Der Mond bricht durch die Wolken
sprechen müssen.«
»Rankine.«
»Nein, Luckraft.«
»Luckraft gehört nicht zu mir, sondern zu Graveney.«
»Keine Haarspaltereien, Charles.« Und da Ling keiner größeren Anstrengung fähig schien, als der dafür erforderlichen, noch eine Pfeife zu stopfen, die er von irgendwoher herbeigezaubert hatte, rief Widger den Diensthabenden an und bat ihn, Luckraft heraufzuschicken.
Luckraft schwitzte ein wenig und trug ein großes Pflaster am Hinterkopf.
Ling, im Grunde seines Herzens gutmütig, forderte ihn auf, sich zu setzen.
Luckraft sagte, er wolle lieber stehen.
Ling hatte Widgers Bericht zu Rate gezogen und bat Luckraft, sich zu äußern.
Luckraft räusperte sich und begann. Und was herauskam, war folgendes:
>The Stanbury Arms< lag in der Holloway Lane, und ein Stück davon entfernt, in der von Glazebridge wegführenden Richtung, erstreckte sich ein Fußweg zur Chapel Lane, der zwischen Luckrafts kleinem, aber ziemlich neuem Bungalow und Mrs. Clotworthys Haus begann.
Gestern morgen – am Samstag habe er seinen Bungalow gegen 10.15 Uhr verlassen, um mit dem Motorrad nach Glazebridge zu fahren. Als er an dem verlassenen Haus neben dem von Mrs. Clotworthy vorbeigekommen war, habe er geglaubt, aus dem Augenwinkel eine Gestalt zu erkennen, die dahinter zurückzuckte, und da er noch Zeit gehabt hätte, habe er beschlossen, anzuhalten und nachzusehen. Sein Motorrad habe er an die Hecke gelehnt und sei durch eine kleine, windschiefe Gartentür in das verwilderte Grundstück eingedrungen. Eine Durchsuchung von Haus und Garten habe nichts ergeben, und er sei schließlich in einen baufälligen, mit Gerümpel vollgestopften Schuppen getreten. Hier habe er eine Weile ausharren wollen, um aufzupassen: Das Fenster des Schuppens sei, obwohl stark verschmutzt, intakt gewesen und habe Ausblick auf die Umgebung erlaubt. Und hier hätte es ein Desaster gegeben. Luckraft habe kaum Zeit gehabt, eine Stelle am Fenster sauberzuwischen, um hinausgucken zu können, als er auf die Zinken eines angelehnten Rechens trat. Der Stiel schnellte nach vorn, traf ihn an der Stirn (er trug weder Mütze noch Helm), so daß er das Gleichgewicht verlor und krachend nach hinten auf eine riesige alte rostige Eisenmangel stürzte, deren Walze ihn mit solcher Wucht am Hinterkopf traf, daß er tatsächlich das Bewußtsein verlor.
Ling war unverhohlen fassungslos.
»Guter Gott, Constable«, sagte er. »So etwas hätte ich nicht für möglich gehalten.«
Luckrafts Gesicht wurde noch röter.
»Es ist passiert, Sir.«
»Sie meinen, Sie haben sich buchstäblich selbst k.o. geschlagen?«
»Ja, Sir. Ich sprach danach mit Doc Mason darüber, und er sagte, es gibt empfindliche Stellen am Kopf, bei denen ein ganz leichter Schlag schon schon nun, das bewirkt, was er bei mir erreicht hat.«
»Aha. Und wie lange hat dieser Zustand gedauert?«
»Ich bin auf den Boden gestürzt, Sir.«
»Ja, daran zweifle ich nicht. Aber wie lange?«
»Ich glaube, es müssen ungefähr zehn Minuten gewesen sein, Sir. Als ich zu mir kam, stand ein Junge mit einem Bund Kräutern vor mir.«
»Was hat er getan sie Ihnen unter die Nase gehalten, damit Sie zu sich kommen?«
»Nein, Sir. Er hat mir den Puls gefühlt.«
»Du lieber Himmel.«
»Es war Oliver Meakins, Sir.«
Ling sah Widger an.
»Oliver Meakins?«
Widger erläuterte. Oliver Meakins, sagte er, sei ein lernbegieriger Junge von elf Jahren aus Burraford, dessen erstaunlicher Ehrgeiz es sei, Krankenpfleger zu werden. Derzeit durchlaufe er eine homöopathische Phase, ohne jedoch der Idiopathie zu entsagen.
»Er pflückte im Garten Kräuter, als ich daherkam, Sir«, sagte Luckraft. »Er wußte natürlich, daß er dort nichts zu suchen hatte, und versteckte sich. Es muß er gewesen sein, den ich von der Straße aus bemerkt hatte.«
»Ist der Junge hier?« sagte Ling zu Widger.
»Nein. Ich habe kurz mit ihm gesprochen, bevor Sie heute vormittag angekommen sind, aber – «
»Haben Sie ihn gefragt, ob er jemanden bei Mrs. Clotworthys Haus herumschleichen sah? Der Sack muß doch irgendwann in ihren Eingang gestellt worden sein.«
»Ja, aber gewiß doch viel früher.«
»Kommt darauf an. Wann ging Mrs. Clotworthy zu ihrer Großnichte?«
»Das habe ich festgestellt«, sagte Widger. »Es war kurz nach acht Uhr. Übrigens könnte der Sack doch schon während der Nacht dort abgestellt worden sein.«
»Wäre er ihr dann nicht aufgefallen, als sie wegging?«
»Vielleicht nicht. Sie war aufgeregt und hatte es
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