Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Mond bricht durch die Wolken

Der Mond bricht durch die Wolken

Titel: Der Mond bricht durch die Wolken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edmund Crispin
Vom Netzwerk:
etwas gesehen? Haben Sie etwas gehört? Haben Sie Sägen gehört?«
    »Ich habe nichts Besonderes bemerkt, Sir«, erwiderte Luckraft. »Und was das Hören anging nun, die Mädchen machten einen solchen Radau…«
    »Wissen wir, wissen wir«, sagte Ling müde. »Gut, Luckraft, das wäre vorerst alles. Wir brauchen Sie vielleicht morgen noch einmal, halten Sie sich also zur Verfügung. Gehen Sie.«
    Luckraft ging zur Tür. Ling schloß die Augen und begann, eine seiner Pfeifen blind zu stopfen. Er wollte zu Widger sagen: >Worauf das also hinausläuft…<, als er die Augen wieder öffnete und entdeckte, daß Luckraft nicht gegangen war, sondern noch unter der Tür stand.
    »Luckraft, haben Sie gehört, was ich sagte?«
    »Ja, Sir.«
    »Ich sagte: >Gehen Sie.< Warum sind Sie also noch da?«
    »Entschuldigen Sie, Sir, aber es handelt sich um meinen Urlaub.«
    »Ihren Urlaub, Luckraft, Ihren Urlaub?«
    »Ja, Sir. Ab Sonntag. Meine Frau und ich haben eine schöne Pauschalreise nach Nordafrika gebucht.«
    »Ausgeschlossen, Luckraft, ausgeschlossen. Sie werden gebraucht. Ja, sogar Sie werden gebraucht. Ganz abgesehen von der vielen Routinearbeit, die hier geleistet werden muß, haben Sie vielleicht bei der gerichtlichen Voruntersuchung auszusagen.«
    »Und wann ist das, wenn ich fragen darf, Sir?«
    »Vorgesehen ist sie für Dienstag, aber sie muß fast mit Bestimmtheit verschoben werden. Wir können nicht einmal sicher sein, daß wir das Opfer bis dahin identifiziert haben.« Ling war es zur Abwechslung einmal gelungen, seine Pfeife während des Redens anzuzünden, so daß er sogar Luckraft gegenüber freundlicher gestimmt war. »Wir bringen aber heute abend nach der Pressekonferenz den Kopf zu Sir John Honeybourne, und es mag sein, daß er ihn für uns kenntlich machen kann.«
    Ermutigt durch diese Vertraulichkeit, wies Luckraft mit dem Kinn auf den Sack in der Ecke.
    »Ist er das, Sir?«
    »Ja.«
    »Kann ich ihn mir ansehen?«
    »Nein, können Sie nicht. Warum?«
    »Ich dachte, es könnte vielleicht jemand sein, den ich kenne.«
    »In seinem jetzigen Zustand, Luckraft, würde ihn die eigene Mutter nicht erkennen.«
    »Verstehe, Sir. Aber zu meinem Urlaub. Er mußte schon verschoben werden, als Mr. Routh ermordet wurde, und ich weiß wirklich nicht, was meine Frau sagen wird, wenn ich ihr erzähle, daß es wieder nichts damit wird. Sie hat sich so darauf gefreut.«
    »Sprechen Sie mit Mr. Graveney darüber, junger Freund, und stellen Sie fest, was er dazu zu sagen hat… Außerdem kann die Sache ja bis zum Sonntag schon aufgeklärt sein. Und dann können Sie fahren. Würde gern mitkommen.«
    »Das wäre fein, Sir«, sagte Luckraft in einem Ton, der wenig überzeugend klang, und diesmal ging er wirklich, die Tür leise hinter sich schließend. Sie hörten seine schweren Schritte im Korridor auf dem Weg zur Treppe verklingen.
     
     
    4
     
    »Es gibt immer noch Lücken«, sagte Ling, »und es kann natürlich sein, daß jemand lügt. Trotzdem scheint alles ziemlich klar zu sein. Unser Opfer trifft den Täter im Park von Aller House und -. Warten Sie, sie mußten ja beide hinkommen? Sind sie beide mit dem Wagen gefahren, den Scorer und der Major gehört haben?«
    »Sieht so aus«, sagte Widger. »Es sei denn, einer lebte ziemlich in der Nähe und ging zu Fuß.«
    »Hm, ja. Nun, das ist eine Lücke. Aber lassen wir das erst einmal. Der eine droht mit Erpressung wegen Mavis Trent es wurde von einem Brief gesprochen. Unser Freund läßt sich nicht gern erpressen, also schlägt er den Erpresser nieder vielleicht tötet er ihn auf der Stelle oder auch erst, nachdem er ihn ins Zelt geschleppt hat. Er zieht den Toten aus, um die Identifizierung zu erschweren, trennt den Kopf ab und will mit seiner Schlachterei vielleicht weitermachen. Aber da kommen der Major und sein Hund daher. Unser Freund deckt die Leiche mit der großen Zeltbahn zu, wickelt den Kopf in alte Zeitungen, bündelt die Kleidung zusammen und huscht zu seinem Auto. Nachdem er dort ist, wo er hinwollte, beseitigt er die Kleidung, hämmert auf dem Kopf herum, steckt ihn in einen Sack und stellt diesen in den Eingang bei Mrs. Clotworthy, damit die Tat eine Ähnlichkeit mit dem Fall Routh-Hagberd gewinnt. Dann braucht er sich nur noch zu säubern und sich um seine eigene Kleidung zu kümmern, bevor er sich für den Rest der Nacht ins Bett legt.«
    »Ich bezweifle, daß er den Sack während der Nacht in Mrs. Clotworthys Eingang gestellt hat«, sagte Widger. »Dann hätte

Weitere Kostenlose Bücher