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Der Mond ist nicht allein (H´Veredy Chroniken) (German Edition)

Der Mond ist nicht allein (H´Veredy Chroniken) (German Edition)

Titel: Der Mond ist nicht allein (H´Veredy Chroniken) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Hühn
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Kontaktleute hatten ihr berichtet, dass in den Flüchtlingsunterkünften niemand mehr von ihr redete. Offensichtlich hatte ihr rasches und hartes Durchgreifen erfolgreich verhindert, dass irgendwer sonst von ihrer wahren Identität erfahren konnte. Es war knapp gewesen, das musste sie sich eingestehen. Die vielen Flüchtlinge aus ihrer geliebten Heimatstadt Lianta Cintall brachten die erhebliche Gefahr mit sich, erkannt zu werden. Vor ein paar Tagen war das geschehen. Ich werde Konstantin noch zur Sicherheit fragen, ob er etwas über die Bluttat in unserer Nachbarschaft weiß. Damit mache ich mich nicht verdächtig und erführe trotzdem, falls ein Sucher eine heiße Spur hätte. Ach, Konstantin! Irgendwann ist das alles vorbei. Ich wünschte, ich könnte ihn dann halten. Aber ich bezweifle, dass er mir meinen Verrat verzeihen kann, selbst wenn ich zu verhindern weiß, dass er getötet wird. Womöglich werde ich ihn sogar selbst meucheln müssen, um mich zu schützen. Das bräche mir das Herz. Aber wenn ich hier nicht fortführe, verriete ich damit mein Volk und meinen Stand. Vermaledeit. Ich mag diese Stadt, wie sie ist. Warum habe ich mich nur auf dies hier eingelassen?
     
    *
    „Ihr müsst verstehen, dass es schwierig ist, Möbelstücke wieder aufzutreiben, von denen wir nur wage Beschreibungen haben“, versuchte Konstantin den alten Mann, das letzte Opfer des Möbeldiebes, zu beschwichtigen. Was soll ich da auch groß anstellen. Der Einbrecher hinterlässt keine persönlichen Spuren. Was mir die ehemaligen Besitzer über die Diebesbeute sagen konnten, reichte nicht einmal, um sie zu erkennen, würde sie mir auf dem Markt zum Kauf angeboten.
    „Ihr habt also den Stuhl nicht hergestellt, sondern vor zwei Jahren erst gebraucht gekauft. Der Stuhl war bequem, und das zweite Exemplar im gleichen Stil ging ihnen kaputt, weshalb sie den Verlust besonders bedauern. Gibt es noch Teile des zweiten Stuhls? Auf ihrem Brennholzstapel vielleicht?“
    Das war ein Volltreffer. Tatsächlich war ein einzelnes reich beschnitztes Stuhlbein übrig geblieben. Obwohl es auf dem Brennholzstapel lag, stellte sich der Alte zunächst quer und wollte nicht zulassen, dass ´die Sucher ihm auch noch dies wegnehmen´ könnten. Glücklicherweise konnte Konstantin sehr einnehmend sein, und es gelang ihm bald, den Bestohlenen zu überreden.
    „Damit haben wir endlich etwas in der Hand“, meinte Caingu zuversichtlich.
    „Ja, bisher wussten wir nur, dass alle gestohlenen Möbel innerhalb der letzten drei Jahre gebraucht gekauft wurden. Den Beschreibungen nach wäre es möglich, dass sie stilistisch ähnlich oder sogar vom gleichen Erschaffer waren - oder auch nicht. Jetzt können wir bei den Opfern Klinken putzen und rausfinden, ob das der Fall ist“, stimmte Konstantin zu.
    „Wenn wir damit durch sind, geht es wieder zu den Kunsthändlern, Schnitzern und Tischlern, um rauszufinden, ob irgendwem unser Beweisstück hier bekannt vorkommt“, ergänzte Caingu.
     
    Obwohl das ein enormes Herumgerenne in der Stadt notwendig machte, verfuhren die beiden Sucher genau so. Bald wusste Konstantin, dass alle erreichbaren Diebstahlsopfer Möbelstücke vermissten, die mutmaßlich vom selben Künstler stammten.
    Die Nachforschungen bei den Handwerkern und Händlern erbrachten bis zum späten Nachmittag erst einmal gar nichts, außer das es sich tatsächlich nicht um Qualitätsware erster Güte handelte. Die Stücke stammten nicht von einem bekannten Künstler. „Wenn wir noch zum Konzert wollen, müssen wir langsam Schluss machen“, meinte Konstantins Partner erschöpft.
     
    Mit Konstantin zusammenzuarbeiten, das hielt Caingu ihm regelmäßig vor, konnte den entscheidenden Nachteil haben, dass er sich auch in relativ unwichtig scheinenden Fällen so festbeißen konnte, dass er weder Pause noch Feierabend kannte. Lediglich seinen Nebenjob als Setzer betrieb er weiter. Ansonsten hörte er nur dann mit der Arbeit auf, die für ihn noch nichts von ihrer Faszination eingebüßt hatte, wenn ihn jemand eindringlich dazu aufforderte. Das konnte sein Partner oder Vorgesetzter sein, oder auch Vaíl. Keinem von ihnen machte es Konstantin in dieser Hinsicht leicht.
    So auch jetzt nicht. „Unsinn! Natürlich können wir noch mehr Händler besuchen! Die gibt es doch auch in der Neustadt! Im schlimmsten Fall kommen wir etwas spät zu den Plätzen mit der besten Akustik!“
     
    Es war nicht leicht, zu dieser Zeit in der Neustadt Nachforschungen anzustellen, da die

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