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Der Mond bricht durch die Wolken

Der Mond bricht durch die Wolken

Titel: Der Mond bricht durch die Wolken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edmund Crispin
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Thouless eilten auf die andere. Es war klar, daß Widger sich zwischen ihnen nicht würde hindurchzwängen können, so daß Thouless Padmore am Ärmel packte und dorthin zog, wo der Major war, während der Major gleichzeitig zu ihnen hinüberwechselte; die Lage blieb, obwohl nun ins Gegenteil verkehrt, genauso schwierig. Padmore beschloß nun, schnell hinüberzugehen und sich zum Major zu gesellen, aber Thouless schien, während er ihm gereizt etwas zurief, ebenso fest entschlossen zu sein, zu bleiben, wo er war. Es handelte sich also immer noch um ein Patt. Schließlich entschlossen sich alle drei gleichzeitig zum Handeln und prallten mitten in der Einfahrt zusammen, wo sie unentschlossen stehenblieben und Widger den Weg ganz versperrten.
    Widger bremste. Er hupte. Schließlich mußte er halten. Er kurbelte sein Fenster herunter, schob den Kopf heraus und sagte: »Würden Sie endlich Platz machen«, was die Lähmung löste. Thouless, Padmore und der Major drängten sich alle auf derselben Seite zusammen, und Widger rollte an ihnen vorbei und verschwand mit einem gereizten Aufdröhnen seines Auspuffs auf der Straße. Als er fort war, eilten die drei die Einfahrt hinauf, wo Fen sie auf der Wiese erwartete, und warfen sich ringsum ins Gras.
    »Das war Widger«, begann der Major. »Wir hätten es ihm sagen sollen.«
    »Wir haben die Polizei angerufen«, erklärte Padmore, »also war das nicht nötig.«
    »Was ist los?« fragte Fen. »Worum geht es denn?«
    Thouless schnaubte.
    »Das können Sie wohl fragen. Himmel, was für ein Nachmittag! Zuerst habe ich schon zuviel Gin getrunken, und das tut mir nie gut. Ich bekomme Kopfschmerzen davon. Ich spüre schon, wie sie kommen.« Er kramte in einer Tasche und zog eine Schachtel rezeptfreier und auch völlig wirkungsloser Beruhigungstabletten heraus, wie man sie bei jedem Apotheker bekommen konnte.
    »Hier, nehmen Sie ein NERVOTAN.« Er reichte die Schachtel herum, aber niemand griff zu, so daß er am Ende allein eine Handvoll kleiner, weißer Pillen in den Mund schob. Und der Major, der ein wenig nüchterner zu sein schien als die anderen, sagte zu Fen: »Wir dachten, wir müßten wirklich kommen und es Ihnen sagen, mein Lieber. Es handelt sich um Ortrud Youings. Sie ist auf und davon.«
    Alle drei versuchten die Geschichte gleichzeitig zu erzählen, so daß es zu einem hohen Maß an Verwirrung und Gezänk kam. Die wesentlichen Umrisse schälten sich jedoch deutlich genug heraus.
    Am Nachmittag waren Padmore und der Major bei Thouless auf ein Glas und etwas Geplauder vorbeigekommen. Sie hatten ursprünglich nicht vorgehabt, sehr lange zu bleiben, aber Thouless war froh darüber gewesen, eine Ausrede dafür zu haben, in seiner Hütte im Garten keine Schreckensmusik schreiben zu müssen, und das Gelage hatte sich in die Länge gezogen, wie das vorkommt. Kurz nach vier Uhr hatte es dann wiederholt und heftig an der Tür geläutet, und Thouless euphorisch vom Gin und der Aussicht, die Party zu erweitern war hinausgegangen, um an der Tür einem großen, blutüberströmten, mitgenommenen, dichtbehaarten jungen Mann in Blue Jeans und Kunstlederjacke mit großen, schmutzigen, nackten Füßen gegenüberzustehen. Diese Erscheinung war zuerst so erregt, daß sie kaum etwas Verständliches hervorbrachte, sondern immer nur lallte: »Polizei! Polizei! Telefon! Krankenwagen! Helfen Sie mir!« und »Oh, mein Gott!« Aber Thouless führte ihn trotzdem in das Wohnzimmer mit der Cumberland-Büste und zwang ihn, sich dort auf das Sofa zu legen, während er Hamamelis für die Prellungen, Jod für die Schnitt- und Schürfwunden und Brandy für den Magen brachte. Der junge Mann, von Thouless’ beiden anderen Gästen mit hohem Interesse betrachtet, erholte sich teilweise, schob sich auf einen Ellenbogen und sprach verständlicher.
    »Die Bullen«, sagte er. »Wir müssen die Bullen anrufen. Und einen Krankenwagen. O mein Gott, wenn ich nur geahnt hätte, was für ein grauenhaftes Miststück das ist – «
    »Na, na«, sagte Thouless beruhigend. »Hier kann Ihnen nichts passieren. Die Gefahr ist vorbei.«
    »Nein, ist sie nicht«, sagte der junge Mann. »Nicht, solange diese gräßliche Frau frei herumläuft. Ich weiß nicht, was in mir vorgegangen ist. Ich weiß nicht, warum ich sie nicht durchschaut habe. O mein Gott.«
    »Trinken Sie noch einen Brandy«, sagte Thouless, eingießend. »Warum sagen Sie uns nicht schnell, was geschehen ist, dann rufen wir an.«
    Der junge Mann betrachtete Padmore

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