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Der Mond ist nicht allein (H´Veredy Chroniken) (German Edition)

Der Mond ist nicht allein (H´Veredy Chroniken) (German Edition)

Titel: Der Mond ist nicht allein (H´Veredy Chroniken) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Hühn
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Stellung, und versuche zu verhindern, dass bis dahin jemand erschossen wird“, flüsterte Konstantin.
    „Gut. Denk daran: Solange du außerhalb des Gildenhauses allein bist, bist du offiziell nicht im Dienst! Keine Aktionen ohne mich!“
    „Klar. Weißt du, meine Ausbildung ist noch nicht sooo lange her, dass ich Zeit gehabt hätte, diesen Grundsatz zu vergessen …“, antwortete Konstantin, doch das hätte er sich angesichts der fein gesponnenen Hintergrundmusik und der Tatsache, dass sein Partner bereits losgerannt war, sparen können.
    Konstantin nahm seine Dienstschärpe ab, lehnte sich mit dem Rücken an die Mauer und lauschte Vilanas Solo. Es war ehernes Gesetz, dass ein Sucher praktisch gar nichts unternehmen durfte, solange er allein war. Diese Regelung diente nicht nur dem Schutz der Gildenmitglieder, sondern sollte vor allem die Möglichkeiten der Beamtenwillkür eingrenzen. Also konnte Konstantin tatsächlich nur abwarten und gegebenenfalls Passanten warnen, von der Tür fortzubleiben. In diesem randwärtigen Teil des Viertels war ohnehin nicht viel los, da hier nicht alle Instrumente gleichgut zu vernehmen waren und der beliebte Neustadtpark fern war. Vilana spielte allerdings von der gegenüberliegenden Talseite aus und so konnte Konstantin ihr Solo mitsamt aller Effekte, die die Echos im Tal hervorriefen, besonders rein und unverfälscht, wenn auch nicht gerade unbeschwert genießen. Das Mädchen ist wirklich begabt. Sie spielt sogar nach ihrer eigenen Komposition. Einmal hat sie mir begeistert erzählt, dass sie dabei versucht, die spezielle Ästhetik ihrer liebsten materiellen Konstruktionspläne in Musik umzusetzen. Man kann es fast vor sich sehen. Ich glaube, was sie da gerade spielt, ist eine Brücke. Eine Hebebrücke, nein, eher ein schwenkbares Konstrukt.
    „Ihr seid immer noch da draußen! Ich weiß das! Ihr wollt über die Mauer klettern und mich überwältigen! Da seht ihr, was euch dann blüht, ihr Kinder von Skorpionen!“, kam ein erneutes Brüllen aus dem Inneren, gefolgt von zwei weiteren Bolzen, die das Eingangstor mehr und mehr in Fetzen rissen. Konstantin seufzte: „Ja, ich bin noch hier, aber ich bin nicht im Dienst. Pause. Ich würde gerne die Musik genießen. Wenn Ihr noch ein wenig Eure eigene Haustüre zerschießen möchtet, nur zu. Aber bitte haltet wenigstens die Klappe. Euer Geschrei stört!“, antwortete Konstantin nicht ohne Hintergedanken. Zwei weitere Bolzen schlugen in rascher Folge durch das Holz, nach wenigen Sekunden gefolgt von einem Dritten, leichteren, der halb im Rahmen, halb in der Tür stecken blieb. Na herrlich. So schnell kann er keine Armbrust nachgeladen haben. Also sitzt der Verrückte da drin auf mindestens vier schweren und einer leichteren Waffe und hat vermutlich jede Menge Munition. Das wird noch ´heiter´ werden.
    „Weg da! Gefahr! Nehmt eine andere Gasse!“, brüllte Konstantin eine Gruppe Jugendlicher an, die ausgerechnet jetzt angeheitert die Straße entlanglief. „Halt! Wartet mal! Seid ihr nicht die Jungs und Mädels vom Schneider Begro und der Fassbinderin Vara? Ich bin Constantin, wir haben uns, glaube ich, schon einmal kennengelernt. Tut mir bitte einen Gefallen und postiert euch da vorne an der Ecke, bis die Ordnungskräfte da sind. Hier schießt ein Verrückter mit Armbrüsten herum! Aber seid bitte höflich zu den Leuten, ja?“ Wie zur Bestätigung von Konstantins Worten erschien ein weiteres Loch in Brusthöhe in der Tür und unverständliches Gebrüll ertönte.
    „Ja, natürlich Herr Constantin!“, bestätigte eines der jüngeren Mädchen, an dessen Namen Konstantin sich zurzeit nicht erinnern konnte.
    Wird Zeit, dass die Verstärkung anrückt, der Kerl da drin dreht mehr und mehr durch. Er weiß natürlich, dass die Suchergilde nach seinem Ausraster nicht einfach nach Hause gehen kann, um Grauwurz zu trinken. Bestimmt tut er bald noch etwas viel Dümmeres als bisher schon.
    Konstantins letzter Gedanke erwies sich als geradezu prophetisch. Mit einem Ruck wurde die Tür aufgerissen. Konstantin war nicht darauf gefasst gewesen, aber zu seinem ungeheuren Glück blockierte der steckengebliebene Bolzen für einen kurzen Moment die Tür. Ein etwa Sechzigjähriger stürmte aus der Öffnung hervor und feuerte eine kleinere Armbrust auf ihn ab. Wegen der Verzögerung konnte Konstantin sich geschwind zur Seite werfen. Dennoch streifte das Geschoss schmerzhaft seine linke Schläfe und hinterließ einen hässlichen Kratzer.
    Der

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