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Der Moloch: Roman (German Edition)

Der Moloch: Roman (German Edition)

Titel: Der Moloch: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stella Gemmell
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steckte die Münzen ein, nahm die Nahrungsmittel und ging zurück zu Emly.
    Es dauerte etliche Tage, bis der alte Soldat es für nötig befand, sich erneut einem Suchtrupp anzuschließen. Emly und er hatten gut gegessen und waren ausgeruht. Nachdem er ihnen beiden saubere Kleidung und sich selbst einen Krummdolch gekauft hatte, hatte er immer noch vier Silberstücke übrig. Das Geld würde noch lange reichen, trotzdem hatte er bereits Angebote erhalten zu arbeiten. Er konnte sie nicht länger ablehnen. Wenn man Arbeit ablehnte, wenn man sie nicht brauchte, würden sich die Götter von Eis und Feuer das merken, und dann gab es keine Arbeit, wenn man sie brauchte. Das jedenfalls war seine Philosophie.
    Die schwierige Entscheidung war, ob er das Kind mitnehmen sollte oder nicht. Wohin sie auch gehen würden, es würde gefährlich, aber ebenso gefährlich war es, wenn sie allein blieb. Eine alte Hebamme hatte ihm angeboten, sich um das Kind zu kümmern, aber sie konnte Emly nicht beschützen, wenn die Patrouillen kamen oder, falls ihnen die Götter besonders übel gesinnt waren, die Plünderer. Bartellus hatte den Alten Hal gefragt, ob er Emly unter seinen Schutz nehmen würde, doch der Alte hatte nur gelacht und den Kopf geschüttelt. Zudem besaß das Mädchen Fähigkeiten, die ein Suchtrupp gebrauchen konnte. Emly hatte scharfe Augen und war klein, deshalb konnte sie Dinge am Boden erkennen, die die anderen nicht sahen; zudem war sie leicht und konnte an Stellen gehen, die andere meiden mussten.
    Also brachen Bartellus und Emly eines Morgens auf, als das Licht durch das hohe Dach der Halle des Blauen Lichts drang. Es gab noch vier andere, und sie wollten zur Hellwach-Schleuse. Dieses große Schleusentor filterte überschüssiges Flusswasser. Wenn die Kanäle viel Wasser führten, gingen dort an den meisten Tagen Suchtrupps hin. Jetzt hatte es eine Regenflut gegeben, sodass sie leichte Beute machen würden. Außerdem war es ein Ort, an dem sich die Kloaker versammelten, um Neuigkeiten und Tratsch auszutauschen.
    Sie kamen gut voran und machten nur am Gierwehr eine Pause. Die Anführerin war eine dürre, zähe Frau namens Ysold. Sie deutete auf die Mechanik des Wehrs, und Bartellus sah, dass eine der großen weißen Walzen, die den vorbeitreibenden Müll zerkleinerten, verschwunden war.
    Als sie einen Platz erreichten, an dem sie wieder reden konnten, trat Ysold zu ihm.
    Sie blinzelte zu ihm hoch. » Informationen«, sagte sie listig.
    Bartellus runzelte die Stirn.
    » Mit Informationen kann man Geld verdienen«, erklärte sie. Als er sie weiterhin verständnislos ansah, fuhr sie gereizt fort: » Das Gierwehr zerbricht, Mann. Es ist geschwächt. Beim nächsten Sturm wird vielleicht eine weitere Walze ausbrechen. Schon bald wird nichts mehr den Müll aus der Stadt daran hindern, durch die Hallen zu treiben. Erst werden die unteren Kanäle verstopfen, dann die oberen und schließlich die Hallen selbst. Und schon bald wird die ganze Cité unter Wasser stehen.«
    » Kümmert sich denn niemand um das Wehr?«
    Sie schüttelte den Kopf. » Früher einmal hat man regelmäßig Leute heruntergeschickt, um es zu reparieren. Aber vor vielen Jahren schon haben sie damit aufgehört. Ich weiß nicht warum.«
    Bartellus betrachtete sie nachdenklich, diese zähe alte Frau mit den glänzenden Augen, die eine alte Decke trug, in die sie Löcher für die Arme geschnitten hatte. Wie lange lebte sie schon hier? Ihm war klar, dass es sinnlos war, sie zu fragen. Sie würde sagen, was alle sagten: » Ich denke nicht mehr an Zeit.«
    » Aber jemand würde für eine solche Information bezahlen. Jemand, der Macht besitzt«, sagte sie. Sie nickte ihm zu, um ihre Worte zu unterstreichen, er jedoch zuckte nur mit den Schultern. Als er selbst noch Macht besaß, hatte er kein Interesse an dem gehabt, was unter den Straßen der Cité vor sich ging. Wäre damals jemand aus einem Abwasserkanal gekrochen und hätte ihm von einer fehlenden Walze in einem Mechanismus erzählt, der das Abwasser filterte, hätte er ihm ordentlich heimgeleuchtet, wahrscheinlich sogar mit einem Tritt in den Hintern.
    » Das ist eine wichtige Information«, sagte er trotzdem zu der alten Frau. » Aber ich kenne niemanden, dem ich sie erzählen könnte.«
    Und das stimmte auch. Die Paläste des Kaisers wimmelten von Beamten. Die Armeen konnten sich nicht bewegen, ohne dass ganze Scharen von Schreibern Wagenladungen von Dokumenten produzierten. Neue Straßen oder Brücken wurden

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