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Der Mond im See

Titel: Der Mond im See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Danella Utta
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vollends munter kriegen.«
    Ich ergriff Ilona bei der Hand und zog sie mit mir aus dem Zimmer. Draußen blieben wir stehen und blickten uns ratlos an.
    »Und was nun?« fragte sie.
    »Wir müssen den Jungen finden. Rufen Sie den Sheriff an.«
    »Den Sheriff?«
    »Wachtmeister Schnyder. Er soll ein paar Leute schicken. Ilona, ich ahne Furchtbares. Dieses Miststück hat Renate absichtlich das Schlafmittel gegeben. Dieser Kerl heute morgen – sie haben irgend etwas mit dem Jungen vor. Ilona!«
    Meine Hand krampfte sich hart um ihren Arm, daß sie zusammenzuckte. »Wir müssen ihn finden.«
    Mit weit aufgerissenen Augen starrte mich Ilona an. »Ja!« flüsterte sie. »Ja! Ich helfe Ihnen. Wir müssen ihn finden.«

Wir fanden ihn nicht. Ilona und ich liefen im strömenden Regen durch den Park und dann auf die Straße hinaus, was vollkommen sinnlos war. Wir wußten es beide, aber ich hatte das Gefühl, ich müsse irgend etwas tun, und Ilona erging es vermutlich genauso.
    Anschließend rannte ich schnell ins Gutzwiller-Haus hinüber, um Tante Hille zu berichten, was geschehen war und ob sie vielleicht im Laufe des Nachmittags oder Abends etwas beobachtet hätte, was ihr komisch vorgekommen sei.
    Nein. Hatte sie nicht. Sie sei im Garten gewesen bis zum Abend und dann ins Haus gegangen. Und das alles sei ganz schrecklich. Ob man das arme Kind ermordet hätte, genauso wie den armen Monsieur Bondy? Diese Frage ließ mir die Haare zu Berge stehen.
    »Ich bitte dich«, sagte ich gereizt, »du hast wirklich eine verbotene Fantasie.«
    Aber Tante Hille, die Krimileserin, wußte, wovon sie sprach.
    »Kidnapping-Affären enden meist auf diese Weise«, sagte sie düster. »Weil die allerübelsten Verbrecher sie begehen. Und weil das Kind ihnen im Wege ist.«
    Ich konnte das nicht mehr hören und verließ fluchtartig das Haus, lief zurück ins Hotel.
    Kidnapping also? War René entführt worden aus erpresserischen Gründen? Bisher hatte ich mir gar nicht so richtig klargemacht, was eigentlich vor sich ging. War es das? Ich versuchte mich zu besinnen, was ich je darüber gelesen hatte. In Amerika war es wohl ein öfter vorkommendes Verbrechen, und soviel ich wußte, stand dort die Todesstrafe darauf. Mit vollem Recht, meiner Meinung nach. Zweifellos, René war der Sohn eines reichen Mannes.
    Das brachte mich auf Renés Vater. Wie war denn das? Er lebte mit Renate in Scheidung, wollte das Kind haben. Hatte Madame Hélène nicht einmal so eine Andeutung gemacht? Daß man vor ihm geheimhalten wollte, daß René sich hier in Wilberg aufhalte. Angenommen, er hätte das Kind entführt oder entführen lassen, vielleicht um einen Druck auf Renate auszuüben, vielleicht um das Kind wirklich von ihr zu entfernen und für sich zu erobern? Er war reich, Frankreich war groß, es dürfte ihm nicht schwerfallen, den Jungen zu verstecken. Ich traute ihm alles zu, ein Mann, der eine so wunderbare Frau kränkte und ärgerte, sie leiden machte, der war zu allem fähig.
    Etwas Tröstliches hatte der Gedanke doch. Auf jeden Fall befand sich René dann nicht in Lebensgefahr.
    Als ich ins Schloß zurückkam, war Wachtmeister Schnyder mit einem Hilfsposten eingetroffen. Er stand in der Halle bei Ilona, die ihn offensichtlich bereits informiert hatte. Auch Annabelle hatte sich eingefunden, was meiner Meinung nach ein Fehler war, sie hätte bei Renate bleiben müssen, denn wie lange konnte man die schreckliche Begebenheit vor ihr verbergen, wenn sie nicht abgelenkt wurde?
    Im Hintergrund entdeckte ich Bill und Yves Marcheaud. Sie hatten erschreckte Gesichter, ja, Yves war geradezu totenbleich.
    Als ich hereinkam, wandten sich alle Gesichter zu mir. Und wenn ich nicht so aufgeregt gewesen wäre, hätte ich bestimmt eine gewisse Komik der Situation würdigen können.
    Wachtmeister Schnyder betrachtete mich zunächst erstaunt, dann mißbilligend, und schließlich lief sein Gesicht rot an, und seine Schläfenadern schwollen. Der Sheriff war nahe daran, mich zu verhaften. Man hätte es ihm nicht einmal verdenken können. Nie war hier etwas passiert, erst seit ich hier war. Ich fand eine Leiche zwischen den Äpfeln, wo sie nicht hingehörte, und jetzt verschwand ein kleiner Junge, an den ich mich – dafür gab es Zeugen genug – vom ersten Tag meines Hierseins herangemacht hatte. Ich konnte froh sein, wenn ich die nächste Nacht nicht hinter Gittern verbringen mußte.
    Zweifellos bot ich außerdem einen furchterregenden Anblick. Mein Sommeranzug war

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