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Der Mond bricht durch die Wolken

Der Mond bricht durch die Wolken

Titel: Der Mond bricht durch die Wolken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edmund Crispin
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Youings.
    Der unglückliche Gobbo, von einem Weichling Lügen gestraft.
    Trotzdem begann Fen sich jetzt zu fragen, ob an Rouths Ermordung nicht doch mehr war als die bizarren Einzelheiten, die ins Auge gefallen waren.
     
     
    3
     
    Das Haus der Dickinsons, das Fen gemietet hatte, war aus zwei Reihenhäusern aus dem achtzehnten Jahrhundert gebildet worden, in denen Landarbeiter untergebracht gewesen waren. Vor kurzer Zeit hatte man ein Gebäude daraus gemacht; oben an einer der beiden engen, steilen Treppen waren ein Badezimmer und an der Rückseite eine Spülküche eingebaut worden, so daß dort, wo die Landleute sich einst die Köpfe angerannt hatten, wenn sie hinausstürzten, um zum Plumpsklo zu gelangen, es jetzt die höheren Berufsstände taten, wenn sie zum Abspülen eilten. (Nach zwei solchen Erfahrungen hatte Fen es sich angewöhnt, den Kopf zu senken, sobald er durch irgendeine Tür ging, obwohl alle, bis auf jene zwischen Küche und Spülküche, durchaus hoch genug waren, um ihn aufrecht hindurchzulassen.) An der seitlichen Außenwand des Hauses, neben der modernen Garage, hing eine Gartentelefonglocke ein Klöppel zwischen zwei riesigen brustförmigen Metallkuppeln, deren Gesamteindruck infolge Verwitterung an eine Fruchtbarkeitsgöttin, ausgegraben bei Benin, denken ließ (wegen des schwarzen Bakelitkastens, der aus unerforschlichen Gründen genau über dem Nabel angebracht war, als wertlos verworfen). Das Erdgeschoß bestand aus der Spülküche, der großen Küche mit ihrem Rayburn-Herd, und einem behaglich eingerichteten Wohnzimmer mit Klavier, auf dem Fen Hymnen, Stellen aus >Don Giovanni< und >A Little Sea Picture< von Alex Rowley zu spielen pflegte. Diese Stücke hatte er mit acht Jahren spielen gelernt und aus keinem leicht zu analysierenden Grund nie vergessen; oben gab es neben dem Badezimmer drei Schlafzimmer. Ein schöner, kleiner Garten umgab drei Seiten des Hauses und lief dahinter aus in einen vernachlässigten halben Morgen Gras, Gebüsch, Bäume und, dem Anschein nach, Hasenspuren. Dieser Teil (hatten die Dickinsons Fen aufmunternd erzählt, bevor sie nach Kanada entschwunden waren, wo sie jetzt umherfuhren und für das Associated Board Musikprüfungen vornahmen) dieser Teil des Besitzes bot einen ausgezeichneten Zugang für Einbrecher, die überdies dadurch begünstigt wurden, daß jedes Fenster im Erdgeschoß sofort aufging, wenn eine Mücke es auch nur streifte.
    Saubergemacht wurde für Fen dreimal in der Woche vormittags von Mrs. Bragg, einer großen Frau mit karottenrot gefärbten Haaren, die ständig schreiend vor glücklichem Lachen herumlief. Er kochte, wenn man das so nennen konnte, selbst.
    Als er die Einfahrt hinaufstapfte (ein Zugang, bestehend aus scharfen, knöchelkippenden Steinen, leicht mit Schlammfiligran überzogen), sah er mißvergnügt, daß Ellis, die Schildkröte, die vor zehn Tagen in den Winterschlaf verfallen war, sich eines anderen besonnen hatte und wieder herausgekommen war, vermutlich des anhaltend sommerlichen Wetters wegen. Außerdem war sie von einem Hund umgeworfen worden, oder aber sie hatte es, was durchaus vorstellbar war, wenn man sie auch nur ein wenig kannte, fertiggebracht, sich ohne Hilfe selbst umzukippen. Jedenfalls lag sie im Rasen auf dem Rücken, den Kopf eingezogen, die Füße langsam in der Luft wedelnd in, wie es Fen erschien, äußerster Erregung. Fen drehte sie in die normale Lage zurück und ging auf dem Rasen herum, um die Blätter von verwelkten Stiefmütterchen zu zupfen und die Schildkröte damit zu füttern. Ellis liebte Stiefmütterchen besonders, aber wie jede andere Nahrung mußten sie ihm leider vorgekaut werden. Er hatte einen Unterbiß, seine Beißflächen paßten nirgends aufeinander; wenn man ihn sich selbst überließ, schlang er und wurde, den Dickinsons zufolge, krank. Fen schätzte Stiefmütterchen nicht besonders. Gleichgültig, welche Farbe sie zuvor hatten, aus seinem Mund kamen sie in Form ordentlicher, zerfranster Kügelchen schwarz heraus, und es dünkte ihn danach stets so, als wären seine Zähne mit einem besonders unangenehm riechenden billigen Gesichtspuder besprüht worden.
    Mit zusammengezogenen Brauen malmte Fen gewissenhaft Stiefmütterchen zwischen Zunge und weichem Gaumen, bis Ellis Anzeichen von Sättigung erkennen ließ. Dann ging er hinein, um sich den Mund zu spülen, während Ellis sich auf eine seiner Reisen zur Mauer am Ende des Rasens machte, ein Lieblingsziel von ihm, das ihn durch seine

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