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Der Mond bricht durch die Wolken

Der Mond bricht durch die Wolken

Titel: Der Mond bricht durch die Wolken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edmund Crispin
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Hörgeräte?«
    »Sie haben miteinander ein Hörgerät, das sie abwechselnd benutzen… Ich fürchte«, sagte der Major, »daß es für Sie mühsam sein wird, mit ihnen zu sprechen. Die meisten von uns wenden sich einfach an diejenige, welche das Hörgerät trägt, und lassen die andere links liegen.«
    »Aha«, sagte Ling noch einmal. »Nun, vielen Dank, Major. Sie sind sehr nützlich gewesen.«
    »Oh, war ich das, mein Lieber? Das freut mich aber.« Der Major griff nach seinem Stock und stand auf.
    »Wir möchten, daß Sie noch eine Weile unten bleiben, Major, für den Fall, daß sich noch etwas ergibt. Und später – vielleicht morgen oder übermorgen werden wir Sie bitten, ein Vernehmungsprotokoll zu unterschreiben.«
    Der Major salutierte stramm und humpelte zur Tür, wo er einen Augenblick stehenblieb.
    »Es sind sehr viele Journalisten hier im Haus«, sagte er streng und ging.
     
    2
     
    »Er bestätigt Scorers Aussage in einigen Punkten«, sagte Widger. »Das Sägen, das Auto…«
    »Ja, sicher«, nickte Ling. Während der Aussage des Majors hatte er eine zweite Pfeife gestopft und führte nun ein brennendes Streichholz an den Kopf. Er erzeugte sofort einen Funkenregen wie ein Fabrikschornstein in der Frühzeit der industriellen Revolution, und ein Funke fiel auf die Akte mit Widgers Bericht, in die er ein kleines, schwarzes Loch hineinbrannte. Ohne sich die Mühe zu machen, ihn auszudrücken, wischte Ling ihn auf den Teppich. »Ja, das Auto«, murmelte er. »Unser Freund hat offenbar mit einem Auto das Weite gesucht. Das werden wir nachprüfen müssen.«
    Widger zog ein Notizbuch aus der Tasche und schrieb auf eine leere Seite das Wort >Auto<.
    »Setzen Sie alle Leute ein, die Sie haben.« >Leute<, schrieb Widger, obwohl es gar nicht so viele davon gab und man aus der Umgebung Verstärkung würde holen müssen.
    »Was wir jetzt also tun müssen, ist postulieren«, sagte Ling durch eine Rauchwolke. »Wir postulieren, daß Scorer und der Major die Wahrheit gesagt haben, soweit sie ihnen bekannt ist. Unser Mann ist unmittelbar vor dem… dem Botticelli-Zelt getötet worden. Dann wurde er hineingezerrt, ausgezogen und seines Kopfes beraubt… Wenn er also nicht schon vorher tot gewesen ist«, sagte Ling mit plötzlicher Heiterkeit, »dann war er es jetzt. Aber nun kommt der Major mit seinem Hund daher. Unser Mörder gerät in Panik. Er rafft die Kleidung und den Kopf zusammen. Er ergreift die Flucht. Er verläßt den Park. Er steigt in sein Auto. Er fährt davon. Er…« Ling verstummte, als seine Euphorie nachließ, da ihm kein Hinweis darauf einfiel, was diese schreckliche Gestalt anschließend getan hatte. »Er fährt davon«, wiederholte er schwach.
    »Und von da an verlieren wir seine Spur, bis der Kopf wieder auftaucht«, sagte Widger.
    »Nachdem dieser Professor Fen ihn in der ganzen Gegend herumgeschleppt hatte… Aber warten Sie mal.«
    »Ja.«
    »Es gibt drei Dinge, die unser Freund in dieser Nacht ganz gewiß getan hat, nachdem er von Aller House weggefahren war.«
    »Ja?«
    »Erstens verstümmelte er den Kopf, damit man ihn nicht erkennen konnte. Er ließ ihn nicht aus den Händen, bis das getan war.«
    Widger sah in diesem Argument mehrere Lücken, entschied aber, daß dies nicht der Augenblick war, sie aufzuzählen, und nickte statt dessen.
    »Dann mußte er die Kleidung seines Opfers beseitigen oder sie verstecken. Vermutlich hat er sie vergraben. Sie werden Leute darauf ansetzen müssen, die nach frisch aufgeworfener Erde suchen.«
    Widger rollte die Augen, sagte aber nichts. In sein Notizbuch schrieb er: >Kleidung, Opfer<.
    »Und schließlich mußte er etwas unternehmen, was seine eigene Kleidung anging. Die muß mit Blut befleckt gewesen sein.«
    »Ja.«
    »Das sind also drei Ermittlungsbereiche für Sie«, sagte Ling. »Vier, wenn Sie das Auto einbeziehen. Nein, fünf.«
    »Fünf?«
    »Werkzeug. Das da« und hier drehte Ling sich mit dem Sessel herum und wies auf den Sack in der Ecke »das da ist nicht ohne Werkzeug möglich gewesen. Einen Hammer, das ist es, was wir suchen, mit Blut-und Gehirnspuren dran. Sagen Sie Ihren Leuten, sie sollen nach einem Hammer suchen.«
    Ohne noch etwas einzutragen, steckte Widger das Notizbuch ein.
    »Ich nehme an, als nächstes werden Sie Fen sprechen wollen.«
    »Den Professor? Nein, jetzt noch nicht. Zuerst diese Mrs. Clotworthy. Holen Sie sie herauf, ja?«
    Widger griff nach dem Haustelefon und wählte die Nummer des diensthabenden Beamten. Er

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