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Der Mond bricht durch die Wolken

Der Mond bricht durch die Wolken

Titel: Der Mond bricht durch die Wolken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edmund Crispin
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das bestritten und eine lange, weitschweifige Phantasiegeschichte über Leute zum besten gegeben, die ihr Haus nicht in Ordnung hielten; leider hatte der Richter ihm das aber nicht abgenommen). Immerhin, im ganzen gesehen war er dank der Tatsache, daß er allein arbeitete, sorgfältig erkundete, ein beträchtliches Wissen über Kunstwerke besaß und zwischen den Einsätzen unauffällig blieb, ganz gut zurechtgekommen, und seine früheren Verhaftungen waren alle friedliche, unerwartete Gelegenheiten gewesen, ohne eine Zeitspanne, um nervös zu werden. Aber die jetzige Sache war anders: Nun hetzte die Meute wild hinter ihm her, und er floh, um irgendwo Zuflucht zu suchen, statt sozusagen vergleichsweise freundschaftlich enthüllt zu werden; nun mußte er gegen erfahrene Konkurrenz schnell in sein Versteck und das war weit entfernt. Kein Wunder, daß er Angst hatte und demzufolge etwas unsicher fuhr. Statt auf die Straße vor sich zu achten, starrte er immer wieder in den Rückspiegel und drehte sich sogar häufig um, damit er durch die Heckscheibe nach hinten sehen konnte. Die Bullen waren hinter ihm her, daran gab es keinen Zweifel…
    Er sah, so dachte Goodey verwundert, als der kleine Wagen rasch immer näher kam, ganz aus wie ein vor dem Gesetz die Flucht Ergreifender.
    Mit seinem, oder vielmehr des Pfarrers, schwerem Eisenkasten aus dem Haus tretend und in der Absicht, damit so unauffällig wie möglich zu verschwinden, war der Mann von Sweb bestürzt gewesen, zornig erhobene Stimmen zusammen mit Motorengeräusch und verschiedenen Tierlauten zu hören, und das in unmittelbarer Nähe; eine heimliche Erkundung der Lage durch ein kleines Loch in der äußersten der vielen Hecken des Pfarrers hatte seine Angst beinahe so weit gesteigert, daß er erwog, den Kasten auf den Speicher des Pfarrers zurückzutragen und den offenbar dazu passenden Schlüssel auf den Dielentisch zurückzulegen, wo er nachlässigerweise hingelegt worden war; dann konnte er, wenn im Haus entdeckt, leicht irgendeinen unschuldigen Grund für seine Anwesenheit erfinden. Aber nun die Polizei! Und in starker Besetzung! Gewiß, für den Augenblick schien sie von dem wachsenden Tumult auf der Straße in Anspruch genommen zu werden. Gewiß, wenn er klar hätte denken können, wäre der Mann von Sweb leicht in der Lage gewesen, die Truhe aufzuschließen, nachzusehen, ob sie etwas Wertvolles enthielt, sie, wenn das nicht der Fall war, wegzuwerfen und das Weite zu suchen. Aber seine Empfindungen bei der Aussicht der möglichen Aussicht auf neuerliche Gefängniskost waren von solcher Art, daß er ebenso unfähig war, klar zu denken, wie er es gewesen wäre, eine Handgranate auf Prinzessin Anne zu werfen. Hätte er gewußt, daß der Teufel in Gestalt des Pfarrers vom Inneren des Hauses aus jeden seiner Schritte frohlockend verfolgte, er wäre vermutlich vor Angst ohnmächtig geworden. So geriet er lediglich in Panik und beschloß, ein Risiko einzugehen, durch das Tor zum Mini zu stürzen und davonzufahren, bevor die Polizei Gelegenheit hatte, sich aus dem Durcheinander zu lösen oder auch nur ernsthaft wahrzunehmen, daß er sich in der Nähe aufhielt. Als er davonbrauste, hörte er jedoch den Pfarrer schreien: »Haltet den Dieb!« und wußte mit tiefer Bedrückung, daß er entdeckt war. Jetzt schien nichts anderes übrigzubleiben, als so schnell wie möglich zu fahren und zu hoffen, daß ihn im letzten Augenblick irgendein gänzlich unwahrscheinlicher Zufall retten würde.
    Demzufolge war er so damit beschäftigt, hinter sich auf die Straße zu blicken, daß er des Pissers Wiege quer über der Straße fast erreicht hatte, bevor ihm ein Chor von Warnrufen, in den sogar der Gamaschenträger auch einfiel, die Gefahr zum Bewußtsein brachte. Er trat heftig auf das Bremspedal, geriet ins Schleudern und brachte den Mini auf irgendeine Weise Millimeter vor dem Hindernis zum Stehen, wobei er beinahe mit dem Kopf voraus durch die Windschutzscheibe flog. Während der Staub sich ringsum legte, kletterte er hinaus und starrte armselig die beiden Techniker an, die ihn ihrerseits leer anblickten. Der Gamaschenträger war zu seiner Niederschrift zurückgekehrt und versuchte zu entscheiden, ob die kleine Großherzogin tödliche Blässe oder fieberhafte Röte zeigen sollte.
    Goodey, der am nächsten stand, ergriff das Wort.
    »Na, diesmal hätte es Sie aber beinah’ erwischt«, sagte er freundschaftlich.
    Die sanfte und schüchterne Art des Mannes von Sweb war echt, keine

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