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Der Mond bricht durch die Wolken

Der Mond bricht durch die Wolken

Titel: Der Mond bricht durch die Wolken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edmund Crispin
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unsere Meinungsverschiedenheiten haben, aber trotzdem – «
    »Major, was haben Sie…«
    »Dem Kerl hab’ ich nie getraut«, sagte der Major. »Zu unterwürfig, nicht wahr, viel zu unterwürfig. Ein Speichellecker. Hinterlistig. Also, mal sehen. Ich habe John Wayne und andere dieser Sorte in den Spätfilmvorstellungen im Fernsehen das tun sehen, also muß es möglich sein; ich kann aber nicht behaupten, daß ich es schon einmal selbst versucht hätte. Es kommt offenbar darauf an…«
    Fen beugte sich vor und versuchte, den Major am Kragen zu packen, aber er war zu weit entfernt. Der Major befand sich inzwischen direkt über dem schläfrigen Braunen des Mannes im Kaftan und schob sich bereits vom Ast, die Beine gespreizt und sprungbereit.
    »Major!« rief Fen laut und warnend. Aber die einzige Wirkung davon war, die Aufmerksamkeit aller auf ihre Anwesenheit im Baum zu lenken; der Major verließ den Baum uneingeschüchtert und ungerührt.
    Unmittelbar über dem Sattel des Braunen sprang der Major hinab.
    Seine Zielsicherheit war hervorragend, aber er hatte offenbar seine Arthritis ganz vergessen und stieß einen gellenden Schmerzensschrei aus, als er auf dem Schweinsleder landete.
    Der Braune kam augenblicklich zu sich. Die Stute mochte schläfrig sein, gefühllos war sie nicht. Vielmehr wußte jeder, der sie kannte, daß man sie, bevor man sie reiten konnte, langsam und vorsichtig aus dem Schlaf holen mußte, da sie sonst dazu neigte, Schwierigkeiten zu machen. Und die gab es jetzt. Für ein an der Oberfläche so gutmütiges Wesen war die Stute sehr leicht aufzuregen und aus der Ruhe zu bringen. Sie war es nicht gewohnt, gewaltsam bestiegen zu werden, während sie noch in Morpheus’ Armen lag; vor allem war sie es nicht gewohnt, daß jemand sie ritt, der offenbar ohne jede Vorwarnung vom Himmel auf sie herabgefallen war. Auf dieses Phänomen reagierte sie heftig ausschlagend, sich nach vorn werfend und aufbäumend und wiehernd, als hätte man ihr einen Speer in das Hinterteil gestoßen. Nach Zügeln und Steigbügeln tastend, gelang es dem Major auf irgendeine Weise, im Sattel zu bleiben. Polizeibeamte (stets mit Ausnahme von Rankine, der durch das Chassis des Kombiwagens ohnehin zum größten Teil geschützt war), Motorradfahrer, Jagdsaboteure und Jäger, sogar die tränenreiche Miß Mimms, ergriffen hastig Zuflucht, wo immer sie zu finden war. Die braune Stute karriolte auf dem engen, verbliebenen Raum wild umher, während es dem Major inzwischen gelang, durch bloßes reiterisches Geschick ihr Geschirr zu ergreifen. Fen blickte in feierlicher Verwunderung hinunter. Der Mann im Kaftan stieß einen barschen Protestschrei aus.
    »Mein Pferd!« schrie er. »Was machen Sie mit meinem Pferd? Xanthippe! Xanthippe!« was offenbar der Name der Stute war. Ihr Besitzer hatte seit langer Zeit seine Rolle als Tröster von Miß Mimms vernachlässigt und sie in dieser höchsten Not offenbar ganz vergessen. »XANTHIPPE!« kreischte er obwohl auffiel, daß er jeden Versuch unterließ, den Kopf seiner Angebeteten zu ergreifen. »Bringen Sie mein Pferd zurück! Bringen Sie es zurück, sage ich Ihnen! ZURÜCK!«
    Aber es war zweifelhaft, ob dem Major das gelungen wäre, selbst wenn er es gewollt hätte: Xanthippe hatte eine Gasse in die Freiheit entdeckt und fegte bereits hindurch, auf die Straßenbiegung zu, wo das Gatter offenstand. Der Major hatte sie jedoch zunehmend in seiner Gewalt: Bis die Nachhut der sich duckenden Motorradfahrer hinter ihnen lag, tat sie mehr oder weniger das, was er verlangte. Am Gatter kam sie rutschend zum Stillstand, während der Major, den rechten Fuß aus dem Steigbügel ziehend, das wacklige Ding ganz aufstieß. Dann waren sie auf dem Feld. Dann wendeten sie. Gerade, als alle ein wenig aufzuatmen begannen, kamen sie durch das Gatter wieder zurückgerast, über die Straße und dann mit einem mächtigen Satz über die Hecke in das Feld hinter Fen. Der Major schrie wieder gellend auf, als Mann und Pferd auf der anderen Seite auf terra firma landeten, dann galoppierten sie beinahe venire á terre in Richtung der Hecke um die Koppel hinter dem Garten des Pfarrers.
    Des Majors Absicht war jetzt klar. Er verfolgte den Mann von Sweb durch die Felder neben der Straße.
    Fen seufzte. Er glaubte nicht, daß der berittene Major den Mini eher einholen würde, als der Pfarrer zu Fuß. Er entschied, daß die Zeit gekommen war, herunterzusteigen und sich Widger und Ling zu zeigen.
    Ling war inzwischen zu einem

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