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Der Mond ist nicht allein (H´Veredy Chroniken) (German Edition)

Der Mond ist nicht allein (H´Veredy Chroniken) (German Edition)

Titel: Der Mond ist nicht allein (H´Veredy Chroniken) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Hühn
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Gebiet die Alligatoren und die nach Art irdischer Anakondas im Wasser lebenden Riesenschlangen am gefährlichsten. Manche der größeren dieser Tiere meinten eben doch nicht, dass sie sich vor ein paar Menschen ängstigen müssten. Sie blieben ausdauernd auf der Lauer liegen, bis eines dieser zweibeinigen Beutetiere vorbeikam. Das traf hauptsächlich auf die Riesenschlangen zu. Die Krokodile dagegen hielten Abstand, solange das Getrampel anhielt. Sobald in einer kurzen Pause etwas Ruhe einkehrte, kamen sie in großen Gruppen größtenteils unter Wasser und damit so gut wie unsichtbar näher. Nachdem es in den ersten zwei Tagen jeweils zu einem Todesfall gekommen war, hatte Lena mit Alfred, Carrf und den Waldläufern ernsthaft diskutiert, ob nicht ein Abbruch der Expedition angesagt wäre. Es war vor allem die Haltung der Einheimischen, die sie überzeugte, doch noch weiterzumachen. Todesfälle waren im Dschungel normal. Jeder hier wusste das und hatte es für sich als Möglichkeit akzeptiert. Solange die Führung nicht zu leichtfertig mit dem Leben der Leute umging, würde deshalb niemand irgendwelche Vorwürfe erheben. Zum Glück waren die drei darauf folgenden Tage in dieser Hinsicht viel günstiger verlaufen.
    Die große Reisegruppe hatte aber auch deutliche Nachteile. Für so viele Menschen auf einem Haufen unterwegs genügend Nahrung, Medizin und Trinkwasser zu finden, war eine ständige Herausforderung. Das war der Grund, warum die Waldläufer strikt darauf gedrungen hatten, die Teilnehmerzahl auf zweihundert zu begrenzen. Größere Einheiten konnten im Dschungel nicht überleben, und selbst so wäre es unmöglich, auf Hin- und Rückweg wieder den gleichen Weg zu nehmen. Zudem hinterließen schon zweihundert Menschen unweigerlich einen gewissen Schaden am Dschungel, der nicht in ein paar Tagen wieder ausheilen konnte.
    Nicht nur den Waldläufern missfiel so etwas ungemein. „Beim nächsten Mal nehmen wir nur halb so viele Leute mit!“, erklärte Alf entschlossen, als ihm dieser Umstand bewusst wurde.
     
    Lena fühlte sich nicht bemüßigt zu widersprechen.
    Gerade Lena hatte auch ein besonderes Problem mit der fehlenden Privatsphäre. Die vielen, aus Sicherheitsgründen dicht zusammen wandernden und lagernden Menschen erlaubten keinen Moment echter Ruhe und das, obwohl einige Verhaltensmaßregeln abgesprochen worden waren, damit die Situation besser erträglich wurde.
    Erschwert wurde das Ganze für sie noch durch die gänzlich anderen, ungewohnt freizügigen Sitten. Es war kein Wunder, dass in Anbetracht der Hitze nach kurzer Zeit immer mehr Leute weitgehend auf Kleidung verzichteten. Doch obwohl Lena sich nicht für prüde hielt, wäre ihr viel daran gelegen gewesen, wenn sie Leute zusätzlich zum Schuhwerk wenigstens ihre Unterwäsche anbehalten hätten. Wenn das schon nicht gewährleistet war, sollten sie zumindest davon Abstand nehmen, so unverhohlen und genau hinzuschauen, fand sie. Besonders machte ihr zu schaffen, dass sich auch Alfred diesen Brauch viel zu willig angewöhnte. Wenigstens wusste er, dass er nicht, wie die Einheimischen, immer mal wieder mit einer anderen Partnerin herumknutschen konnte. Lena verurteilte ihre Leute nicht, weil sie sich nichts dabei dachten, etwas mit jemandem anzufangen, der oder die ihnen gerade gefiel, nur um diese ´Beziehung´ oft Minuten später, ohne Weiteres zu beenden. Aber sie wollte das einfach nicht sehen oder gar in ihrer eigenen Beziehung zulassen. Sie wollte auch nicht hören, wenn sich einzelne Pärchen nachts nicht mehr mit rumknutschen begnügten. Ihr wäre niemals eingefallen, mit Alf zu schlafen, während jederzeit irgendwer über sie beide stolpern konnte oder wegen dünner Zeltwände zumindest das Meiste mitbekommen konnte. Trotz der Hitze hatte sie allerdings enorme Lust darauf. Es bereitete ihr gerade anfangs große Schwierigkeiten, sich davon nicht die gute Laune verderben zu lassen.
     
    *
    Alfred strich sich über seinen spärlich wachsenden Bart. Im Vergleich mit den Männern hier, habe ich quasi ein wucherndes Fell im Gesicht. Aber verglichen mit Rolf sehen die paar Fusseln eher wie ein Damenbart aus. Ich glaube das gefällt Lena nicht. Zu dumm, dass ich mein Rasiermesser vergessen habe. Auf der Packliste, die ich mit meinen Freunden aus der Stadt durchgegangen bin, stand es nicht drauf. Kein Wunder. Die Männer hier haben keinen Bartwuchs. Mein Schwert ist scharf genug, sich damit zu rasieren, aber das sähe albern aus.
    Alf seufzte. Als ob

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