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Der Mond im See

Titel: Der Mond im See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Danella Utta
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schrieb zwei Tage vor der geplanten Abreise einen Brief, daß sie ihrerseits krank geworden sei und die Stellung nicht antreten könne. Sie schicke aber als Vertretung eine junge und tüchtige Kollegin. Die nahm Frau Thorez dann ohne weitere Rückfragen. Wir werden jetzt ermitteln, wer die zuerst engagierte Krankenschwester war und ob sie wirklich krank ist. Ich nehme an, Frau Thorez wird den Namen noch wissen.«
    »Aha«, sagte ich, »ich finde, das hat auffallende Parallelen zum Fall Jeannot. Wissen Sie übrigens, daß Jeannot verschwunden ist?«
    »Das ist der Pferdepfleger?«
    »Ja, ich sah ihn gestern nachmittag noch, so gegen vier Uhr, als ich zum Baden ging. Ilona hat festgestellt, daß er heute früh nicht da war.«
    »Ilona ist die Hotelsekretärin, nicht wahr?«
    »Ja. Fräulein Huszár.«
    »Sie ist noch nicht lange im Hause?«
    »Nein«, sagte ich widerstrebend, »seit vier Wochen etwa.«
    »Hm.«
    Auch Ilona, ihre Herkunft, ihr Vorleben würde man überprüfen. Und ich merkte, daß mir der Gedanke Unbehagen bereitete. Ich vertraute ihr, und ich wünschte, der Kommissär täte es auch. War sie nicht in der vergangenen Nacht auf der Suche nach René mit mir durch den Park gelaufen, durchnäßt und erschöpft, so verzweifelt wie ich?
    Freilich, ich mußte es selbst zugeben, das war kein Argument. Sie konnte trotzdem an dem Komplott beteiligt sein. Sie war seit einem Monat in Wilberg, man mußte erforschen, woher sie kam.
    »Immerhin«, sagte ich, »war sie es, die Sie darauf aufmerksam machte, daß der ermordete Monsieur Bondy möglicherweise ein ganz anderer sein könnte.«
    Der Kommissär nickte. »Und sie hatte recht. Wir haben auf unsere Anfragen in Wien inzwischen Auskunft erhalten. Auf Grund der Fotografie des Toten und seiner Fingerabdrücke berichtete uns Wien, es handelt sich um den fünfunddreißigjährigen Sergiu Camalescu, Rumäne, 1956 im Zuge der Unruhen in Ungarn aus Budapest in Österreich zugewandert. Er hatte ein längeres Vorstrafenregister, alles kleine Sachen, Betrügereien, Hochstapeleien, Heiratsschwindel, verschwand vor ungefähr drei Jahren aus Österreich. Wir ermitteln zur Zeit hier und in Deutschland, ob er dort aufgetaucht ist. Bedauerlicherweise wissen wir noch nicht, wo dieser Mann in den letzten Jahren war und was er gemacht hat. Das würde uns sicher weiterbringen.«
    »Sie glauben, daß er mit dieser Sache zu tun hat?«
    Der Kommissär blickte Herrn Baumer an, der bis jetzt schweigend zugehört hatte. »Wir haben den Fall heute nacht durchgesprochen. Mein Kollege aus Deutschland und ich sind zu der Schlußfolgerung gekommen, daß Bondy hier war, um das Verbrechen vorzubereiten. Möglicherweise auch, um es mit Hilfe der Krankenschwester durchzuführen. Der Mann mit der Sonnenbrille hatte die Absicht, im Hintergrund zu bleiben. Es ist anzunehmen, daß er der Initiator der ganzen Sache ist. Es kann sein, daß Bondy, nachdem er das Kind kennengelernt hatte und als die Geschichte ernst wurde, kalte Füße bekam. Er kann es dieser vermutlich falschen Krankenschwester gesagt haben. Er soll ja, nach allem was ich so gehört habe, ein ganz höflicher und freundlicher junger Mann gewesen sein. Und sein Vorleben beweist, daß er zwar kriminell veranlagt war, aber vor Gewaltverbrechen oder überhaupt großen Sachen zurückschreckte.«
    »Ja«, sagte Kriminalrat Baumer, »und wir wissen aus Erfahrung, daß Verbrecher immer die gleiche Art Verbrechen begehen. Ein bißchen Betrug, ein bißchen Hochstapelei, damit kommt einer eventuell durchs ganze Leben. Er riskiert auch, gelegentlich ein paar Jahre abzusitzen. Aber er würde nie einen Mord begehen oder irgend etwas Gewalttätiges tun. Wir haben unter dieser Art kleiner Verbrecher eine ganze Menge gutmütiger und eigentlich ganz umgänglicher Leute. Sie sind halt verdorben, meist sind es Schwächlinge, die auch nie wieder den Anschluß an ein normales bürgerliches Leben finden, nachdem sie einmal im Gefängnis waren. Es kann ohne weiteres sein, daß dieser Bondy irgendwann unter einen stärkeren Einfluß geriet, vielleicht während einer Haftzeit, und daß er sich zunächst dazu bereiterklärte, an einer Kindesentführung mitzuwirken, geblendet von den hohen Beträgen, die dabei zu machen sind. Als es Ernst wurde, wollte er aussteigen. Und das bezahlte er mit dem Leben. Die Krankenschwester kann den Boß des Unternehmens davon unterrichtet haben, daß Bondy wankend geworden ist. Und der wollte kein Risiko eingehen.
    Die Bemerkung, die

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