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Der Moloch: Roman (German Edition)

Der Moloch: Roman (German Edition)

Titel: Der Moloch: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stella Gemmell
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Jahreszeiten und die Majestät der Gezeiten. Doch nur die gleichgültigen Vögel wussten, wie viele Türme es im Palast des Kaisers gab.
    Und tief in diesem gewaltigen Gebäude befanden sich die Gemächer des Herrschers, eine Festung innerhalb einer Festung. Denn genau das war der Rote Palast, eine Festung. Trotz seiner Schönheit, seiner mit Blumen geschmückten Höfe und Gärten, seiner Fischteiche und Statuen war er angelegt, um jeden Eindringling fernzuhalten. Die Residenz des Unsterblichen war von einer Mauer aus grünem Marmor umgeben, die den uralten Stein des mächtigen Forts verkleidete, das vor mehr als tausend Jahren dort errichtet worden war. Man nannte es einfach den Fried. Es gab nur wenige Portale zwischen dem Roten Palast und dem Fried in seiner Mitte, und selbst der General hatte noch nie einen Fuß hineingesetzt.
    Die Reiter führten ihre Pferde in den Außenhof durch das Tor des Friedens. Hier hießen ausladende Bäume den müden Reisenden mit ihrem Schatten willkommen, und es gab kühle Brunnen, aus denen sie ihren Durst löschen konnten. Die Palastwachen kannten sie gut, traten beiseite und ließen sie in den Innenhof hinein, den man Hof der Nordmänner nannte. Seine alabasterfarbenen Mauern waren mit Reliefs von Werwölfen und den wilden Werfrauen, die sie begleiteten, bedeckt.
    » Hier muss ich dich verlassen, mein Freund«, sagte Astinor Rotfall, der schwarzbärtige, mächtige Mann, als sie von ihren Pferden stiegen. » Ich muss mit einem Lord Leutnant Nachschubfragen besprechen.«
    Der General schüttelte die Hand des Freundes. » Wir sehen uns später«, sagte er herzlich.
    » Ja, das werden wir«, erwiderte Astinor und sah ihm in die Augen.
    Der General ging durch die vertrauten Korridore des neuen Flügels. Angeblich hatten drei Paläste weniger bedeutender Familien abgerissen werden müssen, um Platz für diese Erweiterung des Roten Palastes zu machen. Hier waren die Gänge höher und breiter als im alten Teil, die Fenster größer und die Flure heller. Er durchquerte ein Dutzend Höfe. Einige summten von Leben, andere waren selbst an diesem sonnigen Nachmittag ruhig und melancholisch.
    Dann wich der helle Marmor der Wände um ihn herum plötzlich dem reich geschmückten und mit Gold verzierten Alabaster der Salons. Eine breite Treppe mit flachen Stufen führte hinauf zu riesigen, goldenen Türen. Die Treppe wurde von Soldaten der kaiserlichen Elitetruppe, der Eintausend, flankiert. Sie trugen schwarzsilberne Uniformen. Die hohen Türen öffneten sich.
    Der Unsterbliche hielt Hof im öffentlichen Thronsaal, umringt von der üblichen Mischung aus Generälen, Kammerzofen, Ratgebern, Speichelleckern und Höflingen. Bartellus sollte sich später daran erinnern, wie geschmeichelt er sich gefühlt hatte, dass ein Kaiser auf ihn wartete. Er verbeugte sich tief. Als er den Kopf wieder hob, stellte er überrascht fest, dass sein Herr nicht von seinem Thron aufgestanden war, um ihn zu umarmen und ihn Bruder zu nennen, wie er es gewöhnlich tat. Stattdessen war die Miene des Kaisers finster. Der Magen des Generals verkrampfte sich.
    Araeon war groß und blond, hatte die vierzig überschritten, und sein schmaler blonder Bart betonte die Linie seines Kinns. Nur seine Augen waren schwarz, und zwar von einem auffälligen, vollkommenen Schwarz, das in starkem Kontrast zu seiner blassen Haut stand. Shuskara wusste, dass ein Auge aus Glas war, aber manchmal wirkten beide wie tiefe Brunnen, die von schmerzlichen Erfahrungen überzuquellen schienen. An anderen Tagen, wie an diesem zum Beispiel, waren sie so tot wie die Augen eines geschlachteten Wildbrets und reflektierten nur matt das Licht der flackernden Fackeln.
    Der Unsterbliche runzelte die Stirn. » Bist du wirklich Shuskara?«
    Shuskara lächelte schwach, hoffte auf einen Scherz. » Herr?«
    Der Kaiser verzog sein Gesicht, als hätte er Schwierigkeiten, sich zu erinnern. » Du siehst aus wie der Shuskara, den ich fast ein ganzes Menschenleben lang kannte und liebte, ein aufrechter Mann mittleren Alters mit einem klaren Blick, hinter dessen Stirn kein Platz für hinterhältige Ränke war.« Er sah sich unter seinen Höflingen um, und sein Gesicht war eine Maske der Verblüffung.
    Hinterhältige Ränke? Shuskara hatte diese kryptischen, bedrohlichen Worte schon häufig von seinem Herrn gehört, jedoch niemals an sich selbst gerichtet. Selbstverständlich war er unbewaffnet vor seinen Kaiser getreten, aber sein Verstand, der Geist eines Generals,

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