Der Moloch: Roman (German Edition)
Krieger der Cité kannten sie gut und nannten sie Käfer. Man konnte sie nur töten, indem man ihnen erst die Achillessehne durchschnitt oder aber eine Klinge zwischen die beiden Panzerplatten stieß, die sich unter dem Arm in der Achselhöhle trafen, oder sie ihnen unter den hohen Kragen rammte. Falls man nahe genug an sie herankam und ihren Äxten und Breitschwertern ausweichen konnte. Denn auch wenn sie schwer an ihrer Rüstung zu tragen hatten, waren sie immer noch sehr schnell.
Fell stürmte an der Spitze seiner Krieger voran und stürzte sich auf den ersten Käfer. Er wich dem Axthieb aus, sprang mit einem lauten Schrei hoch in die Luft und hämmerte sein stumpfes Schwert auf den Helm des Kriegers. Die Klinge zerbrach, aber der Lärm in dem Metallhelm musste furchtbar gewesen sein, denn der Käfer hielt inne. Diese Sekunde nutzte Fell und rammte sein Messer in den Spalt in der Achselhöhle. Er drehte es herum und suchte das Herz. Der Käfer fiel tot zu Boden, und die Roten jubelten.
Jemand warf ihm ein neues Schwert zu, und die Schlacht begann.
Fell hatte drei weitere Käfer getötet, und die Sonne stand mittlerweile hoch am Himmel, bevor er merkte, dass er verletzt war. Die Wunde war jedoch an seinem linken Arm, nicht an seinem Schwertarm. Er ließ sich für einen Moment zurückfallen, um die Verletzung zu untersuchen und sich zu überzeugen, dass er nicht verblutete. Zwei seiner Leute traten vor ihn, um ihm Deckung zu geben. Er nahm Mull aus dem Beutel an seiner Seite und stopfte ihn in die Wunde. Dann zog er den Ärmel darüber, damit es hielt.
Er sah sich um und versuchte, den Kampf einzuschätzen. Der Feind griff immer noch von vorn und von links an. Hätten sie Fells kleine Armee umzingelt, wären die Wildkatzen jetzt schon alle tot. Entweder war ihr Kommandeur dumm, oder sie hatten selbst zu wenig Soldaten. Nichts, was Fell in den letzten Tagen gesehen hatte, deutete darauf hin, dass die Blauen von Dummköpfen angeführt wurden, und ein kleiner Funke Hoffnung glomm in seiner Brust auf. Sie hatten auch zu wenig Leute.
Einen glorreichen, wahnsinnigen Augenblick lang spielte er mit dem Gedanken, seinen Soldaten zu befehlen anzugreifen.
Nein, dachte er. Verteidigen, wir müssen uns verteidigen. Sie mussten versuchen, die Verwundeten zu retten. Trotzdem musste er die Stärke der Blauen in Erfahrung bringen. Er lief zum nächsten der beiden Felsbrocken und sprang darauf, aber der Felsen war zu flach, als dass er ihm einen vernünftigen Überblick gewährt hätte. Er sah sich um. » Queza.«
» Ser.« Sie war eine kleine, untersetzte Frau, muskulös, aber geschmeidig und so beweglich wie ein Affe. Und zudem leichter als jeder andere. Sie lief rasch zu ihm, begierig darauf, seinen Befehl entgegenzunehmen.
Er drehte sich zu einem der Nordländer um, einem eisengrauen Wolf von einem Mann, der gerade einen Haufen Schwerter durchsuchte, und versuchte, ein gutes zu finden. » Du da.«
» Malachi«, antwortete der Mann tonlos.
» Queza, dieser Soldat und ich werden dich jetzt hochheben. Ich muss wissen, mit wie vielen Feinden wir es zu tun haben.«
» Ja, Ser.«
Malachi kletterte auf den Felsen und stellte sich neben ihn. Fell bog ein Knie und klopfte auf sein Bein. » Schenkel und Schulter.«
Queza kletterte an ihm hoch, und er spürte, wie sie ihr Gleichgewicht auf seiner Schulter verlagerte, als sie sich halb auf Malachi stützte. Langsam nahm sie die Hand von seinem Kopf, als sie sich aufrichtete. Malachi und er hielten sie an den Waden fest.
Die Zeit verstrich quälend langsam, und er fragte sich, wie lange der Feind brauchen würde, bis er ein so ungeschütztes Ziel bemerkte. Er hörte, wie über seinem Kopf ein Geschoss vorüberzischte, dann schrie Queza. » Lasst mich runter!«
Sie kletterte erheblich weniger anmutig herunter, als sie hinaufgestiegen war, aber sie grinste übers ganze Gesicht.
» Hundert, Ser, höchstens hundertzwanzig.«
» Reiter?«
» Ein halbes Dutzend Pferde stehen hinter ihnen. Boten, denke ich. Keine Kavallerie.«
Fell grinste ebenfalls. Er nickte und schlug ihr auf die Schulter. Queza rannte wieder zu ihrem Posten zurück. Sagen wir hundert, dachte er. Wir sind fünfundvierzig, vier davon unverletzt. Jeder von uns braucht nur noch zwei weitere Feinde zu töten, dann können wir von hier verschwinden.
12
Die Nacht kam entsetzlich langsam, und immer noch griff der Feind unaufhörlich an.
Indaro warf einen kurzen Blick nach Westen, wo die untergehende Sonne den
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