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Der Mond ist nicht allein (H´Veredy Chroniken) (German Edition)

Der Mond ist nicht allein (H´Veredy Chroniken) (German Edition)

Titel: Der Mond ist nicht allein (H´Veredy Chroniken) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Hühn
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Kriegerameisen konnten sie über eine Region herfallen, um dort alles tierische Leben zu verspeisen. Die erwähnten Kriegerameisen gab es dazu auch noch. Manche fliegenden Insekten waren kaum besser und konnten noch plötzlicher über einen herfallen. Barwarin erzählte, dass die schlimmsten solcher Invasionen ganze Großstädte auslöschen konnten. Die Vogelwelt hatte Ähnliches hervorgebracht, doch blieben diese Raubschwärme selten und jagten fast ausschließlich in offenem Gelände. Solche allzu offenen Stellen waren zudem beliebte Orte für die größeren Räuber der Lüfte, um rasch zuzuschlagen. Vögel, Fledermäuse, Flugechsen und Insekten hatten Arten hervorgebracht, von denen ein einzelnes Tier allein einem Menschen ernstlich gefährlich werden konnte.
    Hauptsächlich tiefer unten im Dickicht, hielten sich die größten Exemplare unter den Spinnen und Riesenschlangen auf. Die größten Schlangen konnten einen Menschen ohne Umschweife im Ganzen verschlingen, ohne auch nur ihre Kiefer auszuhaken. Selbst unter den Großschnecken gab es fleischfressende Exemplare. Spinnen, die groß genug waren, es mit menschlicher Beute aufzunehmen, verließen sich nur selten auf Klebenetze, da diese, sollten sie tragfähig genug sein, schwer zu übersehen waren. Stattdessen bauten sie regelrechte Fallen, die sogar wie Reusen funktionieren konnten. Manche Affenähnlichen verfuhren ähnlich, wobei sie statt Spinnennetzen Barrieren aus Flechtwerk zu verwenden gelernt hatten.
    Es gab Baumarten, die so morsch waren, dass dickste Stämme einen Menschen nicht tragen konnten, Pflanzen, die ätzende, giftige oder fürchterlich klebende Säfte an die Umgebung abgeben konnten und Sporen, die giftig oder geistverwirrend waren, wenn man sie inhalierte.
     
    Verena versuchte, Barwarin von ihrem Erlebnis zu berichten, als sie zum Boden hinabgeklettert war und er erklärte ihr, dass ihr gefährlicher Rauschzustand mit großer Wahrscheinlichkeit auf die Sporen eines bestimmten Pilzes zurückgegangen war. Deshalb hatte sie die volle Wirkung erst zu spüren bekommen, als sie in die große ´Pilzhöhle´ inmitten der Baumwurzelschicht vorgedrungen war.
    „Wärest du nur etwas länger dort geblieben, hättest du das nicht überlebt“, erklärte er ihr schaudernd. „Sogar erfahrene Waldläufer wie ich sind sehr vorsichtig, wenn wir in die Schicht der Pilzhöhlen vordringen wollen. Dort gibt es zwar auch viel Nützliches, wenn man weiß, wonach man suchen muss. Aber die Zusammensetzung der Pilzarten ist schwer einzuschätzen und Fehler sind meist fatal.“ Inzwischen verstand Verena zumindest den größten Teil dieser Ausführungen einigermaßen, wenn Barwarin einfache Worte wählte und sie immer wieder nachfragen konnte.
     
    „Erkläre mir die Pilzhöhlen, Baumwipfel, den Boden“, bat Verena ihn.
    Barwarin verstand, was sie meinte. Da ihm mittlerweile klar geworden war, dass sie weniger über diese Dinge wusste als jedes halbwegs geistig gesunde Kleinkind, begann er seine Erklärungen auf einem Niveau, das Verena begreiflich war. Er kam ihrem Weltverständnis sogar zufällig so weit entgegen, dass er, entgegen seiner üblichen Herangehensweise, beim Erdboden mit seinen Erläuterungen begann. Folgendes war es, was er Verena, - in Wahrheit unterbrochen von unzähligen Verständnisfragen, erklärte:
    „Der Wald steht letztlich auf dem Erdboden. Wenn der Untergrund aus Leuchtsteinen besteht, wird der Boden von den allgegenwärtigen Putzkrebschen blank gehalten, sodass nur robuste Haltewurzeln auf dem Felsen fußen. Alle grünen Pflanzen brauchen Licht und die Bäume und Sträucher dort unten bekommen ihres aus dem Untergrund und nicht von oben. Diese Ebene nennen wir daher ´Untere Lichtwelt´. In Wahrheit liegen darunter aber noch die ´Lichthöhlen´ oder ´Höhlenwelten´. Die Pflanzen fressen sich gerne immer weiter in diesen Untergrund hinein, wenn der Stein auch nur im Mindesten porös ist. Die Untere Lichtwelt selbst kann, je nachdem welche Pflanzen dort gerade wachsen, zu niedrig ausfallen, als dass sie von Menschen zu durchqueren wäre oder so zugewuchert sein, dass da nichts mehr zu machen ist. Aber wenn der Untergrund aus Leuchtsteinen besteht, gibt es sie immer. Selbst wenn sie begehbar ist, muss man sich auf allerlei Bedrohungen von oben einstellen, und wenn man sich längere Strecken dort fortbewegen möchte, sollte man genauer wissen, wie man vorhersagen kann, wie sich Höhe und Vegetationsdichte in einer bestimmten Richtung

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