber sie war immer bereits daran vorbeimarschiert, wenn ihre Erinnerung sie langsam einholte. Es erstaunte sie, dass Elija so sicher war, dass er wusste, wohin er ging.
    Schon bald marschierten sie platschend durch tiefes Wasser. » Befindet sich die Halle der Wächter auf dieser Ebene?«, fragte sie den Jungen.
    Er schüttelte den Kopf. » Sie liegt eine Ebene tiefer.« Er warf einen Blick auf ihr Gesicht,

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