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Der Mond bricht durch die Wolken

Der Mond bricht durch die Wolken

Titel: Der Mond bricht durch die Wolken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edmund Crispin
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und mit einer häßlichen Delle an der Seite angestarrt wurde. Und selbst dann reagierte sie nicht sofort. Ihre Hand bewegte sich weiter aufwärts, ihr Mund öffnete sich, und hinein ging der Bissen. Sie begann sogar zu kauen.
    Dann dämmerte die Erkenntnis.
    Der Bissen explodierte über den ganzen Tisch und machte Platz für einen Kreischanfall, als sei die Pfeife einer Dampfmaschine verklemmt. Nach wenigen Sekunden gab es zwei Dampfmaschinen; die Frühstücksköchin schwang sich hoch zu hysterischem Diskant hinauf, während Mrs. Leeper-Foxe aus Atemnot Pausen einlegte, so als wäre ein Maschinist auf sie hinaufgestiegen und ringe mit ihrem Ventil. Gemeinsam stürzten die beiden aus dem Haus und die Straße hinauf vorbei an >The Stanbury Arms< wo Jack Jones davon so verblüfft wurde, daß er halb aus dem Bett stieg und kamen schließlich an einem Puffer erschreckter Leute zum Stillstand, die entlang des Weges aus den verschiedenen Häusern gequollen waren. Als endlich ein gewisses Maß an Verständlichkeit hergestellt war, wurden zwei Männer zum alten Pfarrhaus entsandt, um nachzusehen; beide hatten, wie es der Zufall wollte, von der Entdeckung in Bawdeys Meadow noch nichts gehört. Sie waren demzufolge froh, aber nicht überrascht, festzustellen, daß Mrs. Leeper-Foxe und die Frühstücksköchin offenbar einer gemeinsamen morbiden Halluzination erlegen waren: Was der Lehnstuhl enthielt, war nicht Rouths abgetrennter Kopf oder der irgendeiner anderen Person, sondern eine lebensgroße Büste aus dem achtzehnten Jahrhundert in weißem Marmor.
    Dieser Gegenstand erwies sich schließlich als Eigentum von Broderick Thouless, dem Komponisten. Durch eine verschlungene Reihe von unehelichen Zeugungen stammte Thouless von William Augustus, Herzog von Cumberland, dem Sieger von Culloden, ab (oder glaubte jedenfalls daran); und es war Cumberland, den die Büste angeblich darstellte. Normalerweise stand sie in einer Ehrenecke in Thouless’ Salon auf einem Mahagoni-Sockel, aber da der Komponist zur Zeit jeden Tag pausenlos mit der Arbeit für einen Film des Titels >Unlebendig< beschäftigt war, betrat er, wie der Zufall es fügte, achtundvierzig Stunden lang diesen Raum nicht, bevor er den Verlust entdeckte und sich telefonisch bei der Polizeistation in Glazebridge beschwerte, was er praktisch gleichzeitig mit dem Wiederauftauchen der Büste im alten Pfarrhaus tat. In dem Durcheinander nach Rouths Ermordung brauchte die Polizei einige Zeit, um den notwendigen Zusammenhang herzustellen, und so kam es, daß Thouless erst am Abend von Kriminalinspektor Widger besucht wurde, der inzwischen unter Kriminal-Chefinspektor Ling vom County Headquarters tätig war.
    »Also, Sie, so wie ich es verstehe, haben Sie hier Nacht und Tag ein Fenster geöffnet. Ich meine Tag und Nacht.«
    »Ja, das ist richtig. Zum Lüften.«
    »Unklug von Ihnen, Sir, wenn ich das sagen darf.«
    »Einladung für Einbrecher rund um die Uhr«, sagte Kriminal Constable Rankine, den Widger ungern mitgebracht hatte. »Wenngleich nicht einbruchsreif, bevor es dunkel wird, um genau zu sein.«
    »Der Arme hat sich nie mit dem Diebstahlsgesetz von 1968 befaßt«, sagte Thouless unerwartet.
    »Gewiß.« Solidarität hin, Solidarität her, Widger sah nicht ganz ohne Schadenfreude seinen mitteilsamen Kollegen zur Abwechslung einmal aus der Fassung gebracht. »Rankine, da haben Sie sich in die Nesseln gesetzt. Wie Sie je Ihre Prüfung für den Kriminaldienst bestanden haben – «
    »Das Diebstahlsgesetz von 1968, Sir, hatte das Hauptziel – «
    »Später, Rankine, später. Wenn Sie glauben, daß Sie fertig sind, möchte ich Mr. Thouless etwas anderes fragen. Sie sagen also, Sir, daß die Büste jederzeit während der vergangenen zwei Tage gestohlen worden sein kann.«
    »Ja, ja, gewiß. Das sage ich doch die ganze Zeit. Wann kann ich sie wiederhaben?«
    »Vorläufig noch nicht, Sir«, sagte Widger. »Es müssen Untersuchungen vorgenommen werden Fingerabdrücke und so weiter. Dabei fällt mir ein, daß wir Ihre Fingerabdrücke nehmen müssen, um sie ausscheiden zu können. Und auch die Ihrer Putzfrau.«
    »Mrs. Dunwoody? Sie ist schon seit Tagen krank. Zugehfrauen weisen sehr wenig natürlichen Widerstand gegen Infektionen auf, muß ich feststellen«, sagte Thouless gereizt.
    Während ihm die Fingerabdrücke abgenommen wurden, berichtete er von Hagberd, der manchmal Gartenarbeiten für ihn verrichtete. Er habe Hagberds Aufmerksamkeit auf die Büste gelenkt, teilte er mit,

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