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Der Mond bricht durch die Wolken

Der Mond bricht durch die Wolken

Titel: Der Mond bricht durch die Wolken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edmund Crispin
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sagte Kriminal-Constable Rankine. »Man kann das erkennen, wenn man ihn nur ansieht.« Für Rankine existierten kein Faktum und keine Schlußfolgerung, so naheliegend sie auch sein mochten, solange er sie nicht in Worte gekleidet hatte.
    »Hoffen wir, daß wir den Eigentümer ausfindig machen können«, sagte Widger.
    »Und das Ding ist schwer genug, um diese Wirkung erzielt zu haben. Ein fester Schlag damit, nur einer, und pfft, du bist tot.«
    Luckraft sagte, er glaube, der Eigentümer des Schraubenschlüssels sei wahrscheinlich er, Luckraft.
    »Das ist Ihrer, Luckraft?« stieß Widger verwirrt hervor. »Wie, um alles in der Welt, kommen Sie denn darauf?«
    »Er ist aus dem Werkzeugkasten an meinem Motorrad verschwunden, Sir. Ich habe eben nachgesehen.«
    »Guter Gott, Mann, sperren Sie Ihren Werkzeugkasten denn nicht ab?«
    Luckraft wies darauf hin, daß die Werkzeugkästen an PolizeiMotorrädern nicht mit Schlössern ausgestattet seien.
    Luckraft sagte, der Schraubenschlüssel könne schon seit acht Tagen verschwunden sein; jedenfalls sei es acht Tage her, daß er Gelegenheit gehabt habe, den Kasten zu öffnen. Er fügte hinzu, natürlich fahre er im Bezirk ziemlich viel herum und müsse das Kraftfahrzeug oft vorübergehend unbeaufsichtigt stehenlassen, zum Beispiel, wenn er Leute in ihren Häusern aufsuche.
    »Was wir hier haben, sieht also sehr nach einem Fall von Vorbedacht aus«, sagte Rankine. »Jemand sieht das Motorrad unbeaufsichtigt wie erwähnt worden ist. Er sagt zu sich selbst: >Ah, dieses Motorrad hat einen Werkzeugkasten, und im Werkzeugkasten wird ein schwerer Schraubenschlüssel liegen.< Er schaut sich um, damit er feststellen kann, ob er beobachtet wird.«
    »Wenn es meiner ist, Sir, sind auf der anderen Seite meine Anfangsbuchstaben eingeritzt«, sagte Luckraft.
    »Aha. Darf ich fragen, ob Sie ihre Anfangsbuchstaben immer in Polizeieigentum ritzen?«
    »Ja, Sir. Immer. Weil es sonst geklaut wird. Von meinen Kollegen, meine ich.«
    »Aha. Nun, wir werden den Schraubenschlüssel noch eine Weile nicht berühren. Sie selbst haben ihn nicht angerührt, hoffe ich?«
    »Nicht im geringsten, Sir.«
    »Was uns geradewegs zum Haupträtsel dieses Falles zurückbringt«, sagte Rankine. »Wo ist der Kopf des Toten? Mehrere Möglichkeiten bieten sich an. Der Kopf kann ganz in der Nähe vergraben sein. Oder er könnte mitgenommen worden sein. Oder er – «
    »Still, Rankine«, sagte Widger. »Verfügen Sie sich zu einem Telefon und rufen Sie Country an dringend. Und rufen Sie Dr. Mason an – dringend.«
    Rankine entfernte sich mit offensichtlichem Widerwillen zu Fuß, während Widger in das Polizeiauto stieg und in die andere Richtung davonfuhr, zu einem ersten Gespräch mit Anna May. Luckraft blieb auf seinem Posten und hielt die Neugierigen fern, die nun auf das erregte Klatschgerede der Bust-Eltern hin aufzutauchen begannen. Eine unternehmungslustige ältere Dame, eine Mrs. Jewell, erkletterte einen nahen Baum, um einen gehörigen Blick zu tun, erlitt aber beinahe auf der Stelle einen Schwindelanfall und stürzte herunter, trug zum Glück jedoch nichts Schlimmeres davon als ein paar Kratzer und Blutergüsse. Danach gelang es Luckraft, indem er von seinem Posten am Gatter wütend in die Gegend schrie, alles weitere Bäume erklettern und Böschungen ersteigen zu unterbinden, und da mangels dieser Aktivitäten praktisch nichts anderes mehr zu sehen war als die blaubekleidete massige Gestalt Luckrafts, reagierten die meisten Leute verhältnismäßig schnell auf die Aufforderung, weiterzugehen.
    Inzwischen hatte in Burraford Rouths Kopf den ersten von seinen drei postumen Auftritten.
    Eine Frau von Rouths Typ, so geldgierig und der Selbstachtung so entbehrend, daß sie bereit war, sogar für Mrs. Leeper-Foxe zu arbeiten, hatte sich bereit erklärt, im alten Pfarrhaus das Frühstück zuzubereiten, und vertrat entschieden die Meinung, daß an jenem Morgen im Eßzimmer alles seine Ordnung gehabt habe, als sie das Essen auf den Tisch stellte. Zwei Minuten später änderte sich das. Erpicht auf Schinken, Würstchen, Nieren, Tomate und Ei, bemerkte Mrs. Leeper-Foxe in ihrem malvenfarbenen Morgenmantel zunächst nichts von der zweifelhaften Ehre, die ihr vom Lehnstuhl in der Ecke am offenen Fenster aus erwiesen wurde. Sie hatte sich tatsächlich schon hingesetzt und bedient und hob die erste Gabel voll an den Mund, als sie wahrnahm, daß sie von einem fußballförmigen Gegenstand ohne Iris oder Pupille in den Augen

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