Der Moloch: Roman (German Edition)
erst gebaut, nachdem tausend Ratgeber ihre Arbeit getan und sich selbst bereichert hatten, verständlicherweise. Die langen und zunehmend anfälligeren Versorgungswege, über die Lebensmittel und Nachschub in die Cité geliefert wurden, waren ein ständiger Streitpunkt für Palastbeamte, Höflinge und natürlich Generäle.
Aber wer dachte an das, was unter den Straßen der Cité passierte? In dieser anderen Stadt, die täglich ihren eigenen lebenswichtigen Dienst tat, unsichtbar, unbeaufsichtigt und lebenswichtig.
Ysold sah ihn finster an. » Der Kaiser, natürlich«, sagte sie nachdrücklich. » Jemand sollte es dem Unsterblichen sagen.«
Dann sah sie, dass die Gruppe trödelte, fuhr die Leute an, sie sollten sich gefälligst beeilen, setzte sich rasch an die Spitze und hob ihre Fackel hoch in die Luft.
Bartellus erinnerte sich an das letzte Mal, als er den Kaiser gesehen hatte. Er hoffte inständig, dass er diesen Mann nie wieder zu Gesicht bekommen musste.
Ysold ging voraus und schlug ein zügiges Tempo an. Sie marschierten auf einem breiten steinernen Pfad neben einem Kanal mit flachem Wasser, der zu ihrer Rechten lag. Die sechs Kloaker gingen im Gänsemarsch, und Emly und Bartellus bildeten mit der Fackel den Abschluss.
Plötzlich schrie Ysold auf, und im selben Moment sah Bartellus eine Bewegung auf seiner linken Seite. Er duckte sich, wirbelte herum, und ein Knüppel zischte an seiner Wange vorbei. Er schlug mit der Fackel zu und traf jemanden. Im flackernden Licht sah er schwarze Schatten, die sich bewegten. Der Mann, der ihn angegriffen hatte, war groß und breitschultrig. Und er war langsam. Als er erneut mit seinem Knüppel nach Bartellus schlug, zückte der alte Soldat seinen Dolch, drehte sich und versetzte dem Unterarm des Mannes einen Stich. Der Angreifer ließ den Prügel fallen, als sein Arm nutzlos wurde. Er knurrte und stürzte sich mit gesenktem Kopf auf Bartellus. Der stand mit dem Rücken zum Fluss und warf sich zur Seite. Dabei ließ er die Fackel los. Er kam hart auf dem Boden auf und stöhnte, als ein brennender Schmerz durch sein Knie schoss. Dann rappelte er sich wieder hoch. Sein Angreifer war am Rand des Kanals gestürzt und richtete sich gerade auf alle viere auf. Bartellus trat ihm mit voller Wucht in die Rippen, und der Mann stürzte in den Abwasserkanal. Er verschwand, ohne noch einen Laut von sich zu geben.
Bartellus drehte sich um und suchte Emly. Er konnte sie nicht sehen, hoffte aber, dass sie sich im Dunkeln in Sicherheit gebracht hatte. Er hörte Schreie, Schläge und das Schlurfen von Füßen, aber es brannte noch eine Fackel, und sie lag auf dem Boden am anderen Ende ihrer Gruppe. Er sah einen Mann, der ein Schwert hob und eine Gestalt am Boden bedrohte. Bartellus drehte den Dolch in seiner Hand um und schleuderte ihn mit geübter Zielsicherheit in den Hals des Mannes. Der stürzte wie ein Stein zu Boden. Bartellus lief zu der Frau am Boden, aber sie war bereits tot.
Eine blonde Frau, die zu ihrer Gruppe gehörte, wurde von einem Mann, der mit einem Messer bewaffnet war, in die Dunkelheit gezogen. Bartellus zog seinen Dolch aus dem Hals des Mannes und lief zu ihnen, aber der andere Mann sah ihn kommen. Mit einer kurzen Bewegung schnitt er der Frau die Kehle durch, ließ die Leiche einfach fallen und verschwand in dem dunklen Tunnel hinter sich.
Fluchend wandte sich Bartellus zum letzten Überlebenden seiner Gruppe um, einem Jüngling, der sich verzweifelt gegen einen Mann mit einem Schwert verteidigte. Der Junge hatte einen kurzen Spieß in der Hand, den er sehr ungeschickt hielt, und wurde von seinem Gegner rückwärts auf den Kanal zu getrieben. Er war verletzt und krümmte sich vor Schmerz.
Bartellus stieß einen Schrei aus, und der Angreifer drehte sich herum, das blutige Schwert erhoben. Bartellus griff ihn an. Die Wut verlieh ihm zusätzliche Kräfte, und er schlug nach dem Kopf des Mannes. Der wich vor dem Schlag zurück und zielte mit seinem Schwert auf Bartellus’ Bauch. Bartellus konnte dem Hieb mit Mühe ausweichen.
» Mein Schwert gegen dein Messer, alter Mann«, knurrte der Angreifer. Er hatte einen schwarzen Bart und grinste.
Bartellus sagte nichts. Er atmete tief durch und sammelte schon lange ungenutzte Fertigkeiten. Die beiden umkreisten sich, und der Schwarzbärtige riskierte einen kurzen Blick zur Seite, suchte seine Kumpane.
» Keiner kann dir helfen«, knurrte Bartellus. Zum ersten Mal seit ewigen Zeiten spürte er den Funken, den eine
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