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Der Moloch: Roman (German Edition)

Der Moloch: Roman (German Edition)

Titel: Der Moloch: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stella Gemmell
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dass etwas von seinem Glück auch auf sie übergehen würde. Und er konnte sich tatsächlich über sein Glück nicht beschweren. Aber dass er als Überlebender durch diesen Krieg zu gleiten schien, während seine Freunde und Kameraden einer nach dem anderen starben, hatte ihm ein beinahe übermächtiges Gefühl der Schuld aufgebürdet.
    Es war ein Kriegsklischee, dass der Mann, der Angst hatte zu verlieren, immer demjenigen zum Opfer fallen würde, der den Willen zu siegen hatte. Aber Fells überlegtes Herangehen an eine Schlacht, bei dem er vor allem Wert auf das Überleben seiner Soldaten legte, machte ihn zu einer Seltenheit unter den Kommandeuren. Außerdem machte es ihn beliebt unter seinen Kämpfern und sehr unbeliebt bei seinen Rivalen. Obwohl er vermutete, dass er jetzt so ziemlich jeden seiner Rivalen überlebt hatte.
    Er dachte wieder einmal an Indaro und fragte sich, ob sie wohl auch überlebt hatte.
    Da er ständig wachsam blieb, während er marschierte, fiel es ihm leicht, den kleinen Grüppchen feindlicher Soldaten aus dem Weg zu gehen, denen er begegnete. Einmal lag er flach auf dem Bauch im dürftigen Schutz eines stacheligen Busches, als eine Einheit von Blauen, die ihren Sieg bejubelten, unmittelbar an ihm vorbeimarschierte. In jener Nacht schlief er fest im Windschatten eines niedrigen Felsvorsprungs, und als der Morgen anbrach, machte er sich ausgeruht auf den Weg. Nur sein Magen beschwerte sich über den Mangel an Essen.
    Er begann gerade zu glauben, dass er schon bald die Mauern der Cité sehen würde, und überlegte, ob er die Uniform der Blauen ablegen sollte, als er das Geräusch von schweren Stiefeln hörte, die von Süden heranmarschierten. Plötzlich sah er eine kleine Gruppe von Soldaten über die Kuppe einer Anhöhe kommen. Sie marschierten direkt auf ihn zu. Er bereitete sich darauf vor, seine Identität als ein loyaler Soldat der Cité zu beweisen, falls das nötig war.
    Aber es war eine Abteilung von sieben Blauhäuten mit einem Offizier zu Pferd. Als sie sich ihm näherten, setzte er eine erfreute Miene auf und ging zügig auf sie zu. Der Offizier war ein mürrischer Mann, wahrscheinlich ein Fkeni, denn sein ledriges Gesicht war von tiefen Stammesnarben gezeichnet, und seine Ohren hatten Kerben.
    » Von welcher Einheit hast du dich denn hierher verlaufen, Soldat?«, fragte ihn der Offizier und sah finster auf ihn herab.
    » Von der Zehnten«, knurrte Fell. Nach einem Jahr in Salaba kannte er die feindlichen Kompanien fast so gut wie seine eigenen. Dies hier waren Infanteristen, die keine Ahnung von der Struktur der Kavallerie hatten. Was den Offizier anging, war er jedoch nicht so sicher.
    » Ich dachte, die Zehnte wäre in der Flut untergegangen?« Das lange, dunkle Gesicht des Reiters verriet nichts, aber natürlich war das ein Test.
    » Nein, Ser!« Fell runzelte die Stirn, als hätte ihn diese Bemerkung verwirrt. » Wir haben zwar ein paar Pferde verloren, aber die meisten haben überlebt. Nein, wir haben die Cité-Ratten gejagt, als wir in einen Hinterhalt geraten sind. Ich glaube, ich bin von einem Schwertgriff getroffen worden. Als ich wieder zu mir kam, war ich jedenfalls allein. Gut, euch zu sehen. Ich dachte einen Moment lang, ihr wärt verseuchte Ratten!«
    » Wer war dein Kommandeur?«
    » Marloe.«
    » Dein Name, Soldat?«
    » Peiter Edo, Ser.«
    Der Offizier nickte und gab ihm ein Handzeichen, sich der Abteilung anzuschließen. Fell nahm einen Platz am Ende der Gruppe ein und nickte dem Mann neben sich zu. Aber der Offizier drehte sich in seinem Sattel herum und stellte ihm erneut eine Frage. » Kennst du Aldous Edo, deinen Namensvetter?«
    » Nein, Ser.«
    » Er ist der stellvertretende Kommandeur deiner Kompanie, Mann.«
    » Nein, Ser«, erwiderte Fell gleichmütig. » Nicht zu meiner Zeit.«
    Er hatte keine Ahnung, ob seine Antwort den Offizier befriedigt hatte. Er kannte die Namen etlicher Offiziere der Zehnten, weshalb er diese Kompanie ausgesucht hatte, aber von einem Aldous Edo hatte er noch nie gehört. Der Offizier betrachtete ihn eine Weile, dann drehte er sich im Sattel herum und trieb sein Pferd weiter. Hatte er ihn getäuscht oder nicht? Fell hatte keine Ahnung.
    » Gute Stiefel?«, fragte der Soldat neben ihm. Er war ein großer, junger Mann mit alten Augen und einem Verband um den Hals. Er sah auf Fells Füße.
    » Zehnmal besser als unsere«, vertraute Fell ihm leise an. » Man muss immer zusehen, dass man die besten Stiefel bekommt, die man kriegen

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