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Der Mond bricht durch die Wolken

Der Mond bricht durch die Wolken

Titel: Der Mond bricht durch die Wolken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edmund Crispin
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wie der Zufall es wollte, ihr eigenes Zuhause, und als es auftauchte, lief sie ein wenig langsamer und schaute sich um.
    Niemand.
    Anna May keuchte den Weg hinauf und durch die Tür und sah sich augenblicklich mitten in einem Tornado klatschender Hände; ihre Eltern waren an diesem Abend besonders wütend auf sie ihre so späte Heimkehr verzögerte den Aufbruch zu eigenem Ausgang –, und die wenigen abgerissenen Worte, die sie in dem Durcheinander herauszustoßen vermochte, wurden von ihnen als unbedachter Versuch gewertet, ihnen etwas zu erzählen, das sie im Fernsehen verfolgt hatte. Gemeinschaftlich plärrend, verurteilten sie Anna May dazu, ohne Essen ins Bett zu gehen. Und zunächst beharrte Anna May nicht auf ihren Einwänden. In ihrem gegenwärtigen verwirrten Zustand hatte sie das dumpfe Gefühl, es könnte sicherer sein, den Mund zu halten. Mr. Routh war unzweifelhaft tot niemand konnte noch etwas für ihn tun. Außerdem war es nicht schade um ihn. Mochte er liegenbleiben, während sie ihr Schlafzimmerfenster verriegelte und die Tür abschloß und sich hinsetzte, um in aller Ruhe nachzudenken.
    Bis am folgenden Morgen war sie damit fertig und wichtiger noch, ihre Eltern waren bis dahin wieder einigermaßen ansprechbar. Mit weiteren Schlägen rechnend, als sie ihren Bericht wiederholte, sah Anna May sich statt dessen von lauten Beteuerungen zärtlicher Sorge überfallen. Sie müsse zu einem Arzt, zur Polizei, noch eine Scheibe Toast mit Marmelade essen, ein Fahrrad bekommen. Die Eltern Bust eilten hierauf davon zu Bawdeys Meadow.
    Aber die Leiche war schon vorher gefunden worden.
    Als sie sahen, was man damit angestellt hatte, fielen beide Busts in Ohnmacht.
     
     
    3
     
    Die Leiche war gegen 6.30 Uhr gefunden worden, elf Stunden nach dem Eintritt des Todes, und zwar von einem Landarbeiter namens Prance, der auf dem Weg zur Arbeit an Bawdeys Meadow vorbeikam. Sie war vom Wäldchen auf die Wiese geschleift worden, und Prance, der sie durch eine Loch in der Hecke erspähte, war auf die Böschung hinaufgestiegen, um sie besser sehen zu können.
    Zum Glück war Prance ein außerordentlich phlegmatischer Mann.
    Die Wiese fiel hier bis zur Hecke ziemlich steil ab, so daß die Wirkung dessen, was Prance sah, die eines fünfteiligen KleinkindPuzzles war, auf einem schrägen, mit grünem Filz bespannten Tisch mit der üblichen Ungeschicklichkeit eines Kleinkindes zusammengesetzt. Im Tod war Routh geteilt. Überdies waren wenngleich im Tod wie im Leben sein Rumpf Mittelpunkt seiner Anatomie blieb andere Teile von ihm umverteilt. Kurz, seine beiden Beine und Arme waren zuerst abgetrennt und dann im Verhältnis zu seinem Restkörper vertauscht worden: Seine Ober-Schenkel ragten jetzt aus den Schultern (wobei die Schuhspitzen bergauf wiesen), während seine Arme säuberlich parallel angeordnet, die Handflächen flach auf dem Gras auf beiden Lendenseiten angebracht zu sein schienen.
    Nachdem Prance diese Komposition einige Sekunden lang ausdruckslos betrachtet hatte, nahm er anhand der Kleidung eine provisorische Identifizierung vor und ging dann zur nächsten Telefonzelle, um Constable Luckrafts Haus in Burraford anzurufen. Die Identifizierung mußte eine vorläufige sein, da der Kopf nirgends zu sehen war.
    Luckraft holte sein Motorrad heraus und erschien sofort. Er hielt Wache, während Prance erneut zur Telefonzelle stapfte, diesmal um die Polizeistation in Glazebridge zu verständigen. Luckraft beschäftigte sich mit den Busts, hörte sich ihre Geschichte an, versprach ihnen, daß Anna Mays Aussage bei nächster Gelegenheit gehört werden würde, und schickte sie nach Hause. Er lief ein bißchen herum und stieß einige Meter innerhalb des Wäldchens auf die Waffe, mit welcher der Mord ausgeführt worden war.
    Kriminalinspektor Widger und Kriminal-Constable Rankine erschienen mit dem Auto. Sie selbst hatten sich nicht beeilt: Prance hatte in einem Anfall rustikalen Mutwillens dem diensthabenden Sergeanten in Glazebridge die vollständigen Einzelheiten seiner Entdeckung aufgezählt und damit dafür gesorgt, daß sein Anruf als unerhört unreifer Dummerjungenstreich angesehen wurde. Nun starrte Widger betäubt auf die sterblichen Überreste, während er Luckraft befragte, der schließlich vorausging in das Wäldchen, damit die anderen den schweren Schraubenschlüssel betrachten konnten, der dort lag. Das eine Ende war leicht befleckt mit dem, was mutmaßlich Rouths Blut war.
    »Der hat hier nicht wochenlang gelegen«,

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