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Der Moloch: Roman (German Edition)

Der Moloch: Roman (German Edition)

Titel: Der Moloch: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stella Gemmell
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Himmel in einem wundervollen Sonnenuntergang gelb und lila färbte, fast wie einen alten blauen Fleck. Ihr Körper fühlte sich jedenfalls an wie ein blauer Fleck. Er schmerzte überall. Ihre rechte Schulter war taub, und ihr Schwertarm hatte die Stärke und Beweglichkeit eines wochenalten Stücks Dörrfleisch. Sie fragte sich, wie lange sie noch weiterkämpfen konnte. Aber der Feind litt offenbar ebenfalls; ihr Widersacher bewegte sich wie ein Zombie, und ihr Kampf war ein dumpfer Austausch ungezielter Schläge, jeder einzelne davon unsäglich mühsam.
    Indaro hatte nur wenig Zeit für Gebete, aber an diesem Tag betete sie zu den Göttern von Eis und Feuer, sich bei Vashta, dem Hüter der Nacht, dafür einzusetzen, dass er die Dunkelheit bald bringen möge. Wenn sie noch eine weitere Nacht überlebten, kam mit dem Tagesanbruch vielleicht Verstärkung. Vielleicht.
    » ›Daro!« Das Wort drang nur langsam in ihr müdes Gehör. Sie machte zwei Schritte zurück und sah dann zu dem Sprecher hin. » Wir ziehen uns zu den Felsen zurück«, sagte Garret. Er war überall blutverschmiert und sah aus, als würde er gleich umfallen.
    Sie nickte und sah ihren Widersacher an, der nicht einmal versucht hatte, ihr zu folgen, sondern einfach stehen geblieben war, vollkommen erschöpft, das Schwert kaum erhoben, um sich zu verteidigen. Sie sammelte alle Kräfte, die sie hatte, sprang, so schnell sie konnte, vor, rammte ihm die Klinge in die Kehle, und zog sich dann rasch wieder zurück.
    Sie hatte den feindlichen Befehl zum Rückzug nicht gehört, aber kurz darauf begannen die Blauen, einer nach dem anderen in der Dunkelheit zu verschwinden. Sie holte tief Luft, dann ging sie zu einem verwundeten Feind, der sich zuckend am Boden wand. Seine Eingeweide quollen aus einer blutigen Wunde in seinem Bauch. Er hatte die Augen geöffnet, konnte sie aber trotzdem nicht sehen, als sie neben ihm stehen blieb. Sie schnitt ihm die Kehle durch und wischte die Klinge an seinem Bein ab. Es war eine gute Klinge, die beste, die sie seit etlichen Tagen in der Hand gehabt hatte.
    Dann nahm sie den Wasserschlauch des Mannes und schlang ihn sich über die Schulter, bevor sie zu ihren Kameraden zurückging, zu den Verwundeten zwischen den Felsen. Die beiden flachen Felsbrocken waren eine klägliche Verteidigung, aber auf dieser leeren Ebene waren sie die einzige Deckung, die sie finden konnten. Die meisten Schwerverwundeten lagen in Reihen zwischen ihnen, und Fell hatte die weniger ernst verletzten Soldaten auf die Felsen gelegt, damit sie Ausschau nach Angreifern von der Flanke halten konnten.
    Es gab jetzt nur noch wenige Wildkatzen, die keine Wunden aufwiesen. Indaro blickte an sich hinab. Sie war überall mit Blut bedeckt, aber ihre einzige Verletzung waren aufgescheuerte Knöchel. Sie dachte, dass sie bei der Versorgung der Verwundeten helfen sollte, aber es gab so viele, und sie war so müde. Sie atmete einmal durch und ging hin, um zu helfen.
    Fell sah sie und trat auf sie zu. Sein Gesicht war grau, und seine Wangen waren eingefallen; seine blauen Augen wirkten matt. Er sah sie ausdruckslos an. » Ich nehme das Wasser«, knurrte er. Dann deutete er auf den Felsbrocken, wo Doon lag. » Kümmere dich um deine Dienerin.«
    Sie nickte und kletterte auf den flachen Felsen. Doon saß mit sechs anderen da, von denen die meisten ein Bein oder einen Knöchel gebrochen hatten. Sie schiente gerade das Bein einer Freundin namens Marchetta. Es war ein übler Bruch, und Marchetta war ohnmächtig geworden. Indaro half Doon rasch, die Knochen wieder in die richtige Position zu bringen und dann das Bein mit einer zerbrochenen Schwertklinge zu schienen. Sie wussten beide, dass die Frau dieses Bein mehrere Wochen lang nicht belasten konnte und es vermutlich nie ganz heilen würde, selbst wenn der Feind nicht weiter angriff, sondern plötzlich in der Nacht verschwand.
    Als sie fertig waren, rollte sich Doon auf die Seite, um eine angenehme Position zu finden, und Indaro sah, wie sie ihr Gesicht verzog, als sie die Wunde belastete.
    » Lass mich das sehen«, befahl sie.
    » Schon gut. Lass es einfach in Ruhe«, erwiderte die Frau gereizt und zog das Bein zur Seite.
    » Du willst doch nicht hier überleben, nur um dann an Wundbrand zu sterben.«
    » Wenn es sich entzündet, kannst du nichts daran ändern. Du hast gerade unser sauberes Wasser weggegeben.«
    » Ich habe noch ein bisschen Salbe übrig.« Indaro wühlte in dem Beutel an ihrer Seite und förderte einen

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