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Der Moloch: Roman (German Edition)

Der Moloch: Roman (German Edition)

Titel: Der Moloch: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stella Gemmell
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tot. Das war Marcellus’ letzter Versuch, seine eigene Haut zu retten. Er hat vor, Maron gegen sein Leben einzutauschen. Und Maron ist ihm in die Falle gegangen.«
    Als Hayden nichts erwiderte, fuhr der Adjutant fort. » Die Cité bricht auseinander.«
    » Vielleicht erinnerst du dich, dass wir das Wasser aus zwei Stauseen darauf losgelassen haben?«
    » Aber der Kaiser würde nicht zulassen, dass der Palast fällt, wenn er noch am Leben wäre. Er hätte die Macht, es zu verhindern.«
    Hayden fuhr zu ihm herum. » Was weißt du denn über die Macht des Kaisers, Junge?«
    » Ich weiß nur«, antwortete Tyler ungerührt, » was ich bei den Beratungen der Reichen und Mächtigen gehört habe.«
    Hayden schüttelte den Kopf. » Das ändert nichts an unseren Plänen«, wiederholte er.
    » Wirst du deinem Bruder einen Trupp Bewaffneter nachschicken, um ihn zu retten?«
    Der General schüttelte den Kopf. » Marons Schicksal wurde schon vor vierzig Jahren besiegelt. Er ist entweder schon tot oder liegt im Sterben. Wir werden einander nicht wiedersehen.«
    Er dachte an seine Familie, an seine Frau und die drei Kinder, die weit im Westen in Sicherheit lebten, als Gast eines alten Königs, dem niemand die winzige, sturmumtoste Insel neidete, über die er herrschte. Anna hatte er zum letzten Mal vor neun Jahren gesehen, und es war schon über zwanzig Jahre her, seit er zum letzten Mal in den Bergen seiner Heimat gewandert war. Petras war schon hundert Jahre zuvor von der Cité erobert und verwüstet worden. Hayden und sein Bruder waren in den hochgelegenen, unzugänglichen Siedlungen von Stammesleuten geboren und aufgezogen worden, denen es völlig gleichgültig war, wer die petrassianische Nation beherrschte, und die nur ihre eigenen Pässe und Berggipfel verteidigten. Die allerdings mit so wilder Entschlossenheit, dass sie die Cité dazu bringen konnten, sie in Ruhe zu lassen. Dreißig, fast vierzig Jahre war es her, seit die Armeen der Cité mit dem Abzug begonnen hatten. Anfangs hatten sie noch eine starke Militärpräsenz unterhalten, dann eine lockere Kette von Garnisonen, und schließlich waren sie vollständig abgezogen. Die wenigen Petrassianer, die noch übrig geblieben waren, mussten erneut um ihr Land kämpfen und waren noch immer damit beschäftigt, denn Petras’ grüne Ebenen und die fruchtbaren Flusstäler lockten Scharen von Eindringlingen an, die aus den grauen, unwirtlicheren Ländern des kalten Nordens herbeiströmten.
    Der General betrachtete den jungen Tyler, der sich bequem im Stuhl lümmelte und das leere Weinglas locker in der Hand hielt. Er fragte ihn etwas, das er, wie um das Schicksal nicht herauszufordern, noch nie zuvor gefragt hatte.
    » Was wirst du tun, wenn unsere Schlachten geschlagen sind?«
    Der Adjutant schaute auf, und Hayden erkannte, dass kein Junge mehr vor ihm saß, sondern ein Mann mittleren Alters, mit eingefallenen Wangen und umschatteten Augen.
    » Ich werde bei dir bleiben, General.«
    » Und wenn ich dich entlasse?«
    » Wohin sollte ich gehen?«
    » Wirst du nicht nach Petras zurückkehren?«
    » Ich kann kaum zu etwas zurückkehren, in das ich noch nie einen Fuß gesetzt habe. Ich weiß gar nicht mehr, in wie vielen Ländern ich gekämpft habe, aber Petras war nicht darunter. Und ich habe keine Angehörigen, jedenfalls keine, von denen ich wüsste. Es gibt keine Heimat, in die ich zurückkehren könnte, und kein Zuhause, in dem jemand auf mich warten würde.«
    In ihren schwarzen und silbernen Rüstungen sahen die Krieger der Eintausend alle gleich aus. Nach einer Weile kam es Indaro vor, als würde sie jedes Mal von neuem denselben Soldaten töten. Als endlich eine Frau auftauchte und über die Leichen ihrer Freunde hinweg die Treppe heraufstürmte, war Indaro fast erleichtert. Die Frau war groß, aber immer noch einen halben Kopf kleiner als ihre Kameraden. Ihre blauen Augen funkelten wütend, und eine bläuliche Narbe verlief quer über ihre Wange.
    » Frau!«, murmelte Broglanh, um Indaro mitzuteilen, dass er sie auch bemerkt hatte. Dabei ließ er seinen eigenen Gegner, einen schwarzbärtigen Riesen nicht aus den Augen. Indaro wusste, was er dachte. Die Soldatin musste wegen ihrer kürzeren Reichweite näher herankommen, wenn sie Indaro erwischen wollte, und gab dadurch ein gutes Ziel für Broglanhs Schwert ab, falls dieser Schwarzbärtige ihm eine halbe Sekunde Zeit ließ.
    In dieser Schlacht hatten Indaro und Broglanh alle Vorteile bis auf einen auf ihrer Seite. Sie

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