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Der Moloch: Roman (German Edition)

Der Moloch: Roman (German Edition)

Titel: Der Moloch: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stella Gemmell
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standen zwei, drei Treppenstufen höher als die Verteidiger und wurden nicht von den Leichen ihrer Kameraden behindert oder von den Lebenden, die hinter ihnen nachdrängten. Indaro bemerkte, dass die Verteidiger so sehr darauf erpicht waren, zu ihnen vorzudringen, dass sie darüber ihre Disziplin vergaßen.
    Der Nachteil war, dass Broglanh, besonders aber Indaro, unglaublich erschöpft waren. Indaros Mund war vollkommen ausgetrocknet, ihre Augen brannten und ihr ganzer Körper schmerzte. Es fiel ihr schwer, sich zu konzentrieren, und zusätzlich zu der Wunde in ihrer Seite musste sie noch zwei weitere, leichte Verletzungen am Arm verkraften.
    Ihre Widersacherin schwang knurrend ihr Schwert nach Indaros Hals. Indaro wankte und trat einen Schritt zurück, als hätte sie das Gleichgewicht verloren. Die Frau drängte vorwärts und zielte mit gebeugtem Knie und ausgestrecktem Arm auf Indaros Bauch. Im selben Moment wechselte Broglanh sein Schwert in die linke Hand und rammte es tief unter die Rüstung der Frau, bis es hinten aus ihrer Schulter wieder herauskam. Gleichzeitig trat Indaro dicht hinter Broglanh, packte ihr Schwert mit beiden Händen und hieb es auf Schwarzbarts Helm. Der große Mann sackte auf die Knie. Broglanh riss sein Schwert aus der Frau, trat einen Schritt zurück und enthauptete den Bärtigen mit einem zufriedenen Grunzen. Der Mann fiel rücklings zu Boden, und Indaro beförderte die schwer verwundete Frau mit einem Tritt die Treppe hinunter. Dann stiegen sie zwei Stufen tiefer. Sie wechselten einen Blick. Indaro spürte, wie eine Welle neuer Kraft sie durchflutete.
    Dann hörten sie hinter sich das Geräusch, auf das sie schon voller Sorge gewartet hatten: das Pochen einer gepanzerten Faust an den großen Toren. Indaro wusste, dass die Leichen die Türen nicht lange blockieren würden.
    » Sie kommen«, rief sie Broglanh zu.
    » Das höre ich«, erwiderte er und zog einem Widersacher das Schwert durchs Gesicht. Sie blickte links an der Treppe hinab. Sie waren jetzt nahe genug am Boden, um springen zu können, ohne zu riskieren, sich die Beine zu brechen – aber da unten warteten Dutzende von Kämpfern mit gezückten Schwertern auf sie. Sie hörte, wie das Geschrei anschwoll. Die Eintausend wussten, dass sich der Kampf seinem Ende näherte.
    » Was auch immer wir noch versuchen – wir sollten bald damit anfangen«, keuchte Broglanh, während er einen Schwerthieb parierte.
    » Wenn die Türen aufgehen, laufen wir wieder hoch und versuchen, uns den Weg freizukämpfen.«
    Er machte ein finsteres Gesicht und hatte auch allen Grund dazu. Wenn sie die Treppe wieder zurück nach oben liefen, hatten sie höchstens ein paar Sekunden Vorsprung vor den Kämpfern unter ihnen. Falls aber dort oben mehr als drei oder vier Soldaten an der Tür auf sie warteten, saßen sie zwischen den beiden Gruppen in der Falle. Sie würden sie totschlagen wie räudige Hunde. Sie hörten, wie sich die Türen ächzend öffneten.
    » Jetzt!«, schrie sie. Sie fuhren herum und hasteten die Treppe hinauf. Sie hatten sich zuvor fast die halbe Treppe hinabgekämpft, und als sie jetzt wieder Seite an Seite nach oben liefen, fluchten die Soldaten der Eintausend wütend und brüllten ihnen Beleidigungen nach.
    Ihre schlimmsten Befürchtungen wurden Wirklichkeit. Die großen Flügeltüren waren halb aufgestoßen worden, und es strömten Soldaten in schwarzsilbernen Uniformen hindurch. Sie steckte mit Broglanh in der Falle. Tod oder Gefangennahm e waren ihnen sicher. Sollten sie sich so einfach geschlagen geben?
    » Broglanh!«, schrie sie und blieb stehen, kurz bevor sie oben am Anfang der Treppe ankam. Wenn sie sich jetzt nach hinten werfen würden, würden sie wahrscheinlich durch den Sturz umkommen und dabei noch ein paar der Verteidiger verletzen oder gar töten. Sie öffnete den Mund …
    » Broglanh!«, wiederholte eine tiefere männliche Stimme ihren Schrei. Broglanh blickte erstaunt nach oben.
    » Nachtfalken! Die beiden sind Freunde. Beschützt sie!« Es war die Stimme eines alten Mannes, aber sie klang fest und gebieterisch. Außerdem kenne ich sie irgendwoher, dachte Indaro.
    Zwischen den Türflügeln tauchte ein heruntergekommener alter Mann auf … schmutzig, unrasiert und wie ein Bettler gekleidet. Neben ihm stand ein schmaler Junge. Die Soldaten der Eintausend, die mit ihnen hereingestürmt waren, waren auf seinen Befehl hin stehen geblieben. Indaro blinzelte. Nachtfalken?
    Die Zenturie der Nachtfalken, die draußen im

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