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Der Mond bricht durch die Wolken

Der Mond bricht durch die Wolken

Titel: Der Mond bricht durch die Wolken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edmund Crispin
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Pose.
    »Dauert es lange?« fragte er. »Ich möchte mich nicht aufdrängen, aber – «
    »Wenn es so weitergeht, brauchen wir offenbar den ganzen Tag«, antwortete Goodey fröhlich. »Ich würde an Ihrer Stelle wenden und über die Hole Bridge fahren.«
    »Aber ich muß durch! Ich muß weiter!«
    »Na, wenn Sie ein bißchen warten, bin ich sicher – «
    »Nein, nein! Sie begreifen nicht!«
    Goodey, der von sich ziemlich eingenommen war, wollte das durchaus nicht zugeben. Er sagte: »Sie müssen durch. Richtig? Aber Sie können nicht durch, bis das Ding hier hoch geht. Richtig? Also werden Sie« hier blickte Goodey zweifelnd auf den Gamaschenträger, der im Schreiben wieder innegehalten hatte, möglicherweise über die literarische Ratsamkeit von Petechien grübelnd »werden Sie die Leute da fragen müssen, wie sie vorankommen. Richtig?«
    Der Mann von Sweb räusperte sich.
    »Dauert es lange?« rief er. Aber sein Tonfall war nicht nur quiekend, sondern auch demütig und gedämpft, und die beiden Techniker verstanden ihn nicht.
    »Was?« brüllten sie. »Was haben Sie gesagt?«
    Der Mann von Sweb wiederholte mit lauterer Stimme: »Ich sagte, dauert es lange? Ich – ich habe es nämlich ziemlich eilig, wissen Sie.«
    Die beiden Techniker sahen einander an und kamen offenbar zu dem Schluß, daß das kein ihnen würdig erscheinender Gegner war.
    »Es dauert so lange, wie’s dauert«, sagte der Ältere auf welchen Witz hin er und sein Kollege sich in einem gemeinsamen Lachanfall umklammerten. »Wissen Sie was? Wenn Sie durchwollen, dann kommen Sie her und helfen uns.« Der Gamaschenträger sah sie kurz stirnrunzelnd an, aber die Muse war zu stark für ihn, und er nahm die Komposition wortlos wieder auf.
    »Sie begreifen nicht«, quiekte der Mann von Sweb verzweifelt. »Niemand begreift.«
    »Doch, doch«, sagte Goodey beruhigend.
    »Ich begreife. Ihr Problem, so wie ich es sehe – «
    Aber der Mann von Sweb achtete nicht länger auf ihn. Statt dessen starrte er voller Entsetzen auf die Straße hinauf, wo eine zweite, kleinere Staubwolke aufgetaucht war. Diese formte sich rasch zu einem O-beinigen Affen in Klerikerschwarz, der mit beträchtlicher Schnelligkeit auf sie zukam.
    »Er ist es!« kreischte der Mann von Sweb. »Er ist es! Sie sind hinter mir her! Sie holen mich ein!«
    Obwohl Goodey sich zu fragen begann, ob er es mit einem Irren zu tun haben mochte, versuchte er erneut zu trösten.
    »Das ist doch nur der Pfarrer«, sagte er. »Ich weiß nicht, warum er so rennt und auch etwas schreit, wie es sich anhört – , aber wenn Sie ihn nicht besucht und etwas Wichtiges bei ihm vergessen haben… Übrigens habe ich gehört, daß er heute nachmittag bei irgendeiner Konferenz sein soll, aber das ist wohl – «
    Weiter kam er nicht, da der Mann von Sweb in diesem Augenblick einem Schrei freien Lauf ließ, wie eine Maus, die von miteinander streitenden Kätzchen zerrissen wird. Denn nun waren zwei weitere Staubwolken aufgetaucht, die hintereinander schnell näher kamen und Motorengeräusche von sich gaben. Diese überholten den Pfarrer rasch und waren bald als ein Cortina, gefolgt von einem Streifenwagen der Polizei, erkennbar. Der Mann von Sweb warf entsetzt die Arme hoch und schaute sich mit wild rollenden Augen um. Dann sprang er zurück in den Mini, kam mit einer schweren Eisentruhe wieder heraus und stürzte sich damit durch das Gatter, um schwankend auf den Niederwald zuzulaufen, der die nächstverfügbare Zuflucht zu bieten schien. Goodey hatte doch recht gehabt: Der Mann floh vor dem Gesetz. Sollte er, Goodey, daher die Verfolgung aufnehmen? Er diskutierte dieses Problem innerlich noch, als es für ihn dadurch gelöst wurde, daß der Cortina und der Streifenwagen unmittelbar hinter dem verlassenen Mini des Mannes von Sweb mit quietschenden Bremsen anhielten.
    Widger und Ling ahnten in Wirklichkeit von dem Mann von Sweb und seinen ruchlosen Aktivitäten im Haus des Pfarrers nichts: Sie hatten Wichtigeres zu tun. Alles, was sie wußten, war, daß hier ein weiteres Hindernis gegen ihre wahrhaft bedeutende Mission aufgetaucht war, und als sie die Köpfe zu den Fenstern hinaussteckten, konnten sie den schweren Drahtschlitten erkennen, der die Straße versperrte und den Mini zum Stehen gebracht hatte.
    »Gehört der Wagen Ihnen?« brüllte Widger dem Gamaschenträger zu.
    Dieser, den Kugelschreiber kurz anhaltend, schüttelte den Kopf.
    »Gehört er Ihnen?« fuhr Widger Goodey an.
    Goodey sagte, das sei nicht der

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