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Der Mond ist nicht allein (H´Veredy Chroniken) (German Edition)

Der Mond ist nicht allein (H´Veredy Chroniken) (German Edition)

Titel: Der Mond ist nicht allein (H´Veredy Chroniken) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Hühn
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erprobtes Geschäftskonzept wie den Hochseehandel zu bedienen, so etwas hätte niemand den ich kenne versucht. Es hat ja auch nicht richtig funktioniert. Genauso wenig wie die rasche Erschließung des Materiallagers und die Sache mit dem Aufzug erfolgreich waren. Und was ist die Konsequenz? Das Geschäft scheitert nicht etwa, sondern wird einfach noch ein bisschen ausgedehnt. Es ist ein ständiger Tanz am Abgrund. Und wofür? Katja, Lena, Alfred und die Anderen können sich privat nicht einmal besonders viel Luxus leisten, sind lange nicht so wohlhabend wie die alteingesessenen Geschäftsleute und selbst ich habe mehr Freizeit und Annehmlichkeiten als sie. Aber der Einfluss der Catjary und ihre Geschäftsfelder werden mehr und mehr. Es ist ein verrücktes Spiel. Ich bin stolz, dabei zu sein.
     
    Zusammen mit Lena, Alfred, Rolf und den beiden dazu ausersehenen Waldläufern war Velinas, wie Lena beschlossen hatte, in das Gebiet des Balazuma-Stammes vorgedrungen. Die ortskundigen Waldläufer vermuteten eines der größeren zeitweiligen Dörfer dieses halbnomadisch lebenden Stammes hier in der Nähe. Velinas hatte noch nie eines der Eingeborenendörfer zu sehen bekommen und war ausgesprochen gespannt, was er dort vorfinden würde.
     
    Das, was gemeinhin als ´Zivilisation´ angesehen wurde, machte nicht einmal ein Fünftel der derzeitigen Weltbevölkerung H´Veredys aus. Diese Metall verarbeitende und Cion sprechende Gesellschaft hatte sich über die gesamte Welt verbreitet. Sie lebte in Gemeinschaften, die zu Millionenstädten assoziierten Kleinstädten und nicht assoziierten Kleinstädten, wie V´Llionias eine war, sowie den umliegenden Dörfern organisiert war. ´Zivilisation´ war etwas, das sich, selbst in dörflichen Gemeinschaften, gemeinhin durch feste Mauern von der tödlichen Umwelt abkapselte. Abgesehen von der Seefahrt stand sie hauptsächlich mithilfe von Waldläufern in Kontakt. Diese Gemeinsamkeiten wogen schwerer als die Unterschiede. Selbst normale Menschen und ´Rote Menschen´ [43] konnten als Teile einer relativ einheitlichen Gesellschaftsform angesehen werden, weil sich diese Strukturen, historisch gesehen, gemeinsam entwickelt hatten.
    Etwa die Hälfte der heutzutage existierenden, nicht zivilisierten Stämme hatte seinen Ursprung im Schoße der Zivilisation. Je nachdem, wann die Vorväter dieser Menschen in den Dschungel gezogen waren und eigene Wege beschritten hatten, unterschieden sie sich mehr oder weniger von den Leuten in den steinernen Siedlungen. Unter ihnen gab es Räuberbanden, Abenteurer und auch regelrechte neue Stämme bildeten sich. Nicht immer war der Unterschied klar auszumachen.
    Die andere Hälfte der nicht zivilisierten Gesellschaft bestand aus der Nachkommenschaft der ursprünglichen Stammesgesellschaften. Hier fanden wir nicht nur alle möglichen Entwicklungsstufen, - von stupiden ´Halbaffen´ bis zu kleinen Hochkulturen, - sondern auch vollkommen unabhängige Sprachen und Sitten.
    Wie Velinas wusste, waren die Balazuma eine dieser ursprünglichen Gesellschaften. Durch einen unglücklichen Zufall war die ´zivilisierte´ Siedlung V´Llionias so nah errichtet worden, dass sich die Interessensphären des Stammes und der zivilisierten Siedler überschnitten. Dergleichen kam eher selten vor, da der größte Teil H´Veredys unbewohnt ist und zu allen Zeiten war.
     
    *
    Lena war auf der Hut. Sich in einer solchen Kleingruppe durch den Wald zu kämpfen und dabei darauf angewiesen zu sein, sich aus mitgenommenen Vorräten zu versorgen, um die Einheimischen nicht zu bestehlen, das war eine ganz neue Erfahrung. Das vor lauter Geschenken und Proviant sehr schwere Gepäck war eine fürchterliche Belastung. Das Wandern war auch an sich schwieriger. In der Expeditionsgruppe war immer ein Trupp Kämpfer als Vorhut vorausgegangen und hatte nicht nur die meisten Gefahren, sondern auch einen Teil der Hindernisse beseitigt.
    Dieser Komfort war schon bei den Wegen in die zivilisierten Dörfer entfallen. Hier kam noch die mögliche Bedrohung durch die Eingeborenen hinzu. Schon kurz, nachdem sie in das fragliche Gebiet vorgedrungen waren, hatten die Waldläufer darauf hingewiesen, dass Lenas Gruppe beobachtet wurde. „Garantiert haben die Eingeborenen unseren Hauptzug, seit wir aufgebrochen sind im Auge. Dass sie dieses Gebiet als ihr ausschließliches Eigentum betrachten, heißt nicht, dass sie die übrigen Wälder nicht nutzen und betreten. Wenn dort etwas so großes wie unser Zug

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