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Der Moloch: Roman (German Edition)

Der Moloch: Roman (German Edition)

Titel: Der Moloch: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stella Gemmell
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die in der staubigen Ferne verschwand. Er schlug sich durch niedriges Gebüsch und kam rasch voran, aber der Schmerz in seinem Kopf wurde stärker. Einmal blieb er stehen, um das Fleisch zu erbrechen, dann ging er weiter. Seine Schritte wurden kürzer und unsicherer, als ihn schwindelte und seine Sicht sich eintrübte. Schließlich wurde der Kopfschmerz unerträglich, und er stöhnte, während er ging, weil die Bewegung jedes Mal einen schmerzhaften Stich durch seinen Kopf jagte. Schließlich gaben die Beine unter ihm nach, er stürzte zu Boden und lag einen Moment ohnmächtig da.
    Als er wieder zu sich kam, erbrach er sich erneut, aber sein Magen war leer. Er sah sich um. Die braune Landschaft schien vor seinen Augen auf und ab zu hüpfen und zu schwanken, und ihm wurde wieder übel. Schwach wie ein Lamm kroch er zu einer kleinen Mulde, die von einem niedrigen Felsen gedeckt wurde. Dort gab es trockene Zweige und Gras, und er machte rasch ein kleines Feuer. Seine Hand zitterte, als er den Feuerstein anschlug. Kurz bevor er das Bewusstsein verlor, nahm er das kleine Paket mit Kräutern, das er immer bei sich trug, und warf es ins Feuer. Es war nur noch sehr wenig übrig, und er betete zu den heilenden Göttern von Ascelus, dass es genügte. Er stützte den Kopf in die Hände, atmete tief den beißenden Qualm ein, unterdrückte seine Übelkeit und konzentrierte sich darauf, bei Bewusstsein zu bleiben. Er holte erneut tief Luft und fühlte, wie die Opiate durch seinen Körper strömten. Der Schmerz wurde schlimmer, und er stöhnte. Dann legte er vorsichtig den Kopf auf die Erde und wurde ohnmächtig.
    Als er wieder zu sich kam, war der Schmerz verschwunden. Er blieb eine Weile liegen und genoss dieses Gefühl. Seit in einer Schlacht vor zehn Jahren ein Speer seinen Schädelknochen durchbohrt hatte, litt er immer wieder unter schrecklichen Kopfschmerzen. Diese Kräuter waren ihm nicht von einem Heiler, sondern vor zwei Jahren von einem Schankmädchen in einer Herberge in Otaro gegeben worden. Das Mädchen hatte ihn hilflos auf dem Boden seines Zimmers gefunden, in den Krallen dieses Schmerzes, der ihn vollkommen lähmte. Sie hatte ihm die Kräuter angeboten, aber er hatte abgelehnt, weil er Hexerei vermutete. Sie hatte ihn vier Tage gepflegt, so lange dauerte es, bis die Kopfschmerzen aufhörten. Als er weiterzog, hatte sie ihm das Paket mit den Kräutern in die Hand gedrückt. Er hatte sie angenommen, dankbar für ihre Freundlichkeit, aber in der Absicht, sie bei erster Gelegenheit wegzuwerfen. Als ihn die Verzweiflung ein paar Wochen später zwang, sie doch zu benutzen, hatte er ihre Macht entdeckt. Er nahm die erste Gelegenheit wahr, um zu der Schenke zurückzukehren und sie zu belohnen. Aber das Mädchen war schon lange fort. Laut Aussage des Wirtes war sie in die Armee zwangsverpflichtet worden. Ihr kleines Kind hatte sie in der Obhut der alten Mutter des Hufschmieds gelassen. Fell, der ebenfalls ein vaterloses Kind war, hatte einen Jahressold bei der alten Frau hinterlegt, die zuerst froh und dankbar gewesen war. Dann hatte sie versucht, mehr aus ihm herauszuquetschen, weil sie ihn für den Vater des Kindes hielt.
    Jetzt waren die letzten Heilkräuter verbraucht, und er fürchtete künftige Anfälle.
    Schließlich schob er den Gedanken daran beiseite, stand auf und sah sich um. Es wurde dunkel, und er befand sich am Rand eines Meers aus hohem Gras. Der Wind aus dem Norden strich darüber hinweg und kräuselte es wie Wellen auf dem Wasser. Über ihm kreiste elegant ein weißer Greifvogel und suchte nach Beute am Boden. Fell sog tief die kühle Abendluft ein. Der Geruch des Grases war wundervoll, aber es war der Duft des Wassers, der seine Stimmung hob. Der Fluss musste in der Nähe sein. Dort konnte er sich satt trinken und neue Kraft schöpfen. Vielleicht fand er sogar ein Pferd oder, noch besser, den Leichnam eines Feindes.

13
    Simios Hochnord war ein junger garianischer Krieger. Die dünnen Härchen auf seiner Wange konnte man zwar schwerlich als Bart bezeichnen, doch mit seinen zwei Jahren Kampferfahrung galt er bereits als Veteran.
    Er war der Sohn einer unverheirateten Schafhirtin, die eines Nachts, während die Welt noch schlief, ihre Herde verlassen hatte, um das Kind voller Furcht und Schmerz zu gebären. Als ihr kleines Dorf jedoch am nächsten Morgen erwachte, verkündete das schreiende dunkelhaarige Kind lauthals ihre Schande. Natürlich steinigten die Dorfbewohner sie, und sie ergriff die Flucht, das

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