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Der Moloch: Roman (German Edition)

Der Moloch: Roman (German Edition)

Titel: Der Moloch: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stella Gemmell
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konnte. Unten in der Halle warteten zweihundert oder mehr Kämpfer auf sie. Sie selbst waren weniger als hundert. Es konnte nicht gelingen, sich dort unten durchzuschlagen. Und die Verteidiger konnten sich den Weg nach oben nicht freikämpfen. Bartellus und seine Männer konnten allenfalls versuchen, sie hinzuhalten, um Fell mehr Zeit zu verschaffen.
    Er seufzte. » Geh zurück zu deinen Leuten, Fortance. Wir werden heute auf gegnerischen Seiten sterben.«

45
    Indaro merkte plötzlich, dass sie auf dem Boden saß. Umgeben von Soldaten, die offenbar auf ihrer Seite standen, hatte ihr Körper unmissverständlich zum Ausdruck gebracht, dass die Zeit für eine Pause gekommen war. Und der neue Kampf hatte noch nicht begonnen. Sie glaubte, dass Bartellus noch zögerte, seine wenigen Leute gegen eine Streitmacht zu führen, die seiner Truppe um mehr als das Doppelte überlegen war. Der knurrige alte Soldat aus der Halle der Wächter – wer hätte gedacht, dass sie ihn jemals wiedersehen würde?
    Sie versuchte, die Schwertwunde an ihrer Hüfte abzutasten und stellte fest, dass eine helle Flüssigkeit austrat. Die Wundränder waren rot und entzündet, deshalb zog sie ihre Tunika drüber und beschloss, nicht mehr daran zu denken. Es gab nichts, was sie jetzt dagegen hätte tun können. Außerdem hatte sie noch mehr Verletzungen davongetragen, zwei Wunden am Schwertarm und einen flachen Schnitt oben quer über ihrer Brust. Sie bluteten alle stark. Ihre Kleidung war bereits durchtränkt und klebrig. Sobald sie Ruhe hatte, würde sie die Blutungen stillen und sich dann auf die Suche nach Fell machen. Sie schloss die Augen und merkte, dass es in ihrem Kopf pochte. War sie dort auch getroffen worden? Wahrscheinlich. Plötzlich krümmte sie sich vornüber und erbrach sich auf den Boden.
    Jemand hielt ihr einen Trinkschlauch mit Wasser hin. Sie nahm ihn und trank ein paar tiefe Züge des lauwarmen Wassers. Sie spuckte es sofort wieder aus.
    » Tut mir leid«, sagte sie. » Das ist nur Wasserverschwendung.«
    » Nimm kleine Schlucke. Das bleibt besser in deinem Magen«, sagte das Mädchen.
    Indaro schaute hoch. Sie fragte sich, wer diese junge Frau sein mochte. Sie war offensichtlich keine Kämpferin, war dünn und hübsch und hatte ein herzförmiges Gesicht, das ihr irgendwie bekannt vorkam. Indaro vermutete, dass sie zum Palast gehörte oder vielleicht zu einem der Krieger.
    » Ich bin Emly«, flüsterte das Mädchen. » Wir haben uns in den Hallen getroffen. Du hast mir zu essen gegeben.«
    Indaro zermarterte sich ihr müdes Hirn. » Ah, jetzt weiß ich wieder«, log sie dann. » Was machst du denn hier?«
    » Ich bin bei Bartellus. Und Evan.«
    » Evan Broglanh?«, hakte Indaro nach. Jetzt war sie völlig verwirrt.
    Wie aufs Stichwort kniete sich nun auch Broglanh neben sie. Selbst in ihrem angeschlagenen Zustand bemerkte Indaro den schmachtenden Blick, den die junge Frau dem Krieger zuwarf. Ah, dachte sie. Du armes kleines Ding.
    Broglanh machte sich ohne Umschweife daran, Indaros Körper unter ihrer Kleidung nach Wunden abzusuchen. Er entdeckte die tiefe Stichwunde an ihrer Hüfte und verzog das Gesicht. Dann beugte er sich vor und schnüffelte daran. Sie wussten beide, dass es schlimm war. Er reinigte die Wunde sorgfältig mit Wasser und untersuchte sie dann erneut.
    » Hast du noch etwas von dieser ekelhaften, nutzlosen Salbe?«
    Sie schüttelte den Kopf. » Alles, was wir an Medizin hatten, wurde weggespült. Es war nicht ganz so einfach hierherzukommen«, fügte sie hinzu, » du und Fell, ihr konntet ja einfach durch die Vordertür hereinspazieren.« Broglanh verband die Wunde auf ihrer Brust und holte dann etwas aus dem Saum seines fleckigen, verdreckten Wams.
    » Hier. Nimm das.« Er hielt ihr eine schwarze Pille hin, an der Fussel klebten.
    » Puh«, sagte sie und verzog das Gesicht. » Was ist das denn?«
    » Eine Giftpille.«
    Sie sah ihn verblüfft an. » Du willst mich vergiften?«
    » Das ist so ein Buldekki-Zeugs«, erklärte er gereizt. Broglanh hasste es, umständliche Erklärungen abzugeben. » Zwei Pillen bringen dich um, aber eine wird dich lange schlafen lassen. Du kannst dich drüben in einen der leeren Räume legen. Da ist niemand mehr drin. Wenn du aufwachst, wird es dir wieder besser gehen.«
    Oder ich werde tot sein, dachte sie. Sie schüttelte den Kopf. » Ich muss Fell finden. Da unten wartet eine Schlacht auf uns.«
    » Du kannst nicht mal mehr allein aufstehen. Was willst du tun? Deine Gegner ins

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