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Der Moloch: Roman (German Edition)

Der Moloch: Roman (German Edition)

Titel: Der Moloch: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stella Gemmell
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hätte er sein ganzes Leben hier verbracht, obwohl er noch nie zuvor innerhalb der Mauern der Cité gewesen war. Die Sonne wurde jetzt stärker, und von den schimmernden Steinen der Straßen und Mauern stieg Dunst auf. Um ihn herum krochen Frauen und Kinder aus den Gebäuden, flohen vor den heranrückenden Soldaten oder lagen hilflos und verletzt in den überschwemmten Straßen und baten flehentlich um Hilfe. Jetzt begriff er, warum er sie vorher nicht wahrgenommen hatte. Sie waren mit Schlamm bedeckt und hatten dieselbe Farbe wie die Steine um sie herum. Er sah ein Kind – vermutlich ein Mädchen, so genau konnte er es nicht sagen –, dessen Beine von einer umgestürzten Mauer zerschmettert worden waren. Es warf ihm flehentliche Blicke zu, als er an ihm vorbeiritt. Er stählte sein Herz. Schließlich wurde er nicht zum ersten Mal Zeuge des Leidens der Zivilbevölkerung. In jedem Krieg wurden Unschuldige in Mitleidenschaft gezogen, und die Soldaten der Cité hatten mehr als genug petrassianische Frauen und Kinder erschlagen. Trotzdem war die Zerstörung der beiden großen Wasserreservoires eine grausame Entscheidung gewesen, die ihm schwer im Magen lag. Es würde dazu beitragen, den Krieg zu verkürzen, falls Fell Aron Lees Mission erfolgreich war, und wohl auch, wenn sie fehlschlagen sollte, aber es war doch ein hoher Preis. Sein Bruder hatte schon seit Jahrzehnten den Tag herbeigesehnt, an dem er mit dem Schwert in der Hand durch die Ruinen der Cité reiten würde, aber er trug auch eine persönliche Fehde aus. Hayden Weber hingegen war nur ein Soldat und zutiefst davon überzeugt, dass in Kriegszeiten nur Soldaten angemessene Ziele darstellten.
    Er beobachtete, wie sich ein paar Soldaten der Cité zu einer Kampfgruppe zusammenschlossen. Es waren ungefähr zehn, und ihren Uniformen nach gehörten sie zu einer Eliteeinheit der Infanterie. Die meisten von ihnen waren bereits verwundet. Die Kavallerie der Petrassianer, ausgeruht und voller Kampfeslust, stürzte sich auf sie und schaltete sie bis auf zwei Männer aus. Einem der beiden war der Arm halb abgerissen worden. Sie zogen sich in die Ruinen eines zerstörten Gebäudes zurück und verfluchten die Blauen, die für dieses gemeine Verbrechen die Verantwortung trügen. Der eine lebt höchstens noch eine Stunde, dachte der General, und den anderen ergreifen wir zweifellos noch vor Einbruch der Nacht. In der ganzen überfluteten Stadt würden sich solche kleinen Dramen und Akte der Tapferkeit zutragen. Ganz gleich wie viel Mut die Invasoren haben mochten, die Helden dieses Tages würden sie niemals sein.
    Auch im Amphitheater trafen sie auf eine heldenhafte Gruppe, die einen Teil der Mauer verteidigte – Männer, Frauen und sogar einige Greise, die schon seit langem unter die Erde gehört hätten. Der General wartete und unterhielt sich leise mit seinem Adjutanten, bis seine Männer alle getötet hatten. Dann ritt er weiter. Sogar Rosteval, sein altes erfahrenes Schlachtross, zuckte ein wenig zusammen, als sich unvermittelt ein schlammverkrustetes Kind direkt vor ihnen aus dem Straßenschutt erhob.
    » Bitte Herr, hilf meiner Mutter. Sie ist verletzt. Bitte hilf!«
    Hayden starrte auf den Jungen hinab. Seine versteinerte Miene täuschte über die Gefühle hinweg, die in seiner Brust tobten. Der Knabe mochte acht Jahre alt sein, so alt wie sein Jüngster, der bei seiner Mutter in Sicherheit war. Der General zwang sich, Haltung zu bewahren und weiterzureiten, drehte sich dann aber im Sattel um, als er hinter sich einen Tumult vernahm. Der Knabe hatte ein kleines Messer gezogen und damit nach der Brust des Pferdes gestochen, das Rosteval folgte. Das Tier hatte vor Schmerz und Schreck ausgeschlagen und das Gesicht des Kindes mit dem eisenbeschlagenen Huf zerschmettert. Der Knabe lag regungslos im Schlamm. Ruhig zog die Abteilung an ihm vorbei in die riesige Schüssel des Amphitheaters ein.
    Als die Sonne den westlichen Horizont berührte, war das Lager der Petrassi mit Leben erfüllt. Zelte wurden errichtet, Latrinen gegraben und Essensrationen verteilt. Alles klappte wie am Schnürchen, und sie hatten weniger Verluste zu verzeichnen, als der General angenommen hatte. Sie würden jetzt bis zur Morgendämmerung ausharren und abwarten, ob Fell erfolgreich gewesen war. Er hoffte auf Nachrichten von Gil Rayado und seinen Einheiten, aber er rechnete nicht wirklich damit. Morgen, vielleicht übermorgen, würde sich die Lage geklärt haben.
    Hayden Weber saß mit drei seiner

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