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Der Moloch: Roman (German Edition)

Der Moloch: Roman (German Edition)

Titel: Der Moloch: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stella Gemmell
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den Dienst verweigern. Er beobachtete die Fackel, die er aus der Halle der Wächter mitgenommen hatte. Wenn sie erlosch, würden sie wahrscheinlich sterben.
    Gerade als er überlegte, ob sie eine kleine Rast einlegen sollten, hörten sie Stimmen und blieben stehen. Aus der Dunkelheit vor ihnen kamen vier Leute mit einer Fackel. Sie blieben unvermittelt stehen, als sie Bartellus und das Mädchen sahen.
    Ihr Anführer war ein schmächtiger älterer Mann mit grauem Bart. Seine Furcht und sein Argwohn standen ihm deutlich im Gesicht geschrieben, als er sich ihnen näherte. Er bewegte sich seitlich, wie eine Krabbe, als wäre er bereit, bei der geringsten Bedrohung zu flüchten. » Wohin wollt ihr?«, fragte er grob und blinzelte Bartellus kurzsichtig an.
    Bartellus fragte sich, wieso ein alter Mann ohne Waffen und ein kleines Mädchen ihnen so viel Angst einflößten. Dann begriff er, dass alle vier schon älter und einige auch verletzt waren. Sie wirkten alle recht mitgenommen von dem Sturm. Zweifellos hatten sie Angst vor Plünderern und jedem, der stärker war als sie. Belustigung durchströmte ihn, ein inzwischen ungewohntes Gefühl. Er fühlte sich so schwach wie eine kranke Maus, und doch hatten diese armen Menschen Angst vor ihm.
    Er hob seine leeren Hände hoch. » Wir sind Überlebende des Sturms. Wir suchen den Rückweg zur Halle des Blauen Lichts.«
    » Wir sind alle Überlebende des Sturms«, knurrte der alte Mann gereizt. » Sonst wären wir nicht hier.« Er spuckte auf den Boden, um seinen Worten Nachdruck zu verleihen.
    » Könnt ihr uns sagen, ob wir unser Ziel bald erreichen?«, fragte Bartellus.
    » Ich kenne eure Halle des Blauen Lichts nicht. Liegt die hinter dem Gierwehr?«
    Bartellus warf dem Mädchen einen kurzen Seitenblick zu. Emly nickte zuversichtlich.
    » Dann seid ihr Jenseiter. Wir gehen nicht auf die andere Seite des Wehrs. Das ist zu gefährlich. Die Patrouillen kommen von dort. Und die Stürme.«
    » Wohin geht ihr denn?«, fragte ihn Bartellus.
    Der Mann musterte ihn misstrauisch. » Warum willst du das wissen?«
    Bartellus zuckte mit den Schultern. » Vielleicht seid ihr ja zu einem sicheren Ort unterwegs. Und vielleicht könnten wir mit euch kommen.«
    » Vielleicht wäre es kein sicherer Ort mehr, wenn wir ihn jedem Fremden verraten, der uns danach fragt«, erwiderte der Mann und warf ihm einen scheelen Blick zu.
    Die anderen drei schlurften nervös und mit gesenkten Blicken weiter. Der Alte schüttelte den Kopf. » Wir wollen nichts mit euch Jenseitern zu tun haben. Ihr macht nur Ärger. Lasst uns in Ruhe!«
    Er schlurfte davon, und die vier verschwanden in der Dunkelheit. Bartellus warf einen Blick auf das Mädchen und zuckte mit den Schultern. Das Kind deutete in die Richtung, in die sie gegangen waren, und sie setzten sich wieder in Bewegung.
    Sobald sie das Geräusch des Gierwehrs hörten, wussten sie, dass sie bekanntes Territorium erreicht hatten. Bartellus war erleichtert, überzeugt, dass die Fackel jetzt die Reise überdauern würde, und gönnte ihnen eine weitere kurze Pause. Er lehnte sich mit dem Rücken an eine trockene Wand, schloss die Augen und versuchte, sich an den langen und verschlungenen Weg zu erinnern, den sie hinter sich hatten. Er würde niemals zu den Hallen der Wächter zurückfinden können. Aber er vermutete, dass das Kind dazu in der Lage wäre. Er war sich sicher, und zwar schon seit einiger Zeit, dass sie nicht hilflos in diese Steinkammer gespült worden waren, wo er die Kriegerin Indaro getroffen hatte. Sie waren aus den Sturzfluten gerettet und in Sicherheit gebracht worden. Aber aus welchem Grund? Sein Gespräch mit Archange hatte keine Klarheit gebracht, jedenfalls ihm nicht. Aber er war davon überzeugt, dass sie wusste, wer er war. Jetzt jedoch war er zu müde, um sich auf dieses Problem zu konzentrieren. Stattdessen glitten seine Gedanken zu den Ereignissen des letzten Tages ab.
    Plötzlich fiel ihm etwas ein, er griff in den Beutel an seiner Seite und holte das Stück Stoff heraus, dass er vom Hals der Leiche gezogen hatte. Es war angetrocknet, noch feucht und zu einem festen Klumpen geballt. Vorsichtig versuchte er, es auseinanderzuziehen, und das kleine Mädchen beobachtete ihn mit ernsten dunklen Augen.
    Er hatte es für ein Taschentuch oder einen Schal gehalten, aber es war keins von beidem. Sondern es war ein kreisförmiges Stück aus feinster Gaze, das an den Rändern mit einem ehemals bunten Stoff bestickt war. Zwei winzige

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