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Der Mond ist nicht allein (H´Veredy Chroniken) (German Edition)

Der Mond ist nicht allein (H´Veredy Chroniken) (German Edition)

Titel: Der Mond ist nicht allein (H´Veredy Chroniken) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Hühn
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ebenfalls, hoch geschätzter Tarz Maran, mir ebenfalls. Mein Punkt war folgender: Auch die Qualität der Phänomene hat sich gewandelt. Auf der Welt, die ihre putzigen Bewohner ´The world´ nennen, geraten mittlerweile die ganzen politischen und wirtschaftlichen Verhältnisse aus den Fugen. Als Sie, Herr Kollege, zum ersten Mal beschrieben, dass die Phänomene außer der Reihe zunehmen, waren die damit verbundenen Ereignisse, soweit wir das ergründen konnten, eher undramatischer Natur. Es gab vor allem kurze aber stabile lokale Annäherungen von ´The World´ und ´H´Veredy´. Ein typisches Ereignis dieser Zeit wäre das Verschwinden eines Steinchens aus ´The world´ und dessen Auftauchen auf ´H´Veredy´. Für Sie ist das, glaube ich, einfach eine Klasse 0,4 oder so. Genauso typisch war zu dieser Zeit aber auch die minimale und plötzliche Verringerung des Luftdrucks überall auf ´The World´ um 0,00001% und … nun ja, wo die fehlende Luft hingegangen ist, muss ich Ihnen nicht erklären. Dieses Phänomen wäre für Sie sicher eine Stufe 9 oder noch höher. Wir sind uns sicher, dass in dieser Phase auch einige relativ sanfte Weltenwechsel, fast immer entlang der bekannten Gradienten, von ´World´ nach ´H´Veredy´ stattgefunden haben. Davon waren auch öfters Menschen betroffen und manche von ihnen könnten überlebt haben. Dem Wesen nach sind diese Phänomene nichts anderes, als das was wir seit Jahrtausenden kennen, nur eben im Durchschnitt ungewöhnlich stark und häufig.
    Die letzten Ereignisse, die meine Arbeitsgruppe genauer aufschlüsseln konnte, waren eher … ruckartiger Natur. Die Welten wurden regional regelrecht physisch erschüttert. Unsere Eigene ist von all dem zum Glück erst mal kaum betroffen, aber auf den anderen gab es heftige Erdbeben deswegen.
    An einigen Orten stürzen einfach so Häuser ein und es werden natürlich immer noch Menschen davon erfasst. Die Verbindungen sind jetzt instabil und Sie können sich die Schweinerei und die Aufregung vorstellen, wenn eines dieser halbwegs intelligenten Wesen, plötzlich durch eine halbe Stadt verschmiert wird … oder über ein paar Wochen und Monate. Von unserer Warte aus macht das kaum einen Unterschied.“
    „Tarz Reev, Sie wollen mir erklären, dass sich die Art der Phänomene ebenso stark gewandelt hat, wie ihre Häufigkeit und Intensität. Da Sie nur wenige Einzelereignisse detailliert betrachtet haben können, könnte dieser Eindruck natürlich auf reinem Zufall beruhen. Aber nehmen wir, vor dem Hintergrund der zweifelsfrei belegten quantitativen Änderungen, einmal an, Sie hätten recht. Was lehrt uns das?“, fragte der inzwischen ernstlich nachdenklich gewordene Tarz Maran den berüchtigten alten Sonderling Reev.
    „Kollege, ich dachte das läge auf der Hand! Quantitative Änderungen der phänotyrischen Phänomene hat es zu allen Epochen gegeben. Wenn sie in eine etwas unerwartete Richtung gehen, können wir uns noch einreden, eine kleine Anpassung bestehender Modelle reiche zur Erklärung aus. Da der phänotyrische Druck sich aber nicht mehr harmonisch aufbaut und entlädt, wie es die erprobten Modelle der Klassomatrixanalysten voraussetzen, liegt der Verdacht nahe, dass tatsächlich eine grundlegende Veränderung am phänotyrischen System aufgetreten ist.“
    „Und wie könnte die aussehen? Darauf hatten sie schon das letzte Mal, als Sie diese Hypothese in den Raum geworfen haben, keine Antwort parat. Kommen Sie, Tarz Reev. Ich habe mich an Sie gewandt, weil ich gehofft habe, Sie könnten mir etwas Neues, etwas Robusteres liefern.“ Maran machte weder einen Hehl aus seiner Enttäuschung, noch aus seiner fortwährenden Abneigung gegen Reev und seine schwammigen Methoden.
     
    Tarz Reev war ja wirklich kein verkanntes Genie. Er machte von sich reden, indem er immerzu irgendwelche aus der Luft gegriffenen Gedanken zur Forschung anderer in ernsthafte Debatten einfließen ließ. Niemals machte er sich die Mühe, auch nur den Ansatz eines Beleges für diese Spinnereien zu erbringen und wenn jemand einen dieser Gedanken aufgriff und daraus ernsthafte, erforschbare Fragestellungen entwickelte, Methoden erdachte sie zu beantworten, tat er im Nachhinein so als sei all das sein persönlicher Verdienst. Tarz Maran galt aus gutem Grund als viel seriöser. Leider hatte er dabei nicht so viel Fantasie wie Reev und dieses Mangels war er sich bewusst.
     
    „Nicht so voreilig, lieber Kollege!“, forderte Tarz Reev. „Ja doch, ich habe einige

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