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Der Mond im See

Titel: Der Mond im See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Danella Utta
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waren.
    »Ja. Seit gestern.« Ich erzählte ihr, wie ich die beiden kennengelernt hatte, René und den armen verfemten Amigo.
    »Na ja«, meinte Annabelle, »wenn man es so von dir hört, klingt es sehr rührend. Aber du wirst einsehen, daß Hélène nicht zulassen kann, daß dieser Köter ins Hotel kommt. Er knurrt jeden an und beißt vielleicht auch. Die Leute würden sich beschweren. Und sicher ist er voll Ungeziefer.«
    »Hm, möglich. Sogar wahrscheinlich. Aber dem ließe sich abhelfen.«
    »Wie denn? Er läßt ja keinen an sich heran. Er treibt sich schon eine Weile hier in der Gegend hemm. Und ich weiß, daß die Bauern ihn erschießen, wenn sie ihn erwischen. Vermutlich wildert er auch.«
    »Wie ist der Junge mit ihm zusammengekommen?«
    »Das weiß ich nicht. Jedenfalls saß der Hund eines Tages neben ihm. Was heißt eines Tages? Vor ein paar Tagen erst. Der Kleine ist erst seit etwa vierzehn Tagen hier.«
    »Ist er eigentlich noch sehr krank?«
    »Da mußt du deinen Freund fragen, den Ruedi. Er behandelt ihn ja zur Zeit.«
    »Der Ruedi?«
    »Ja. Er kommt jeden Tag ins Schloß und gibt ihm die Spritzen. Und seine Frau massiert die Beine von dem Jungen. Dieser Trampel von Krankenschwester, den Renate da engagiert hat, kann das angeblich nicht richtig.«
    »Kann denn der Ruedi das?«
    Sie lachte. »Na hör mal, das dürfte er aber nicht hören. In Hélènes Augen ist er ein großartiger Arzt. Noch tüchtiger als sein Vater. Und der war ja auch nicht so übel. Außerdem hat er wohl von der Klinik, wo der Junge vorher war, genaue Instruktionen. Ich habe keine Ahnung, ich kümmere mich da nicht drum.«
    »Und das war also Renés Mutter. Eine schöne Frau.«
    »Findest du? Ja, doch, sie ist eine schöne Frau.«
    »Nur sehr glücklich sieht sie nicht aus.«
    »Na ja, was da alles so los ist – und Renate war immer schon ein sensibler Mensch. Schon damals im Pensionat. Renés Krankheit hat ihr sehr zugesetzt. Ich habe ja noch gar nicht mit ihr darüber gesprochen. Weißt du, ich habe sie lange nicht gesehen. Gibst du mir eine Zigarette?«
    »Ja, bitte, natürlich.« Ich gab ihr Feuer, zündete auch mir eine an, und auf einen Wink kam Jonny, um unsere Gläser gegen volle auszutauschen.
    »Du hast sie seit der Pensionszeit nicht gesehen?«
    »Renate? Doch, vor ein paar Jahren trafen wir uns wieder. In Mégève, beim Wintersport. Ich war mit meinem Mann dort, sie mit ihrem. Weißt du übrigens, daß sie mit einem Thorez verheiratet ist?«
    »Woher soll ich das wissen?«
    »Ja, natürlich, woher sollst du das wissen. Du weißt doch, wer die Familie Thorez ist?«
    »Ich nehme an, du meinst die Stahlwerke Thorez.«
    »Genau. Er ist der jüngste Sohn. Ein sehr gut aussehender Mann. Aber er taugt nicht viel. So ein bißchen Playboy, weißt du. Er kann das Herumspielen nicht lassen. Wenn eben so ein Junge aufwächst mit zuviel Geld, kommt ja meist nicht viel Gutes dabei heraus. Sein Vater hat ihn dann in die Picardie geschickt, um das dortige Werk zu leiten, aber man hat nicht viel Gutes darüber gehört. Nicht daß ich das von Renate wüßte – sie spricht nicht darüber –, aber ich habe Bekannte in Paris, die kennen die Familie, die haben mir das erzählt.«
    »Komisch, daß er dann solch eine Frau geheiratet hat. Sie paßt doch sicher nicht zu ihm.«
    »Nein, gar nicht. Es war wohl eine richtige Liebesheirat. Und du hast schon recht, Renate ist eine sehr schöne Frau. Und wenn sie nicht so unglücklich ist wie zur Zeit, und elegant angezogen, o la la, dann dreht sich jeder nach ihr um.
    Damals in Mégève, als ich sie wiedertraf, war sie noch sehr glücklich. René war gerade zwei Jahre alt, und Jacques – das ist ihr Mann – Jacques noch sehr verliebt in sie. Obwohl er auch das Flirten damals nicht lassen konnte. Er hat auch mit mir so ein bißchen, du verstehst – er kann einfach nicht anders. Er muß ein sehr leidenschaftlicher Mann sein, das merkst du ihm an. Na ja, wie auch immer, Renate schien es nicht zu bemerken oder wollte es nicht sehen, was weiß ich. Aber ich habe mir damals schon gedacht: Das kann nicht lange gutgehen. So einen Mann zu heiraten, du lieber Himmel, reich, jung, so attraktiv und temperamentvoll, welche Frau könnte den auf die Dauer festhalten. Ein Mädchen wie Renate bestimmt nicht. Dazu ist sie nicht rasant genug. Zu weich, verstehst du?«
    Ich nickte. Renate hatte ich gesehen. Jacques Thorez nicht, aber nach Annabelles Schilderungen konnte ich ihn mir vorstellen.
    »Sie hätte

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