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Der Mond bricht durch die Wolken

Der Mond bricht durch die Wolken

Titel: Der Mond bricht durch die Wolken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edmund Crispin
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und den Major.
    »Wer sind diese Leute?« fragte er argwöhnisch.
    »Besucher.«
    »Und wer sind Sie?«
    »Mein Name ist Thouless.«
    »Sie müssen sie kennen, Sie wohnen so nah. Vielleicht sind Sie ein Freund von ihr. Vielleicht sind Sie alle Freunde von ihr. Vielleicht halten Sie zusammen. Vielleicht verstecken Sie sie hier. O mein Gott!«
    »Wir verstecken niemanden«, sagte Thouless mit einer Spur von Ungeduld. »Los, Mann, los! Erzählen Sie uns, was geschehen ist. Sind Sie angefahren worden?«
    »Wenn es nur das wäre«, stöhnte der junge Mann. »Wenn ich ihr nur nie begegnet wäre. O mein Gott!« Er beherrschte sich mit Mühe, schaute sich erneut im Zimmer um und kam widerstrebend offenbar zu dem Schluß, daß er ihnen würde vertrauen müssen. Die ganze Geschichte – keine sehr lange oder komplizierte flutete heraus.
    Er sei Student an der Universität, sagte er, und habe in der letzten Zeit etwas mit Ortrud Youings gehabt; sein Name war passenderweise John Thomas. Er ließ sich nicht darüber aus, wie und wo er Ortrud kennengelernt hatte, sondern sagte nur, sie hätte ihn eingeladen, zu kommen und zu bleiben. Ihr Mann, so habe sie gesagt, sei fort, so daß sie miteinander eine schöne, höchst erfreuliche Zeit verbringen könnten, und da (wie seine Zuhörer merkten) John Thomas bei seinem Studium bislang keine großen Leistungen erbracht hatte, war es ihm nicht schwergefallen, die Universität für ein, zwei Wochen hintanzustellen und die Einladung anzunehmen. Obwohl er nichts davon ahnte, hatte Ortrud zu ihrem bescheidenen und hingebungsvollen Mann nur wie bei einer Reihe vorheriger Gelegenheiten gesagt, sie werde einen Mann ins Haus bringen, und trauernd, aber gehorsam wie immer, hatte er sich in die Wohnung über Clarence Tullys Stallungen zurückgezogen.
    Thomas war zunächst ein wenig erstaunt gewesen, jeden Tag einen großen, blonden Mann mit einem verbeulten schwarzen Volkswagen auf der Schweinefarm eintreffen und sich liebevoll um die Tiere kümmern zu sehen, war jedoch zu dem Schluß gekommen, es handele sich um einen Arbeiter, und befaßte sich nicht weiter damit.
    Zuerst war alles gutgegangen. Ortrud war eine gute Köchin und hatte nicht den geringsten Einwand dagegen, daß ihr Liebhaber fast den ganzen Tag im Bett verbrachte, Romane las oder schlief. Ihre sexuellen Anforderungen waren jedoch hoch, und Thomas, wiewohl jung und stark, fand es immer anstrengender, ihnen gerecht zu werden; er war matt geworden, hatte sich tödliche Krankheiten eingebildet, und es war ihm immer schwerer gefallen, die einfachsten Dinge zu tun, ohne Schwindelanfälle zu erleiden. Er hatte sich sehnsüchtig daran erinnert, daß der Lehrplan der Universität weniger anstrengend war. Auf der anderen Seite hatte er viel zuviel Angst vor Ortrud, um einen einseitigen Bruch zu wagen. Er konnte nur hoffen, daß sie seiner bald müde werden und den Bruch selbst herbeiführen werde, und da er erschreckend schnell der Impotenz anheimfiel, schien eine echte Hoffnung darauf zu bestehen, daß sie das in Kürze tun würde.
    In diesem Stadium, am Freitag nachmittag, machte Youings, der wie üblich erschienen war, um die Schweine zu versorgen, den Fehler, das Haus zu betreten; er hatte ein sauberes Hemd gebraucht und angenommen, es aus dem Schlafzimmer holen zu können, ohne aufzufallen. Als er hereingeschlichen kam, entdeckte er Ortrud und Thomas in der Wohndiele in einer Umarmung, und aus irgendeinem Grund war das sogar für seine Verblendung zuviel gewesen. Er hatte sich zu einem leichten Vorwurf aufgeschwungen, aber keine Gelegenheit bekommen, ihn ganz auszusprechen, denn Ortrud geriet bei seinem Anblick in Wut. Sie stieß Thomas aus ihren Armen, ergriff einen schweren Schürhaken aus dem Kaminbesteck und versetzte ihrem Mann damit einen gewaltigen Hieb, der ihn niederstreckte.
    Für Thomas war das alles zu schnell gegangen, als daß er etwas hätte unternehmen können; er hatte den Überfall entsetzt miterlebt; er wußte nur, daß er dieser schrecklichen Frau entkommen mußte, so schnell es ging. Überdies wußte er jetzt, daß dieser große, blonde Mann kein Arbeiter war, sondern Ortruds Ehemann. Er, Thomas, war rücksichtslos getäuscht worden. Er stand gelähmt vor Angst dabei, während Ortrud sich über die Gestalt am Boden beugte, sie oberflächlich untersuchte und sich wieder aufrichtete, den Schürhaken noch in der Hand.
    »Tot«, sagte Ortrud feierlich. »Er ist zu seinen Vätern gegangen.«
    »O mein Gott«, stieß John

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