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Der Mond im See

Titel: Der Mond im See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Danella Utta
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bei ihrer Musik bleiben sollen«, fügte Annabelle hinzu.
    »Bei ihrer Musik?«
    »Sie wollte Pianistin werden. Sie ist sehr begabt. Und sie hatte auch schon die ersten Konzerte gegeben. Und da hat sie ihn kennengelernt. Die große Liebe, la grande passion, tu comprends? Das war etwas Neues für sie. Da kamen Beethoven und Brahms nicht dagegen an.«
    Über die Terrasse kam Madame Hélène auf uns zu. Sehr elegant in einem silbergrauen Jackenkleid. Sie lächelte, als ich ihr die Hand küßte.
    »Na, ihr beiden? Zufrieden mit dem Wiedersehen? Habt ihr euch etwas zu sagen gehabt?«
    »Ich interessiere ihn nicht im geringsten, er hat nur Augen für Renate. Er findet sie viel schöner als mich.«
    »Geschwindelt hast du ja schon immer gern«, sagte ich.
    »Stimmt es vielleicht nicht? Seit sie hier war, reden wir nur von ihr. Von mir hast du nicht gesagt, ich sei eine schöne Frau.«
    »Ich werde mich hüten. Da wirst du mir gleich wieder zu übermütig.«
    »Dann kommt mal lieber mit zum Essen«, sagte Madame Hélène. »Es gibt Crème d'asperges, dann Filets de perches, dann Poulet und Dessert nach Wahl. Dazu einen wunderbaren Johannisberger.«
    »Hört sich nicht schlecht an«, sagte ich.
    Im Restaurant war in der Ecke für uns drei sehr festlich gedeckt. Mir war direkt etwas feierlich zumute. Und ich konnte mir nicht helfen, ich dachte: wie ein Verlobungsmahl.
    Ich beschloß, es als gutes Vorzeichen zu nehmen. Denn wenn ich auch Renate Thorez aus ehrlichem Herzen als schöne Frau bezeichnet hatte, tausendmal schöner, ach, was heißt, schöner, reizvoller, hinreißender, begehrenswerter erschien mir Annabelle. Es war wie damals. Ich schwebte bereits wieder auf Wolken.
    Der Herr Oberkellner bediente uns persönlich. Die Gäste des Hauses, die zu dieser Zeit ebenfalls speisten, blickten zu uns herüber. Auf dem Weg durch das Restaurant waren die Schloßherrin und ihre bezaubernde Stieftochter von allen sehr liebenswürdig, ja, fast ehrerbietig gegrüßt worden. Ich begriff: Der Erfolg des Schloßhotels lag nicht nur in seiner glücklichen Lage inmitten der sanften Landschaft, nicht nur an See, Hügeln und gepflegtem Park, nicht nur an gut eingerichteten Zimmern und einer exquisiten Küche, sondern auch an der Tatsache, daß die Gräfin de Latour das Hotel persönlich führte. So etwas mochten die Leute.
    Ich kam mir sehr geschmeichelt vor, als ich mit den beiden hübschen Frauen da saß. Sicher interessierten sich alle Leute nun dafür, wer ich eigentlich war.
    Wie nicht anders zu erwarten, waren Essen und Wein von hervorragender Qualität. Wir unterhielten uns sehr angeregt, ich mußte erzählen, was ich erlebt hatte in den vergangenen Jahren, und war froh und dankbar, daß ich etwas erlebt hatte. Wie schrecklich, wenn ich nur aus dem Zeichenbüro meiner Firma in München gekommen wäre.
    Als wir beim Eis waren, sah ich das unnahbare Fräulein Ilona durch den Raum auf uns zukommen. Sie ging sehr gerade aufgerichtet, grüßte höflich, als sie an unseren Tisch trat, aber die hellgrauen Augen blickten gleichgültig an mir vorbei.
    Sie sagte: »Madame Sutter, ein Telefongespräch aus Paris. Soll ich es in die Wohnung legen?«
    Annabelle stand rasch auf. »Nicht nötig. Ich telefoniere gleich bei Ihnen. Danke schön.« Und zu uns: »Entschuldigt mich bitte einem Moment.«
    In ihrem weißen Kleid ging sie anmutig durch das Restaurant. Ilona folgte ihr rasch.
    »Heißt sie Sutter?« fragte ich.
    »Ja. Weißt du das nicht?«
    Ich hob die Schultern. »Vielleicht habe ich es mal gewußt. Paßt gar nicht zu ihr.«
    Hélène lachte. »Sie mag's auch nicht besonders. Ihre Briefe unterschreibt sie mit Annabelle de Latour.«
    »Klingt besser.«
    Wir löffelten eine Weile schweigend unser Eis, und ich überlegte, ob sie sich wohl an Annabelle Ried gewöhnen würde.
    »Wie gefällt sie dir?« fragte mich Hélène.
    »Sie können noch fragen?«
    Sie lachte. »Nein. Man merkt es dir an. Aber, Walter, sei vorsichtig. Sie ist ein verwöhnter Fratz. Jetzt noch mehr als früher.«
    »Sie meinen, ich könnte mit ihr nicht fertigwerden?«
    Hélène gab mir einen langen Blick. »Was für ein Ausdruck! Kein Mann kann mit so einer Frau fertigwerden. Aber immer sie mit ihm. Das merk dir mal.«
    »Ich werde es mir merken«, sagte ich. – Aber ich glaubte nicht daran. Diesmal würde ich der Stärkere sein. Verwöhnter Fratz her oder hin, ich war davon überzeugt, in Annabelles Leben hatte es noch keine echte Liebe gegeben. Sie wirkte so

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