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Der Moloch: Roman (German Edition)

Der Moloch: Roman (German Edition)

Titel: Der Moloch: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stella Gemmell
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von der Geburt noch blutige Kind in den Armen. Ihre ältlichen Eltern, die von dieser grauenvollen Wendung der Ereignisse benommen und verwirrt waren, hatten keine Wahl, als ihr zu folgen. Die vier Flüchtlinge fanden Schutz in einem zwanzig Wegstunden entfernten Dorf, wo das Kind zum Sohn eines Helden wurde, eines tapferen Kavalleristen, der im Krieg verschollen blieb.
    Simios wuchs auf und wurde groß und stark, hatte rote Wangen und lockiges Haar. Aber er war ein ruhiger junger Mann, der sich selten an Gesprächen beteiligte und sich nie in die hitzigen Schankraumdebatten seiner lauten, überheblichen Kameraden hineinziehen ließ. Er gab sich damit zufrieden, seine betrunkenen Freunde nach nächtlichen Exzessen nach Hause zu bringen, und wenn er schlecht schlief, lag das daran, dass er sich um seine Mutter Sorgen machte, aber nicht um die Schlacht am nächsten Tag.
    Bei seinem letzten Besuch zu Hause im vergangenen Herbst hatte er sich voller Freude mit der Tochter des Dorffärbers verlobt. Er hatte es seinen Freunden noch nicht erzählt, denn er fürchtete ihre rauen Späße, die er dann über sich ergehen lassen musste. Er verbarg auch das Unterpfand ihrer Liebe, ein Stück feinster Baumwolle, auf das die Namen der beiden Geliebten gestickt waren, vor ihren höhnischen Blicken.
    Fell Aron Lee fand die Leiche dieses jungen Mannes, dem die Kehle aufgeschlitzt worden war und dessen braune Augen ganz mit Sand verklebt waren. Er hätte am liebsten vor Freude aufgeschrien. Die Blauen achteten für gewöhnlich peinlichst darauf, ihre Leichen wegzuschaffen, aber dieser Soldat musste getötet worden sein, bevor die Flut gekommen war. Seine Leiche war offenbar den Fluss hinabgeschwemmt worden. Jetzt lag sie in unwilliger Kameradschaft mit Dutzenden und Aberdutzenden von Soldaten der Cité, deren Kadaver sich bereits in der glühenden Hitze aufblähten.
    Fell zog sich seine mitgenommene rote Uniform aus und stopfte sie in einen weggeworfenen Tornister. Er wusste, dass er sie wieder brauchen würde, sobald er das feindliche Territorium hinter sich gelassen hatte. Er zögerte, seinen Brustpanzer zurückzulassen, der ihm in den vergangenen fünf Jahren gut gedient und ihm oft genug das Leben gerettet hatte. Aber er konnte ihn nicht tragen, und er passte auch nicht in den Tornister. Bedauernd warf er ihn weg. Die Kleidung des Toten war gut in Schuss, Schnitte und Löcher waren fein säuberlich genäht, das bemerkte Fell, als er ihn anzog.
    Er überlegte gerade, ob er auch die Stiefel nehmen sollte oder nicht und versuchte, ihre Größe abzuschätzen. Denn es war schwierig, einem Toten die Stiefel vom Fuß zu ziehen. Da hörte er Stimmen in der Ferne und legte sich flach auf die Sandbank. Es war eine Abteilung feindlicher Soldaten, die mit einem Karren unterwegs waren und die Leichen am Fluss einsammelten. Sie brauchten eine Weile, um sie aufzuladen, aber schließlich zogen sie nach Westen weiter. Sie kamen nie in Fells Nähe, und sobald sie verschwunden waren, stand er auf und ging in die andere Richtung davon. Er entschloss sich, nicht die Stiefel zu wechseln. Letztlich war es nicht ungewöhnlich, dass ein Soldat der Cité die Stiefel der Blauen trug und umgekehrt.
    Während er marschierte, versuchte er, sich an die in der Flut verlorenen Karten zu erinnern und so herauszubekommen, wo er war. Er befand sich jetzt ein ganzes Stück nordöstlich des Schlachtfelds von Salaba, und wenn er jetzt weiter direkt nach Westen ginge, würde er bis morgen die Mauern der Cité sehen können. Er hatte genug Wasser und war unverletzt und bemerkenswert gut gelaunt, während er durch das öde Land marschierte. Er fragte sich, wie schon zuvor, ob diese Heilkräuter möglicherweise noch eine zweite Wirkung hatten, nämlich dass sie seine Laune hoben. Er wusste, dass er eigentlich aufgrund des Verlustes so vieler Soldaten traurig sein sollte und zudem von Schuld gepeinigt, weil er sich entschieden hatte, eine unhaltbare Position zu verteidigen, statt in der Nacht in Richtung der Stadt zu flüchten.
    Er hatte natürlich die Soldaten flüstern hören, er wäre unverwundbar, wusste, dass sie sagten, er habe kaum einem Kratzer davongetragen, während alle, die im Laufe der Jahre mit ihm marschiert waren, aufgeschlitzt, vergiftet, enthauptet, ertrunken und, in einem besonders schrecklichen Fall, verbrannt waren. Das hatte aber seine Krieger, Frauen und Männer, nicht daran gehindert, sich zu ihm hingezogen zu fühlen. Vielleicht hatten sie gehofft,

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