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Der Mond ist nicht allein (H´Veredy Chroniken) (German Edition)

Der Mond ist nicht allein (H´Veredy Chroniken) (German Edition)

Titel: Der Mond ist nicht allein (H´Veredy Chroniken) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Hühn
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ein bisschen mehr oder weniger Bart derzeit unser größtes Problem wäre. Ich muss unbedingt mit Lena darüber sprechen, dass es keinen Sinn hat, diese Sache hier fortzusetzen. Das wird nicht leicht. Sie will nicht wahrhaben, dass unsere Expedition gescheitert ist. Wir müssen umkehren.
    Was Alf dachte, hatte eine nur zu reale Grundlage. Das Konzept, mit einer großen Karawane von Dorf zu Dorf zu ziehen und wertvolle und für den Export geeignete Dschungelwaren aufzukaufen, ging wirtschaftlich nicht auf. Das hatte mehrere Gründe. Zunächst einmal bewegte sich der Handelszug wegen der großen Hitze langsam vorwärts. Jeder Reisetag musste später mit hohen Gehältern entlohnt werden. Die Pflanzen, die die Sammler unterwegs zusammentrugen, würden nicht ausreichen, diese Kosten auch nur näherungsweise zu decken. Und die Geschäfte in den Dörfern gingen viel schlechter als zuvor erwartet. Das war der entscheidende Punkt.
     
    Das Problem war schon klar geworden, als sie die erste dieser Dorf-Festungen erreicht hatten. Lena konnte nur mit einem ausgewählten Stoßtrupp zu der Siedlung vordringen. Innerhalb der Dorfgemarkungen, die in einem Radius von zwei Tagesreisen um die Ortschaft angebracht waren, durften Außenstehende den Dschungel nicht nutzen, ohne dafür zu bezahlen. Daher war nur eine kleine Abordnung möglich. Die eigentliche Expedition musste außerhalb dieser Grenzen in Bewegung bleiben, um sich zu versorgen. Die Dschungelsiedlung und alle weiteren festen Außenposten der Zivilisation, die sie später noch erreichen sollten, bestanden hauptsächlich aus einem Dschungelareal, das durch eine ringförmige Rodung und eine hohe Mauer vom Rest des Waldes getrennt war. Innerhalb der Mauern sah es, von den Holzhütten der Bewohner, die sich in alle höheren Ebenen des Dschungels krallten, abgesehen, weitgehend genauso aus, wie außerhalb. Die Bewohner waren Dschungelbauern, die sich gerade so viel wie zur Versorgung nötig war, aus ihren Mauern heraustrauten. Diese Menschen lebten mehr oder weniger von einem Tag zum nächsten. Die Catjary hatte zuvor Waldläuferboten geschickt, um anzukündigen, dass ein großer Handelszug mit hochwertigen Metallwerkzeugen als Tauschware käme und dafür bevorzugt eine Auswahl spezieller pflanzlicher Produkte zu erwerben trachtete. Da die Ankündigung allgemein gut aufgenommen worden war, waren Katja und Lena davon ausgegangen, einen genügend großen Markt vorzufinden. Das erwies sich als Fehleinschätzung! Die Leute freuten sich durchaus über die Abwechslung, interessante Besucher willkommen zu heißen und waren großzügig mit der Bewirtung ihrer Gäste. Sie freuten sich auch sehr, endlich ein paar zerbrochene Macheten oder Axtblätter ersetzen zu können. Doch sich darüber hinaus bei der Gelegenheit gleich mit einem ordentlichen Werkzeugvorrat einzudecken oder dafür zu sorgen, dass wichtige Hilfsmittel, wie die riesigen Baumsägen, die sich die Dorfgemeinschaft teilte, so weit aufgestockt wurden, dass die Wartezeiten, um sie zu bekommen kürzer würden, war ihnen offenbar nicht eingefallen. Die Leute, die nicht gerade dringenden Bedarf an etwas Speziellem hatten, sahen keinen Grund, vor dem Eintreffen der angekündigten Händler noch einmal gezielte Sammelaktionen zu starten. Selbst wenn die mitgeführten Musterwaren jetzt Interesse weckten, gab es deswegen nicht unbedingt die erwünschten Tauschobjekte als Gegenleistung. Alf war nicht entgangen, dass sich Lena mehrfach mit einer Bezahlung zufriedengeben musste, die nicht auf der Wunschliste der Catjary stand, nur, um die schweren Eisenwaren nicht alle wieder mitzunehmen und dadurch die Angestellten zu demoralisieren.
     
    Der geplante Umkehrzeitpunkt war vor fünf Tagen gewesen, und Lenas Entschluss, die Tour auf zwei weitere Dörfer auszudehnen, hatte keine entscheidende Änderung der Situation bewirkt.
    „Lena, wir müssen umkehren“, eröffnete Alf unumwunden das Gespräch mit seiner Partnerin. „Manche der Pflanzen, die wir gesammelt oder gekauft haben, werden verderben, wenn sie nicht in der Stadt weiterverarbeitet werden können. Jeder weitere Tag kostet uns Gehälter, die wir nach der Rückkehr erst mal noch gar nicht zahlen können.“
    „Du hast recht Alf. Du hast so verdammt recht. Wenn wir jetzt heimgehen und den Sammlern sagen, dass sie nicht nur die Sachen von unserer Wunschliste mitnehmen sollen, sondern alles, was irgendeinen Wert darstellt, notfalls auch Brennholz, dann gehen wir wenigstens nicht

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