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Der Mond ist nicht allein (H´Veredy Chroniken) (German Edition)

Der Mond ist nicht allein (H´Veredy Chroniken) (German Edition)

Titel: Der Mond ist nicht allein (H´Veredy Chroniken) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Hühn
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wenige von meiner Zunft verbringen ihr ganzes Dasein dort oben. Ich habe mich nicht so sehr spezialisiert. Ich wäge immer aufs Neue ab, welche Ebene gerade die richtige für meine Zwecke ist. Die Baumwipfel etwa sind für viele der größten Räuber absolut unerreichbar. Gerade solche Punkte, an denen die Laubdecke licht ist, werden aber gezielt von den großen Räubern der Lüfte angeflogen. Als Junge habe ich einmal in der Fangmaske einer Riesenlibelle festgehangen, die diesen Namen wirklich verdient hat. Das war kein Spaß, wie ich dir versichern kann. Befreien konnte ich mich nur dadurch, dass ich dieses Monstrum zum Absturz gebracht habe und auch die Bruchlandung habe ich nur durch unglaubliches Glück überlebt.“
    Nach diesen ausführlichen Erläuterungen mussten sie, wie so oft, erst einmal eine längere Pause einlegen, um sich ausgiebig zu küssen.
     
    Das Thema der grundlegenden Waldläuferfähigkeiten war damit nicht einmal im Ansatz abgehandelt. Da der direkte Blick auf Sonne und Gestirne meist nicht frei war, brauchte man zahllose Tricks, um sich in allen Ebenen zu orientieren. Nahrung war nicht gleich Nahrung. Vieles was in kleineren Rationen gut und gesund war, konnte in größeren Mengen gefährlich werden. Durchfall oder Verstopfung waren, wie alle Krankheiten, besonders für Einzelne, wegen der daraus resultierenden Einschränkung der Handlungsfähigkeit an sich schon gefährlich.
    Es gab zahllose Möglichkeiten, wie man kurzzeitige und längerfristige Lagerplätze einrichten konnte. Die dabei möglichen, fatalen Fehler waren noch zahlreicher. Wann und wie man am besten ein Feuer in Gang bekommen konnte und sollte, war eine Fragestellung, die über Leben und Tod entscheiden konnte. Das richtige Verhalten bei Gewittern, die es täglich gab, konnte ebenso wichtig sein. Gar nicht davon zu reden, was man speziell an offenen Gewässern oder an den Hängen der Tafelberge beachten musste.
     

Strategie und Taktik
     
    Wir sind vollkommen wahnsinnig, diese Expedition ausgerechnet im Hochsommer anzufangen. Noch wahnsinniger war ich, Alf aufzufordern, das Thermometer mitzunehmen. Als ob es was helfen würde, genau zu wissen, dass wir Spitzentemperaturen von sechzig Grad haben. Selbst die Waldläufer können sich unter diesen Umständen nur langsam fortbewegen und man muss ununterbrochen trinken. Dadurch hört zwar der Durst niemals auf, aber man stirbt auch nicht gleich. Vorwärts kommen wir nur in der Morgen- und Abenddämmerung, während der mäßigeren Gewitterschauer und unmittelbar danach. Aber immerhin landet immer wieder irgendwas in den Sammelkörben, und das erste Dörfchen soll nicht mehr weit sein.
     
    Entlang der Ostflanke des Tafelberges der Catjary erstreckte sich ein weitläufiges Sumpfgebiet, an das sich weiter im Osten ein Gelände anschloss, das man als Feuchtdschungel bezeichnete. Lenas Handelszug bewegte sich entlang der Grenze dieser beiden Vegetationszonen, da gerade hier die besonderen Naturschätze der Region zu finden waren. Es gab hier natürlich keine Untere Lichtwelt. Die Bäume standen im Sumpf oder mitten in relativ tiefen Seen und Tümpeln. Die Querstammzone reichte bis direkt an die Wasseroberfläche heran. Da der sumpfige Untergrund keinen gar so gewaltigen Waldoberbau tragen konnte, drang noch Licht bis zu ihm herab. So hielten sich hier und da Flecken mit Teichrosen und dichtem, schilfartigem Unterwuchs. Wenn das Gelände einmal noch offener wurde, gab es auch ganze Haine von Riesenschachtelhalmen. Die Reise in einer so großen Gruppe hatte ihre besonderen Vorteile. Selbst wenn es die bewaffneten Wachen nicht gegeben hätte, wären die meisten Raubtiere von so einem Menschenauflauf entmutigt geflohen. Mit den vielen Wachen war es möglich, kurzzeitig recht sichere Lagerplätze einzurichten, in deren Grenzen man kaum Gefahr lief, tödlich vergiftet oder aufgefressen zu werden. Außer für die Waldläufer, die sich in der Menschenmenge eher unwohl zu fühlen schienen, waren diese Pausen von der ununterbrochenen Anspannung auch absolut notwendig. Andernfalls wäre Lena niemals in der Lage gewesen, ihre Truppe beisammenzuhalten. So ganz verlassen konnte man sich auf den Schutz der Gruppe allerdings nicht. Irgendwo war immer noch ein tödlich giftiges Tier versteckt, das zwar nichts von menschlicher Beute hielt, aber dennoch zuschlug, wenn man sich etwa versehentlich in der Rindenspalte festhielt, die seinen Unterschlupf darstellte.
    Von den großen Räubern waren in diesem

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