Der Mond bricht durch die Wolken
Einkommen aus den Fließband-Farmen versehen worden, und obwohl zu mäkelig, um mit ihnen direkt selbst etwas zu tun haben zu wollen, weidete sie sich doch unbestreitbar an entschnabelten Hühnern, Kälbern mit künstlich erzeugter Blutarmut und gefesselten Hälsen, an Schweinen, die, weil sie sich nicht bewegen konnten, einander die Schwänze ausrissen, und an anderen solchen Märtyrern der britischen Gier nach immer größeren Mengen von immer geschmackloserem, nährwertschwachem, hormongespritztem Fleisch. Um ihrer Verruchtheit die Krone aufzusetzen, suchte Mrs. Leeper-Foxe die Gesellschaft von Routh. Tatsächlich wurden die beiden mehr oder weniger zusammengeführt, weil niemand sonst sich mit ihnen abgeben wollte.
»Ich billige es nicht, wenn schlecht von Menschen gesprochen wird«, sagte der Pfarrer. »Wenn man von Routh jedoch nicht schlecht spräche, würde er überhaupt nie erwähnt werden können.« Er fügte hinzu, daß Mrs. Leeper-Foxe vermutlich mehrere gute Eigenschaften besäße, wenngleich noch keine davon bisher seine Aufmerksamkeit erregt hätte.
Von Mrs. Leeper-Foxe eingeladen, den Sherry mit ihr zu nehmen, legte Routh seinen blauen Anzug an und zupfte an seiner Stirnlocke, um klarzumachen, wie geehrt er sich fühlte, daß sie sich dazu herabließ, zu einem niedrigen Wesen wie ihm huldvoll zu sein; seine finanzielle Lage war gefährdet, und er hegte wohl vage Hoffnungen, sie überreden zu können, ihm auf irgendeine Weise unter die Arme zu greifen. Was sie anging, so suhlte sie sich in Rouths Ehrerbietung wie ein Nilpferd in einer Schlammbank. Der Unaussprechliche der Unsäglichen schmeichelnd, saßen sie gemeinsam in dem Raum, den Mrs. Leeper-Foxe den Salon des alten Pfarrhauses nannte, das sie drei Jahre zuvor gekauft und mit beträchtlichen Kosten umgebaut hatte. Sie schlürften Oloroso aus winzigen Gläsern und beklagten im Wechselgesang den Niedergang der Klassenstruktur. Nicht, daß Mrs. Leeper-Foxe oft oder für längere Zeit in Burraford gewesen wäre. Sie besaß noch zwei andere Häuser, und außerdem wurde sie, auch noch träge wie ein Esel, von regelmäßigen Ausflügen durch den rätselhaften Mangel an zureichendem Hauspersonal abgehalten.
»Routh und Mrs. Leeper-Foxe sind verwandte Seelen«, sagte der Major.
»Quatsch.«
»Routh und Mrs. Leeper-Foxe sind Wahlverwandtschaften.«
»Sie sollten weniger Goethe und mehr die Bibel lesen, Major.«
»Ich lese die Vulgata«, sagte der Major, der dergleichen keineswegs tat.
»Der Langgeschwänzte wird Sie am Ende doch holen, Sie werden sehen. Und Sie werden nicht sagen können, daß ich Sie nicht gewarnt hätte, nicht?« erklärte der Pfarrer.
»Nein«, bestätigte der Major. »Das werde ich nicht sagen können, nicht wahr?«
Inzwischen wurde der unglückliche Hagberd immer aufgebrachter.
2
Das Gras wuchs und wurde geschnitten (nachdem Hagberd vorher alle zu entdeckenden Fasanen-Hennen herausgeholt und sie zusammen mit ihrer Brut in Booth’s Gin-Kartons, geborgt von Isobel Jones, in Sicherheit gebracht hatte). Das Getreide reifte, die Kühe muhten, in der einzigen bis dahin unberührten Talmulde sproß eine neue Reihe von Hochspannungsmasten, die Dickinsons begannen für Kanada zu packen, und drei Meilen von Rouths Farm entfernt wurde ein nach langem und interessantem Todeskampf in einem verschweißtem Kunststoffsack ein Hündchen erstickt aufgefunden. Am Montag, dem 22. August, ging die kleine Bust zum Tee zu einer Schulfreundin und blieb zu lange.
Das war schlecht, weil es gewiß zu energischen Schlägen auf Hände, Waden und Gesäß führen mußte.
Die Eltern der kleinen Bust boten das seltene Schauspiel eines weder sich ergänzenden noch in Extremen gegenüberstehenden, sondern identischen Ehepaares identisch, wie es heißt, in allem außer Geschlecht und äußerer Erscheinung. Im Gespräch äußerten sie sich oft sogar im Chor, ohne irgend etwas verabredet zu haben, und in Fragen der Disziplin waren sie ebenso einer Meinung. Die Bust-Kinder wurden jedoch weniger wegen der gleichzeitigen Prügelanfälle ihrer Eltern bedauert, die, wenn auch häufig, so doch kurzlebig waren, als mehr wegen des gemeinsamen Humors der Eltern, der in seiner Art von fast unfaßbarem Schwachsinn war. Nach dem Satz von Michael Innes waren die Busts keine Menschen, bei denen ein Witz bereitwillig seine erste Frische verliert. Vierzehn Jahre nach der Geburt ihrer Tochter Anna May konnten sie einander noch immer zu Tränen hilflosen
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