Der Mond bricht durch die Wolken
Eddie«, erwiderte Widger. »Und ich glaube, Rankine wird es schaffen«, fügte er ohne große Zuversicht hinzu.
»Wenn er nur nicht so viel reden würde.«
»Ja, ich weiß, aber er gerät nur in Verwirrung, wenn man versucht, ihm das abzugewöhnen.«
Ein Hubschrauber mit der Aufschrift SWEB ratterte auf sie zu, anscheinend hinter einer fernen Erhebung im Gelände plötzlich auftauchend, und obwohl er ursprünglich in einer Höhe von ungefähr hundertfünfzig Metern geflogen war, sank er nun herunter, um sich die Stauung auf der Straße anzusehen; wie alle Hubschrauber klang er wie ein billiges Aufzieh-Spielzeug, vielfach verstärkt, und der Lärm versetzte die Kühe unausweichlich wieder in Panik. In ruhig-heiterer Ahnungslosigkeit, wie alle seiner Art, gegenüber der Anstößigkeit seines wertlosen Geschicks für die übergroße Mehrheit der Menschen, winkte der Pilot durch sein Plexiglas. Dann stieg seine Maschine wieder, nach angerichtetem Schaden, empor, und flog auf den Pisser zu, wo man sie in immer engeren Kreisen herumschwirren sah, um ohne Zweifel eine Besichtigung aus der Luft vorzunehmen. Alan Tully trieb zum wiederholten Male seine Kühe zusammen und gab es vernünftigerweise auf, sie zu ihrem eigentlichen Ziel zu bewegen, sondern trieb sie die Straße gegenüber dem Haus des Pfarrers hinauf, wo der Mini stand. Hier führte ein zweites Gatter in das Feld, wo die wagemutigere Leitkuh der Herde nun schon seit einiger Zeit friedlich ihren Pansen mit Netzmagen, Blättermagen und Labmagen mit Bauer Droridges Gras vollgestopft hatte. Hierher jagte Alan Tully ihre Genossinnen. Zu ihrer richtigen Weide konnte die Herde später geführt werden. Inzwischen wußte Alan, daß sein Vater, wenn er von der Jagd zurückkehrte und alle Umstände erfuhr, ihm keinerlei Schuld geben würde. Und was den Bauer Droridge anging, zum Teufel mit dem alten Narren!
Ursprünglich nur von Fen bemerkt, wurde an diesem Punkt der Situation wieder ein neues Element zugeführt. In der Einfahrt des Pfarrhofes erschien ein vertrauter rosaroter Fleck; abgesehen von glänzenden schwarzen Schuhen, einem weißen Hemd und einer konservativen marineblauen Krawatte, war er unterlegt und überragt ausschließlich von blassestem Grau; es war der Mann von Sweb. In seinen Armen schleppte er einen reichverzierten Metallkasten, der, obschon nicht sonderlich groß, doch viel zu wiegen schien. Er blickte sorgenvoll über seine Schulter; er glotzte einigermaßen betroffen auf das Durcheinander entlang der Straße. Dann nahm er seine Entschlußkraft zusammen, huschte zu seinem Mini, stemmte sich und den Kasten hinein, ließ den Motor an, wendete schnell und fuhr in Richtung Burraford davon. Inzwischen war das Interesse des Majors geweckt, und er und Fen schauten fasziniert zu, als der Pfarrer selbst auftauchte, strahlend die Straße hinauf- und hinunterblickte (wo der Mini gerade verschwand) und schlagartig Laut gab.
»HALTET DEN DIEB!« schrie der Pfarrer. »HALTET DEN DIEEEEEB!«
Die Stimme des Pfarrers, schon im normalen Fall stentorisch, war bei voller Kraft von kolossaler Fülle. Ihre Wirkung außer auf Rankine, der weiterhin über Zahnräder, Wellen und Gelenkkupplungen Vortrag hielt war die, augenblicklich den Streit zum Verstummen zu bringen, der auf der Glazebridge-Seite des Kombiwagens wieder ausgebrochen war, und praktisch völlige Stille hervorzurufen, während der Polizisten, Jäger, Motorradfahrer und Jagdsaboteure alle die Hälse verrenkten, um über und an dem die Sicht versperrenden Kombiwagen vorbei zu entdecken, was sich nun wieder abspielte.
»HALTET DEN DIEEEEEEB!« brüllte der Pfarrer weiter obschon es Fen schien, daß er für jemanden, der gerade beraubt worden war, unnatürlich heiter erschien. Von den rissigen Schuhen über die O-Beine bis zum Affengesicht und der erhabenen Stirn eher aussehend wie ein entsprungener Gorilla in einem unbewachten Bananen-Lagerhaus als wie das unselige Opfer eines skrupellosen Verbrechens gegen sein Eigentum.
»Haltet den Dieb!« sagte er noch einmal, diesmal ganz ruhig. Dann drehte er sich mit einem breiten Grinsen um und trabte hinter dem Mini her; obschon Fen sich nicht vorstellen konnte, wie er ihn je einzuholen hoffte.
3
»Wissen Sie, was das ist?« fragte der Major. »Es ist der Mann von Sweb, und er hat beim Pfarrer eingebrochen.« Er begann, sich an seinem Ast dort hinauszuschieben, wo er direkt über die Straße ragte. »So etwas geht nicht. Der Pfarrer und ich mögen
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