Der Mond ist nicht allein (H´Veredy Chroniken) (German Edition)
unterwegs nach oben durchaus gesehen, wie ausgepumpt er war. Lisa ist zu jung und Frederik fällt auch aus. Mira, wie steht es mit dir? Du hast gesagt, dass du bisher nur ein Stückchen abwärts klettern musstest. Bist du noch fit?“
Mira dachte kurz nach. „Etwas kraxeln könnt´ ich schon, aber ich weiß nicht, ob ich es so weit schaffe, wenn es so anstrengend ist, wie du sagst. Ich bräuchte auch einen Beutel, um die Steine darin zu tragen, schließlich kann ich nicht klettern, wenn ich die Hände voll hab´ und Taschen haben die Judoanzüge ja nicht. Vielleicht leiht mir jemand seine Jacke. Daraus ließe sich sicher was improvisieren.“
„Lisa hat ihre schon ausgezogen, schwitzt wahrscheinlich zu viel drin“, antwortete Verena und schnippte mit den Fingern ein paar Nacktschnecken fort, die an ihr hochgekrochen waren.
„Ach die will sicher nur im Unterhemd rumlaufen, damit Frederik sieht, dass sie schon Brüste hat.“ Mit dieser Bemerkung sprach Mira genau das aus, was Verena insgeheim auch gerade gedacht hatte.
Bis zu diesem Moment war sie etwas gekränkt gewesen, dass die Beiden sich offensichtlich beratschlagten, ohne nur in Erwägung zu ziehen, dass es sie auch noch gab, ebenso wie Elina. Nur weil ich mich meistens nutzlos fühle, heißt das noch lange nicht, das ich nicht wenigstens zum Boden runterkraxeln könnte, um ein paar Steine zu holen. Elina kann da mithelfen, dazu muss man kein deutsch sprechen.
Miras Bemerkung brachte sie zum Schmunzeln und stimmte sie viel versöhnlicher. Manchmal tat es gut, die gemeinsten der eigenen Gedanken laut von jemand anderem ausgesprochen zu hören. Und Miras direkte Art hatte etwas Komisches an sich. Außerdem hatte Mira sicher prinzipiell recht, was Lisa und Frederik anbetraf. Dementsprechend fiel Verenas Antwort aus: „Also, ich mache nicht nur Kampfsport, sondern war auch mal in einem Kletterverein. Außerdem war ich nach dem Wettkampf auf dem Klo und hab´ was getrunken. Deswegen bin ich nicht ganz so ausgedörrt wie ihr. Ich sollte die sein, die ganz runterklettert. Aber es wäre gut, wenn Mira und Elina ein Stück mitkämen. Sie können dann ja irgendwo warten, wo es noch nicht so viele Mücken gibt und gelegentlich rufen, damit ich mich da unten nicht verirre. Einer von euch muss das Bernd vorschlagen.“
„Quatsch, warum sollen wir Papi um Erlaubnis bitten? Der Typ spielt sich doch nur auf“, winkte Mira ab und streckte die Zunge heraus.
Alexander runzelte die Stirn. „Mira, ich verstehe, was du meinst, und ich weiß nicht, ob Bernd so klug ist, wie er tut. Aber wir überleben nur, wenn wir irgendwie zusammenhalten und dazu ist es gut, einen Anführer zu haben. Bernd ist älter als die meisten von uns. Alle sind gewohnt zu machen, was er sagt, weil er das Training mit leitet. Also sollten wir unbedingt versuchen, mit ihm zusammenzuarbeiten. Ich werde ihm den Vorschlag machen. Er wird sich die Sache skeptisch anhören und ein paar Kommandos geben, die schön selbstbewusst klingen. Dann wird er zustimmen - außer er hat einen besseren Vorschlag.“
So kam es schließlich auch. Die ganze Gruppe saß wieder gemeinsam auf dem breiten Ast und Bernd gab entsprechende Kommandos: „Mir gefällt nicht, die anstrengende und gefährliche Arbeit auf die Mädchen abzuwälzen, aber ich sehe zurzeit keine Alternative“, erklärte Bernd. „Mira, Elina und Verena werden also runterklettern zum Steine holen. Lisa, du gibst den Dreien deine Jacke als Beutel mit. Damit wir uns richtig verstehen: Ihr geht mir da unten keine Risiken ein. Alle Übrigen steigen etwas tiefer, um einen größeren Lagerplatz zu finden, der auch für die Nacht geeignet sein könnte. Ich habe da Stämme und Äste gesehen, die noch einige Meter breiter sind als dieser hier. Alex und Lisa machen an unserem neuen Lagerplatz nach Frederiks Anleitung ein Feuer. Ich sehe mich in der direkten Umgebung um. Vielleicht entdecke ich was Nützliches. Alex, da vorne steckt eine Schlange auf einem Ast. Die können wir braten. Nimm sie mit.“
Elina, Mira und Verena brauchten nicht lange um die Gruppe auf ihrem Weg nach unten abzuhängen. Schließlich mussten die Anderen sich mit Frederik und seinem gebrochenen Arm abplagen. Rasch wurde es düsterer und kleine Tümpel in Astlöchern sorgten für immer mehr Mücken. Ohne Worte darüber zu verlieren, beschlossen die Mädchen, dass hier ein geeigneter Platz für Elina und Mira zum Warten wäre.
Verena kletterte alleine weiter. Was ihr dabei
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