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Der Mond bricht durch die Wolken

Der Mond bricht durch die Wolken

Titel: Der Mond bricht durch die Wolken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edmund Crispin
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einen neuen Zweiachser, den Clarence Tully eben erst gekauft hatte; und Hagberd könne weder darin noch dahinter, noch hinter der Ulme, noch sonstwo auf dem Parkplatz gewesen sein. Er könne auch nicht unbeobachtet in das Lokal geschlüpft sein, weil dort drei Leute gesessen hätten, während Isobel Jones bedient hätte. Er könne nicht unbeobachtet die Straße überquert haben, selbst wenn dort nichts gewesen sei als eine nackte Mauer. Und schließlich könne er nicht auf die Seite oder hinter den Gasthof gelangt sein, ohne eine andere Mauer hinaufzuklettern oder eine abgesperrte Tür dort aufzubrechen, was ungefähr so wahrscheinlich war, gab Youings Fen zu verstehen, als wäre er in die Luft hinaufgeflogen und hätte sich auf einen Zweig gesetzt. Außerdem, so sagte Youings vernünftig, weshalb hätte Hagberd irgend etwas von dieser Art tun sollen? Zugegeben, er sei im Oberstübchen nicht ganz richtig gewesen, aber wenn man es genau nehme, nur was die Arbeit und Tiere und Routh und Mrs. Leeper-Foxe anging. Und außerdem sei er kein Heimlichtuer gewesen ganz im Gegenteil.
    Fen wies darauf hin, daß, wenn Hagberd Routh ermordet habe, er, was die kleine Bust anging, Verstohlenheit an den Tag gelegt hätte.
    »Wollte sie eben nicht erschrecken«, meinte Youings.
    All das schien im Zusammenhang mit den Angaben der anderen maßgeblich genug zu sein, und Fen fragte sich, warum er nun zum erstenmal widernatürlich dazu neigte, zu glauben, an dem, was Gobbo sagte, sei wirklich etwas dran. Er behielt den Gedanken aber für sich und dankte Youings in der Art eines Menschen, dessen Wollstrang durch einen Vorbeikommenden mit geschickteren Händen freundlicherweise entwirrt worden war. Gleichzeitig schaufelte Ortrud Youings die letzten Zuckersachen in Wilfreda hinein, warf die leere Tüte auf den Boden und drehte sich herum, um ins Haus zu gehen.
    »Gleich Mittagessen!« rief sie Youings über die Schulter zu. Obwohl sie schon seit fünfzehn Jahren in England lebte, sprach sie nie Englisch, wenn Deutsch genügte, oder auch wenn das nicht der Fall war.
    »Dinner, meint sie«, übersetzte Youings. »Flotte kleine Köchin, meine Ortrud.« Er sah ihr sehnsüchtig nach, als ihr Knoten, der breite Rücken, das kräftige Gesäß und die langen Beine im Haus verschwanden.
    Und abgesehen davon, daß sie die Schweine gern hatte, schien Ortrud Youings’ Kochkunst dachte Fen, als er die Straße hinaufging eigentlich das Beste zu sein, was irgend jemand über sie zu sagen vermochte. »Ach du liebe Seele! Diese Ortrud, die führt ihm vielleicht einen schrecklichen Tanz auf!« hatte Mrs. Clotworthy Fen anvertraut, als die Besprechung über Sülze vorübergehend erlahmt war – eine Feststellung, die, mit Ausschmückungen, von allen bestätigt worden war, mit denen Fen über das Thema gesprochen hatte, außer von Thouless, dessen Beschäftigung mit seinen eigenen Problemen es ihm erschwerte, auf die Angelegenheiten anderer Leute zu achten. Youings hatte Ortrud kennengelernt, als er seinen Militärdienst bei der britischen Rheinarmee geleistet hatte. Wie ein williges Pferd war er den Ehe-Reitweg hinaufgeführt worden, nur um festzustellen, daß er nicht nur seines Geldes wegen geheiratet worden war (er besaß außer der Schweinezucht noch ein kleines Kapital), sondern sich auch mit einer Nymphomanin von besonders ärgerlicher Art belastet hatte. Es war schlimm genug, daß Ortrud ständig Affären hatte. Was dem Ganzen die Krone aufsetzte, war, daß sie, statt mit dem jeweiligen Favoriten fortzugehen, wie jede andere Ehefrau es getan hätte, ihn einlud, falls er ledig war, in Youings’ Haus zu wohnen, und Youings es war, der fortging und wochenlang in einer kleinen Wohnung über Clarence Tullys Stallungen hauste, um täglich nach den Schweinen zu sehen. Aber während all dieser häufigen peinlichen Zwischenspiele war Youings’ Anhänglichkeit unerschüttert geblieben. Sie war sogar noch gewachsen. Trauernd vernarrte er sich immer mehr in sie. Die Frauen in der Umgebung, empört über die Vergeudung eines absolut brauchbaren Ehemannes, neigten dazu, Youings’ anscheinend grenzenlose Duldsamkeit zu rügen, aber die Männer waren (zwischen Bemerkungen, daß Ortrud, wenn nicht fortgejagt, so doch auf jeden Fall verprügelt werden sollte ein Unternehmen, das nur wenige von ihnen selbst gewagt hätten) sentimentaler, wobei der Major eine Ausnahme darstellte.
    »Der arme dumme Kerl ist nichts als ein Weichling«, sagte der Major streng über

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