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Der Mond ist nicht allein (H´Veredy Chroniken) (German Edition)

Der Mond ist nicht allein (H´Veredy Chroniken) (German Edition)

Titel: Der Mond ist nicht allein (H´Veredy Chroniken) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Hühn
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Waldläufergilde fallen die wichtigsten Rohstofflieferanten weg. Ohne Dschungelpflanzen können wir nichts verdienen.“
    Cemena sah sich bei jedem noch so harmlosen Dschungelgeräusch schreckhaft um und ihr Gefährte verhielt sich nicht anders. Für Barwarin war dieser Ausdruck der Unsicherheit etwa so angenehm als hätten seine Gesprächspartner nervöse Zuckungen. „Hmmh, Xirien“, kommentierte er den Bericht.
    Das hat man davon, wenn man irgendwelche Städter als richtige Menschen mit Gedanken und Gefühlen und so was betrachtet. Jetzt fühle ich mich verpflichtet, ihnen einen Rat zu geben. Ich bin viel zu weichherzig.
    „Es sind gefährliche Leute unterwegs. Ich würde Euch raten, geht landeinwärts, da dürfte weniger los sein. In dieser Richtung werdet ihr auf einen breiten Strom stoßen. Wenn ihr dem Weg des Wassers in umgekehrter Richtung folgt und die Reise überlebt, kommt ihr irgendwann zu einer kleinen Stadt. Ich habe vergessen, wie sie hieß. Vielleicht Melfait. Irgendwas mit Kunst hatte der Name jedenfalls zu tun. Immerhin, ich war vor vier Jahren dort und damals suchten sie neue Siedler. Vielleicht habt Ihr Glück und werdet aufgenommen.“ Barwarin beschloss mürrisch, noch einen weiteren Rat hinzuzufügen, bevor er ein eigenes Anliegen vorbrachte: „Wenn Ihr unterwegs mitnehmt, was Euch der Wald schenkt, könntet Ihr Euch dort als Apothekare eine Existenz aufbauen. Jetzt verratet mir mehr über Eure Heimatstadt. Informationen sind eine harte Währung für einen Waldläufer.“
    „Ergebensten Dank für Euren guten Rat. Wir hatten ohnehin vor, in etwa in dieser Richtung zu gehen, da kommt uns Euer Hinweis sehr gelegen“, erwiderte Cemena. „Unsere Heimatstadt wird schon so lange ich denken kann von den Xirien beherrscht. In meiner Kindheit sprach man noch besser von ihnen. Ich weiß nicht, warum die Versorgungslage für die Stadt schwieriger wurde, schließlich wuchs sie doch so gut. Jedenfalls machten diese Probleme die Xirien keineswegs bescheidener. Im Gegenteil, sie pressten uns einfachen Leuten immer mehr Steuern für ihren Luxus ab. Erst begannen einige Arme fortzugehen. Doch es wurde schlimmer. Die Xirien sagten, die anderen Städte an der Küste würden uns beim Handeln betrügen. Manche glauben das, andere nicht. Jedenfalls fingen sie an, härter durchzugreifen, behaupteten, dieser oder jener Händler sei an dem Betrug beteiligt. Sie rekrutierten mehr Soldaten und ließen eine rebellische Tochterstadt besetzen, um die Leute dort als Sklaven für die Plantagen mitzunehmen.“ Cemena schüttelte den Kopf, offenbar um ihren Unmut über diese Fehlentwicklung zu bekräftigen. Dann fuhr sie mit ihrer Erklärung fort: „Aber auch für uns Freie gab es immer mehr Arbeit und immer weniger Vergnügliches im Leben, das kann ich Euch versichern. Die Xirien verboten die Abwanderung und ließen das durch ihre Soldaten durchsetzen. Ehrlichgesagt, ich habe keine Ahnung, wie es so weit kommen konnte.“
    Verfluchte Städter! Sie sind alle unglaublich dumm. Plantagen! So was braucht man für die unnützen gewebten Stoffkleider der Reichen, jedenfalls wenn man nicht einfach da hingehen will, wo reichlich von den nötigen Rohstoffen wachsen, nämlich tief in den Wald. Dazu noch eine ´gut wachsende Stadt´. Die Xirien wussten sicher, wohin so was führt, haben es aber in kauf genommen, weil sie sich mit Gewalt nehmen können, was sie haben wollen. Dumme Leute wie diese hier, kaufen ihnen auch noch halbwegs die Lügen ab, die sie zu ihrer Rechtfertigung erdichten.
    „Wurde das Gesetz für die Bebauungsdichte in den besseren Vierteln geändert?“, fragte er mit einem zornigen Unterton in der Stimme.
    Cemena verneinte: „Nein, das nicht. Für die Xirien und die Soldaten wurde es aber ausgesetzt.“
    Ich habe es doch gewusst. Diese städtische Oberschicht ist eine richtige Seuche. Reduziert man die Lebensmittelanbauflächen innerhalb der Städte und fängt dazu noch Plantagenwirtschaft in einer stark wachsenden Großstadt an, geht es erst unmerklich los. Die Reicheren kaufen alle Nahrung zu, und die Wälder um die Stadt herum werden immer mehr geplündert. Die Ärmeren müssen weiter laufen, um an Nahrung zu kommen, und Essen wird teuer. Viel Arbeit, wenig Gewinn. Dann noch ein paar Plantagen für Nahrung, am besten mit Sklaven darauf und schon haben wir eine sterbende Stadt. Barwarin sprach keine dieser Erkenntnisse laut aus.
    „Wollt Ihr uns vielleicht ein Stück begleiten?“, unterbrach Cemena seine

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