Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Mond im See

Titel: Der Mond im See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Danella Utta
Vom Netzwerk:
mädchenhaft und unberührt. Und Herr Sutter aus Winterthur – lieber Himmel, der war bestimmt nicht mit ihr fertiggeworden. Aber ich fühlte mich durchaus dazu imstande.
    Es dauerte nicht lange, da kam sie vom Telefon zurück, lächelte mir süß zu und sagte: »Armer Walter! Kaum bist du da, bekommst du schon Konkurrenz.«
    Ich schwieg und wartete erst mal ab.
    Hélène fragte: »Ach? Er kommt also?«
    »Ja. Übermorgen.«
    Madame Hélène setzte eine indifferente Miene auf. Annabelle runzelte ein wenig die Stirn. »Du kennst ihn schließlich nicht. Also warte bitte mit dem Urteil.«
    »Habe ich etwas gesagt?« fragte Hélène spitz.
    »Nein. Aber ich weiß, was du denkst.«
    Ich blickte etwas unsicher von der einen Dame zur anderen. Offensichtlich war die Rede von einem Mann. Vermutlich von jenem, den Annabelle mir zu Beginn des Abends als eventuellen Heiratskandidaten serviert hatte. Das fing ja gut an.
    Annabelle sagte: »Er bringt einen Freund mit. Einen Amerikaner.«
    »Und soll ich den auch noch unterbringen? Du weißt, daß wir voll besetzt sind.«
    Mit sehr viel Charme sagte Annabelle: »Du wirst das schon machen, Hélène. Du schaffst ja immer alles.«
    »Vielen Dank für deine gute Meinung.«
    »Also zwei Konkurrenten«, sagte ich.
    »Den anderen kenne ich noch gar nicht.« Annabelle lächelte mich zärtlich an.
    Ich lächelte auch. »Wenn er ein Mann ist und Augen im Kopf hat, wird er wohl notgedrungen mein Konkurrent werden.«
    »Danke, Walter, das hast du hübsch gesagt.«
    Jawohl, das hatte ich hübsch gesagt. Fand ich selber auch. Und im übrigen war ich zum Kampf entschlossen. Diesmal konnte nur einer mich von ihr fortschicken: sie selbst.
    Später siedelten wir wieder zu Jonny über in die Bar, die jetzt gut besetzt war. Madame Hélène ließ uns allein.
    »Ich danke für den schönen Abend«, sagte ich. »Sie wissen nicht, Madame, was es für mich bedeutet, mit Ihnen beiden zusammenzusein.«
    Madame Hélène lächelte geradezu mütterlich. »Ich denke, daß ich es weiß, Walter. Und ich hoffe, wir werden noch öfter zusammen essen, solange Sie hier sind.«
    Als wir allein waren, fragte Annabelle: »Ja, eben, wie lange wirst du eigentlich bleiben?«
    »Willst du mich schon wieder los sein?«
    »Ganz im Gegenteil. Ich freue mich doch so, daß du da bist. Und ich wünschte, du würdest lange bleiben. Den ganzen Sommer.«
    »Bleibst du den ganzen Sommer?«
    »Oh – ich weiß noch nicht.«
    »Wann wirst du es wissen?«
    »Ich weiß noch nicht, wann ich es wissen werde.«
    »Hängt das – ich meine, hängt das von dem Besuch ab, den du erwartest?«
    »Möglich.«
    »Ist es der Mann, den du heiraten willst?«
    »Ich habe gesagt, daß ich vielleicht heiraten will.«
    »Ja, das hast du gesagt.«
    Für mein Leben gern hätte ich gefragt: Ist es dein Liebhaber, den du erwartest? Aber das sollte mir nicht über die Lippen. Vielleicht weil ich Angst hatte, sie würde ja sagen.
    »Hélène hält nicht sehr viel von meinen eventuellen Heiratsplänen, das hast du ja gemerkt.«
    »Ja, das habe ich. Überhaupt – oder nur in diesem Fall?«
    »Oh, in diesem Fall. Dabei kennt sie Yves noch gar nicht.«
    »Ich bin ganz ihrer Meinung. Von mir aus kann Yves der Teufel holen.«
    Sie lachte. »Magst du tanzen?«
    Natürlich mochte ich tanzen. Nicht daß ich ein leidenschaftlicher Tänzer gewesen wäre, aber es gab mir Gelegenheit, sie nahe bei mir zu haben, sie im Arm zu halten.
    Wir tanzten nach Schallplatten. Aber am Samstag würde ein Trio da sein, erfuhr ich. Allerdings würde es auch ziemlich voll sein, es kämen dann Abendgäste, die zum Essen herauskämen oder sich zum Weekend in der Gegend befanden.
    Annabelle war leicht und schmiegsam in meinem Arm. Manchmal streiften meine Lippen ihr Haar, jedesmal schlug mein Herz dann schneller. Die amerikanische Art, Wange an Wange zu tanzen, hatte ich mir nie angewöhnen können. Ich brachte es auch jetzt nicht fertig. Aber ich wünschte mir nichts so sehr, als sie zu küssen.
    Einmal schlug ich vor, wir sollten ein bißchen in den Park gehen, ein paar Schritte an die Luft.
    Annabelle schüttelte den Kopf. »Die Türen sind ja offen, hier ist Luft genug. Und draußen wird es kühl sein.«
    »Ich wärme dich.«
    »Ja, eben, das ist es, was ich fürchte.«
    »Was du fürchtest?«
    Ihr Blick war dunkel und ein wenig verschleiert. Ihre Lippen leicht geöffnet. »Ja«, sagte sie einfach. Und nichts weiter.
    Um elf erklärte sie, müde zu sein. »Ich gehe schlafen«, sagte

Weitere Kostenlose Bücher