Der Mond ist nicht allein (H´Veredy Chroniken) (German Edition)
dich ein bisschen abgeregt hast“, erklärte sie und errötete dabei, als hätte Konstantin sie noch nie zuvor nackt gesehen.
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Jetzt hoffe ich nur, er ist durch … was auch immer ihm da draußen zugestoßen sein mag, so abgelenkt, dass er nicht bemerkt hat, wie sehr ich ihn gerade belogen habe. Ich hasse es, das zu tun. Warum muss ich einen Mann lieben, den ich dauernd zu hintergehen gezwungen bin?
Vaíl hatte Konstantins Abwesenheit genutzt, um Anweisungen an ihre Mittelsleute zu verfassen und einen Lagebericht für ihre Vorgesetzten daheim aufzusetzen. Während sie das Bad vorbereitete, verbarg sie ihre Unterlagen erneut. Konstantin war unvermutet früh wieder aufgetaucht. So hatte sie keine Zeit gefunden, alles richtig zu verstecken, und das holte sie jetzt nach.
Immerhin muss ich langfristig keine Gedanken darauf verschwenden, dass Konstantin so aus den Vollen lebt und seine Kredite nur mühsam bedient, kaum aber je abbezahlt. Dieses Problem wird null und nichtig sein, wenn die Stunde schlägt, in der sich meine Bemühungen endlich auszahlen. Wie vermag man etwas so herbeizusehnen und sich zur gleichen Zeit zu wünschen, es müsse nie geschehen? Reiß dich zusammen Vaíl. Du bist eine Cirien. Sei stolz. Sei dir deiner Stellung bewusst.
Besorgte Wissenschaftler
„Sehr geehrte Kollegen“, eröffnete Tarz Maran die Konferenz. „Wir haben uns hier zusammengefunden, um über bedeutende Fragen zu beraten. Damit meine ich, wie Sie wissen, nicht den bevorstehenden Überfall der Inselallianz, der unsere Freunde und Familien in den letzten Wochen beängstigt hat. Die Erforschung anderer Welten war bisher ein wenig beachteter Zweig der Wissenschaften. Viele hielten es für Verschwendung, wenn wir unsere Mühen und auch die Kräfte zu Forschungen in dieser Richtung nutzten, die, das wollen wir gerne eingestehen, selbst denen, die sich damit befassten als rein akademisch erschienen. Nun jedoch, da wir alle wegen des Krieges um Leben und Gesundheit fürchten müssen, haben sich hier Vertreter aller Fachrichtungen eingefunden, sich genau damit zu befassen. Wir müssen einsehen, dass viele unserer bisherigen Annahmen nicht mehr haltbar sind, und dass die transweltlichen Wissenschaften im Lichte neuer Erkenntnisse neben militärischen Fragen zu Recht ins Zentrum aller Forschungen rücken ….“
Maran fuhr noch eine Weile in diesem Stil fort. Er erwähnte, dass die neuen Modellrechnungen mit dem Einfluss eines weiteren phänotyrischen Systems vereinbar seien, und nannte diesen Umstand entscheidend wichtig.
Sie, liebe Leserinnen und lieber Leser, hätten wenig von seiner ausschweifenden Rede und den Beratungen der nunmehr besorgten Wissenschaftler verstanden. Einigen von ihnen ging es da nicht einmal viel besser als Ihnen. Sie kamen aus anderen Fachbereichen, die sich plötzlich, ohne recht zu verstehen, was die ganze Aufregung sollte, mit diesem Gebiet konfrontiert sahen. Viele von ihnen taten natürlich trotzdem so, als wären sie im Bilde. Da war zum Beispiel Begon Zarimas, eine angesehene Frau, deren Spezialgebiet darin bestand, große Mengen roher Kraft von einem Ort zum anderen zu lenken. Die wollte nun niemanden erkennen lassen, dass sie keine Ahnung hatte, wie man diese Kräfte, statt innerhalb einer Welt damit umzugehen, in eine andere leiten könnte oder warum sie überhaupt mit Fragen in dieser Richtung behelligt wurde. Oder nehmen wir Merin Narun. Der betagte Herr war eine Koryphäe, wenn es darum ging (metaphorisch gesprochen), die feinsten Fäden der Kraft zu Matrizes größter Effizienz zu verbinden. Warum man ihn nun fragte, wie er sein Herangehen ändern würde, wenn die feinen Kraftfäden nicht mehr stillstünden, wenn die Kraft in Fluss geraten würde, wusste er nicht, und die Vorstellung erschien ihm sowieso reichlich absurd.
Daher war es gut, dass der Lakorr Tarz Bargon wieder unter den Anwesenden weilte. Er gab sich nicht damit zufrieden, die grundlegende Problematik nicht zu verstehen, und scheute sich keineswegs, eine allgemein verständliche Erklärung zu fordern. Einem für Sicherheitsfragen zuständigen Lakorr wird man das auch kaum verweigern.
Tarz Maran hatte besondere Gründe, sich mit der Antwort Mühe zu geben, da er Bargon zuvor fälschlich versichert hatte, es bestünde kein Grund zur Sorge. Diese Einschätzung, so vernünftig sie damals erschienen war, musste er revidieren.
„Ich muss mich bei den Anwesenden entschuldigen, wenn ich nun sehr bildlich erkläre, was
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