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Der Moloch: Roman (German Edition)

Der Moloch: Roman (German Edition)

Titel: Der Moloch: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stella Gemmell
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uns«, sagte sie dem Nordländer. » Versuch einfach, mit uns Schritt zu halten.«
    Er grinste und wollte gerade rückwärts zu den anderen zurückkriechen, als Indaro noch einmal einen Blick nach Osten warf – und eine Bewegung sah. Sie schirmte ihre Augen gegen die Sonne ab und kniff sie zusammen. Ja, da bewegte sich ein dunkler Fleck.
    » Da kommt jemand«, sagte sie ruhig.
    Yantou Tesserian, der Reiter der Fkeni, spürte, wie sich die Blicke des Neuankömmlings in seinen Rücken bohrten. Sie durchbohrten seine lederne Rüstung und kitzelten sein Rückgrat. Er mochte den Mann nicht. Er mochte ihn nicht, und er vertraute ihm auch nicht. Die Zehnte? Er glaubte dem Kerl kein Wort. Yantou wusste, dass dieser große Mann mit den blauen Augen und seinem arroganten Gang entweder ein Deserteur war oder eine Müllbergratte. Wahrscheinlich war er eine Ratte und vermutlich obendrein ein Offizier. Im Moment jedoch marschierte der Mann ahnungslos auf die Siebzehnte Östliche zu, Yantous eigene Kompanie, die, nach Einschätzung des Fkenis, weniger als einen halben Tagesmarsch im Süden lag. Der Neuankömmling ersparte ihm die Mühe, ihn zu fesseln und ihn mitzuschleppen. Offiziere wurden immer am Leben gelassen, damit man sie verhören konnte. Die meisten von ihnen jedoch waren ahnungslose Mistkerle, die von ihren Generälen im Dunkeln gelassen wurden, was Taktik oder Strategien anging, selbst in der Schlacht.
    In dem Dorf, in dem Yantou geboren worden war, im Vorgebirge der wunderschönen und tückischen Berge des Mondes, wurden große Männer bedauert. Sie waren schlechte Soldaten. Wie hohe Bäume waren sie sehr anfällig für Äxte und kippten in einem starken Wind schnell um. Kleine Männer, muskulöse, starke Männer wie Yantou dagegen, hielten sich tief, bereit, die lebenswichtigen Körperteile anzugreifen, die Genitalien und den Bauch. Soldaten schwangen ihre Schwerter gegen Kopf und Hals, die am besten gepanzerten Teile des Körpers. Und gleichzeitig gaben diese großen Bäume, diese herumwedelnden Palmblätter leichte Ziele ab.
    Aber sie waren hinterhältig. Ihre Köpfe waren so weit oben, dass man nie wusste, was sie dachten. Yantou zügelte sein Pferd, drehte sich im Sattel um und winkte seine Leute vor sich. Der große Neuankömmling ging an ihm vorbei, ohne ihn eines Blickes zu würdigen. Yantou stellte sich in den Steigbügeln auf, sah sich nach rechts und links um und musterte prüfend die unfruchtbare Ebene. Nichts.
    Weit rechts von ihm fraßen Kaninchen. Sie waren zu weit weg von Yantou, als dass sie auf ihn geachtet hätten, doch plötzlich liefen sie weg. Sie rannten nach Westen, und ihre weißen Schwänzchen blitzten auf. Sie rannten nicht vor ihm davon. Wovor dann? Kaninchen waren dumme Kreaturen. Manchmal flüchteten sie vor einem Blatt, das über den Boden geweht wurde. Er spähte angestrengt in die Richtung, um eine Bedrohung wahrnehmen zu können, vor der sie vielleicht flüchteten. Er sah nichts.
    Einen Moment lang kämpfte er mit sich, dann lenkte er sein Pferd nach rechts und bedeutete den Männern auszuschwärmen. Die Soldaten liefen in die Richtung, in die er zeigte, Speere und Schwerter bereit. Yantou trottete mit seinem Pferd neben ihnen her und zückte seinen Speer, während er das Tier mit den Beinen lenkte. Rechts und links neben den laufenden Männern spritzten die Kaninchen zur Seite.
    Etwa fünfzig Schritt vor ihnen befand sich eine kleine Anhöhe. Noch vierzig Schritt. Er sah eine verstohlene Bewegung dahinter und grinste, stellte sich die Angst desjenigen vor. Er hob den Speer. Eine rote Gestalt sprang auf und rannte nach rechts. Es war eine Frau, die flüchtete. Eine weibliche Ratte. Er trieb das Pferd hinter ihr her. Es war ein dummer Fehler des Misthaufens, seine Frauen unter Waffen zu stellen.
    Er jagte sie. Sie war schnell. Aber er war schneller. Er bereitete sich gerade darauf vor, seinen Speer zu schleudern, zögerte jedoch, weil er die Jagd noch nicht beenden wollte. Plötzlich warf sie sich auf den Boden und rollte unter sein Pony, außer Sicht. Er zügelte, wendete das Tier und sah plötzlich eine rasche Bewegung an seinem rechten Steigbügel. Schnell wie der Blitz sprang sie hoch und stach mit ihrem Schwert gegen seine Seite. Die Klinge prallte von der Rüstung ab, dann jedoch schnitt sie in seine Hüfte. Die Wunde brannte. Er schlug mit dem Griff seines Speers nach ihrem Kopf, aber sie war bereits verschwunden. Das Pferd wieherte überrascht und bäumte sich auf, als es einen

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