Der Mond ist nicht allein (H´Veredy Chroniken) (German Edition)
Arbeit und dem, was in den Trümmern des Geschäftes übrig bleibt. Dieser Dschungel ist eigentlich gar nicht so übel. Aber ich lasse nicht zu, dass ich oder Lena bei dem Versuch zerstört werden, ihm um jeden Preis seine Schätze zu entreißen. Um jeden Preis ist ein zu hoher Preis.
*
Lena hatte die Angelegenheit kaum optimistischer bewertet als ihr Freund. Der einzige Unterschied bestand darin, dass sie etwas mehr versuchte, sich mit Durchhalteparolen bei der Stange zu halten. Das gelang ihr, bis zu dem Zeitpunkt, als sie Anweisung geben musste, dass sich der Handelszug ab sofort wieder in Richtung Stadt bewegen sollte.
Umso größer war ihre Freude, als kurz darauf ein größerer Trupp von Balazuma, unter der persönlichen Leitung von Xengatcha, Lenas Zug einholte. Es dauerte eine Weile, bis es ihr gelang, das daraufhin in ihrem Trupp entstehende Chaos so weit wieder in den Griff zu bekommen, bis nicht mehr zu befürchten war, dass direkte Kämpfe ausbrachen. Die Balazuma waren mit Spießen bewaffnet und deshalb hatten vor allem die Sammler und Träger sich bedroht gefühlt und ihre Macheten herausgerissen. Wären die Kämpfertrupps nicht mittlerweile unter Carrfs Führung zu einer disziplinierten Einheit geworden, wäre die Sache vermutlich böse ausgegangen. So stand rasch eine Doppelreihe Kämpfer zwischen den beiden Gruppen und hielt gleichermaßen die neu eingetroffenen Stammesleute als auch ihre eigenen Kollegen in Schach. Erst jetzt konnte die Anweisung durchgesetzt werden, dass alle anderen aus Lenas Trupp ihre Waffen, beziehungsweise die als solche zweckentfremdeten Werkzeuge, ablegen sollten.
Ein Grüppchen von bekannten Unruhestiftern war auch jetzt noch nicht dazu bereit. Das änderte sich erst, nachdem Lena Rolf losschickte, die Angelegenheit zu regeln. Rolf ging, ohne auch nur sein Schwert zu ziehen, auf den Rädelsführer der Gruppe zu, hob ihn mühelos in die Höhe und schüttelte ihn so heftig, dass er schließlich seine Klinge fallen ließ. „Noch wer?“, fragte er. Rolf schien enttäuscht zu sehen, dass jetzt, als sie beobachteten, wie der Durchgeschüttelte sich nach dieser Behandlung auf alle Viere fallen ließ und sich übergeben musste, die Übrigen lieber kleinbeigaben.
Jetzt konnte Lena endlich die Geschäfte losgehen lassen. Um die Balazuma, die auch erst mal verunsichert waren, zu beruhigen, war es vollkommen hinreichend, dass sie und Alf ihre Schwerter an Carrf in Verwahrung gaben und sich waffenlos zu Xengatcha begaben.
Am Abend zogen Alf, Lena und Velinas zusammen Bilanz. „Ich glaube das war es wohl für dieses Mal mit dem Geschäft mit den Stammesleuten“, meinte Lena.
Xengatcha selbst war den Tag über bei ihr geblieben und hatte erst vor einer Stunde erklärt, er wolle jetzt nicht weiter mitkommen. Dem ersten größeren Trupp waren noch kleinere und mittelgroße Gruppen gefolgt. Diese Geschäfte gingen recht gut. Fast jeder wollte zumindest eine Machete für sich erwerben, und viele hatten Bestellungen von Angehörigen dabei. Die Meisten hatten tatsächlich zuvor Sorge getragen, die Waren zu beschaffen, die Lena am dringendsten haben wollte, und so musste kaum jemand enttäuscht werden. Die Balazuma kannten ihr Gebiet und wussten bei vielen der gewünschten Substanzen schon genau, wo sie sie hernehmen konnten, hatte Xengatcha Lena erklärt. Trotzdem mussten sie teils erst einmal lange Wege zurücklegen, um sich mit genügend davon für einen Handel einzudecken. Deswegen und weil sie lieber mit Xengatcha, der die Fremden schon etwas kannte, zusammen dort hin wollten, waren sie erst so spät aufgetaucht.
„Wir haben heute einen guten Abschluss gemacht“, schätzte Velinas, der sich immer noch am besten mit dem Wert der verschiedenen Waren auskannte. „Durch die vielen Sachen, die wir verschenken mussten, werden wir bestimmt nicht so reich davon, wie wir am Anfang gedacht haben. Aber unsere Expedition ist kein Misserfolg mehr. Vielleicht fällt der Einstieg in den Seehandel kleiner aus als angedacht, aber soweit ich die Zahlen im Kopf habe, dürfte es gut hinhauen, dass er überhaupt stattfinden kann.“
„Das heißt dann wohl, dass wir weitere ähnliche Expeditionen unternehmen müssten, damit diese Art von Geschäft weitergehen kann, oder?“, fragte Alf mit sichtlichem Missbehagen.
„Ich weiß noch nicht, wie das werden wird“, gestand Lena ein. „Ich sehe, dass wir so was nicht allzu oft machen können, weil wir es einfach nicht durchhalten
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