Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Mond bricht durch die Wolken

Der Mond bricht durch die Wolken

Titel: Der Mond bricht durch die Wolken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edmund Crispin
Vom Netzwerk:
verkauft das Haus.«
    »Aha. Mrs. Clotworthy war also eine Art Ersatz. Ich hätte nicht angenommen, daß die Frau eines Fleischers von dem Kopf besonders erschreckt werden könnte, nach einem ganzen Leben mit Kadavern.«
    »Menschen unterscheiden sich von Tieren«, sagte Widger. »Jedenfalls, was Mrs. Clotworthy angeht. Ich mußte sie einmal zum Leichenschauhaus bringen, damit sie einen ertrunkenen Neffen identifizierte. Er war gar nicht schlimm er sah ganz friedlich aus –, aber sie wurde sofort ohnmächtig, als sie ihn sah.«
    »Na ja, aber das war ein Verwandter.«
    »Schon, aber sie ist aus hartem Holz geschnitzt. Ich hätte mich nicht gewundert, wenn sie geweint hätte, doch ohnmächtig…!«
    »Na ja, ist ja unwichtig. Wir sprechen jetzt besser mit Fen, glaube ich.«
    Fens Aussage war kurz und wenig aufmunternd. Er habe nicht besonders dringend Sülze machen wollen, sagte er, sich aber nicht in der Lage gesehen, Mrs. Clotworthys gutgemeinte Geste abzulehnen. Er sei daher gestern, am Samstag, gegen halb elf zu ihrem Haus gegangen. Er habe an die Tür geklopft, ohne daß sich etwas rührte. Im kleinen Vorbau an der Eingangstür habe er den verschnürten Sack entdeckt, natürlich angenommen, daß es sich um den Schweinskopf handele, und ihn ohne weitere Nachprüfung mitgenommen. Er schilderte, was er danach unternommen habe, und daß er nach der Rückkehr vom Fest über den Fall Routh-Hagberd nachgedacht und beschlossen habe, in dem Sack, der auf dem Kühlschrank lag, nachzusehen. Als er den verunstalteten Kopf eines Mannes entdeckt habe, habe er die Polizei angerufen.
    »Und gab es irgendeinen Augenblick, in dem der Sack, den Sie vor Mrs. Clotworthys Haus abgeholt hatten, gegen einen anderen hätte ausgetauscht werden können?«
    »Gewiß. Die ganze Zeit, als ich auf dem Fest war. Ich habe nicht abgesperrt, und im übrigen kann man leicht ins Haus der Dickinsons gelangen.«
    »Sie sagen, Sie hätten mit Jack Jones gesprochen, als Sie in >The Stanbury Arms< waren«, meinte Widger. »Haben Sie den Sack da mit hinaufgenommen?«
    »Nein. Ich ließ ihn im Schankraum liegen.«
    »Da hätte er also auch vertauscht werden können?«
    »Das bezweifle ich«, antwortete Fen. »Isobel Jones war dort, glaube ich, und das Lokal begann sich zu füllen. Es ist also möglich, aber nicht sehr wahrscheinlich. Ein zweiter Sack wäre gewiß aufgefallen.«
    »Sie schienen den Kopf also von Anfang an in Ihrem Besitz gehabt zu haben.«
    In Fens Augen glitzerte schwach Belustigung.
    »Es hat den Anschein«, sagte er.
    Ling kniff ein Auge zusammen und starrte in den Pfeifenkopf. Dann sog er am Stiel. Er beugte sich vor, so plötzlich, daß er mit dem Bauch an die Löschunterlage stieß und Widgers Bericht zu Boden fiel. Fen hob ihn auf.
    »Ah, danke«, sagte Ling. »Also, Professor Fen, wir haben Sie als eine der Personen notiert, die beim Fest das… das Botticelli-Zelt besuchten. Ist das richtig?«
    »Ja, völlig richtig.«
    »Was haben Sie getan, als Sie dort waren?«
    »Getan? Ich habe über Religion nachgedacht.«
    Ling geriet dadurch aus der Fassung; er hätte kaum bestürzter sein können, wenn Fen erklärt hätte, er habe mit Harold Wilson oder mit dem Geist Rasputins gesprochen.
    »Oh, ah«, sagte er schwach.
    »Das soll man dort tun, also tat ich es.«
    »Gewiß, gewiß«, sagte Ling hastig. »Und Sie sind in die hintere Hälfte des Zeltes gegangen hinter das Bild?«
    »Nein.«
    »Haben Sie irgend etwas gehört?«
    »Nur die Whirlybirds.«
    Ling riß die Augen auf. »Hubschrauber?«
    »Nein, nein. Die Whirlybirds sind eine weibliche Pop-Gruppe, die dort auftrat. Einer der Lautsprecher stand unmittelbar vor dem Botticelli-Zelt. Volle Verstärkung.«
    Ling verbarg seine Enttäuschung einigermaßen gut und sagte: »Ja, ich erinnere mich. Schade.«
    »Der Arm ist während des Festes abgetrennt worden, nicht?«
    »Ja«, erwiderte Ling kurz. »Nun, Professor Fen, Sie sind sehr nützlich gewesen.«
    »War ich das, wie? Ich hätte es nicht geglaubt.«
    »Wir brauchen natürlich ein unterschriebenes Protokoll Ihrer Aussage.«
    »Versteht sich.«
    »Morgen oder übermorgen.«
    »Ja.«
    »Und würden Sie bitte noch im Haus bleiben, für den Fall, daß sich etwas Neues ergeben sollte.«
    »Gern. Und viel Glück«, sagte Fen liebenswürdig, als er hinausging.
     
     
    3
     
    Ling gähnte und reckte sich.
    »Dank sei dem Himmel für wenigstens einen vernünftigen Zeugen«, sagte er. »Und jetzt werden wir wohl mit Ihrem Tölpel von Constable

Weitere Kostenlose Bücher